Katholische Reichsfrauenorganisation Österreichs

Namen und Abkürzungen
Katholische Reichs-Frauenorganisation für Österreich
KRFO (Abkürzung)
KRFOÖ (Abkürzung)
Katholische Frauenschaft Österreichs (Namensänderung)
Katholische Frauenorganisation Österreichs
KFO (Abkürzung)
Gründung
26.11.1907
Auflösung
1938
Sitz
Linz, Graben 15 (ab 1925)
Wien (bis 1925)
Linz, Volksgartenstraße 18 (1930er)

FunktionärInnen und Mitglieder

Generalsekretärin

Präsidentin

Vizepräsidentin

Vorstandsmitglied

Organisationsstruktur

Historischer Überblick

Auf dem fünften Allgemeinen Katholikentag im November 1905 kam es zur Bildung eines provisorischen Frauenkomitees mit dem Auftrag Schritte zur Gründung einer Dachorganisation, unter der alle katholischen Frauenorganisationen zusammengefasst werden sollten, zu unternehmen. Die Organisierung der katholischen Frauen erfolgte im Vergleich zu den bürgerlichen und sozialdemokratischen Frauen relativ spät. Frauen waren erstmals Teilnehmerinnen und nicht nur Gäste am sechsten Katholikentag im November 1907 und dort wurde eine Resolution über die Konstituierung einer Katholischen Reichsfrauenorganisation Österreichs (KRFOÖ) verabschiedet. Die KRFOÖ hatte von Anfang an eine enge Bindung an den Adel und die Kirche. Die Leitungspersonen waren durchwegs adelige Frauen. Eine Ausnahme bildete Wien, wo die Leitung in den Händen bürgerlicher Akademikerinnen lag.

Die KRFOÖ war der Dachverband aller katholischen Frauenorganisationen, die nach Diözesan- oder Landesverbänden und innerhalb dieser wiederum nach Pfarren organisiert waren. Ziel war eine Vernetzung und ein Zusammenschluss katholischer Frauenvereine sowie deren Repräsentation nach außen. Die KRFOÖ begriff sich als "Trägerin der katholischen Frauenbewegung Österreichs" und hatte die höchste Mitgliederzahl aller Frauenvereine, die Anfang der 1930er Jahre zwischen 190.000 und 250.000 Frauen lag. Dieser Zusammenschluss sollte zur "Glaubensverteidigung" gegen alle den Glauben bedrohenden Strömungen, zur Stärkung des religiösen Lebens in der Familie sowie zur Unterstützung von Frauen in sozialen und wirtschaftlichen Fragen - wie die Arbeiterinnen- und Heimarbeiterinnenfrage - dienen. Es gab auch personelle Überschneidungen mit den katholischen Frauenberufsvereinen, die sich dezidiert der Vertretung der Interessen bestimmter weiblicher Berufsgruppen widmeten. Die Landesorganisationen in bäuerlicher Umgebung und enger Bindung an den Klerus, sahen ihre Aufgaben vorwiegend im sozial-karitativen Bereich, anders Wien (siehe dazu: Katholische Frauenorganisation Wien). Sie wirkten durch Schulen, Kurse, Exerzitien, Vorträge, Bildungsangebote und die Herausgabe von Zeitschriften. Theoretischer Hintergrund dabei war die Vorstellung einer Verschiedenheit von Mann und Frau, die sich ergänzten.

Vor dem Ersten Weltkrieg fanden zwei katholische Frauentage (1910, 1914) und ein internationaler katholischer Weltkongress (1912) in Wien statt. Hanny Brentano leitete zwischen 1912 und 1919 das Generalsekretariat und betreute die Zeitschrift "Österreichische Frauenwelt" redaktionell. Zur ersten Präsidentin wurde Melanie Zichy-Metternich gewählt, die nach ihrem Tod von ihrer Nichte Clementine Metternich abgelöst wurde (1919 bis 1925), ab 1925 bis 1934 war Franziska von Starhemberg die Präsidentin der Organisation, die auch den Vorsitz der Katholischen Frauenorganisation Oberösterreich inne hatte.

Nach 1918 und der Einführung des Frauenwahlrechts kam es zu einer Neubestimmung der KRFOÖ. Hatte bis dahin die Ablehnung des Frauenwahlrechts vorgeherrscht, so war das Frauenwahlrecht nun ein zentrales Thema auf katholischen Frauenversammlungen. Die KRFOÖ und ihre Landesorganisationen führten Schulungen der Frauen in staatsbürgerlichen "Pflichten" durch, riefen zur Wahl der Christlichsozialen Partei (CSP) – in der sie allein ihre Wertvorstellungen realisiert sahen – auf und gründeten politische Sektionen. Da es in der CSP keine Frauenorganisation gab, fungierten in der Ersten Republik die Katholischen Frauenorganisationen als Vorfeldorganisation. Politisch engagierte Frauen der KFOs wurden erst mit der Übernahme eines politischen Mandates zur christlichsozialen Parteipolitikerin. Obwohl sich die KRFOÖ als unpolitisch verstand, kamen viele der Mandatarinnen der CSP im Nationalrat und in den Landtagen aus ihren Reihen. Diese Politisierung von Teilen der Katholischen Frauenorganisationen kann auch eine Stückweit als eine Autonomisierung betrachtet werden. Die KRFOÖ und die KFOs wollten damit ihre Forderungen nach Vertretung der Fraueninteressen durch Frauen im Parlament vorantreiben und die Politik durch die weibliche Komponente ergänzen. Katholische Politikerinnen grenzten sich gegen "Frauenrechtlerei" ab und legitimierten ihre politische Betätigung damit, dass die Wesen der Geschlechter unterschiedlich seien und sie das "Weibliche" und "Mütterliche" in die Politik einbringen würden. Sie thematisierten daher Kinder- und Erziehungsfragen, Sozialpolitik, öffentliche Moral, Sittlichkeit und Mädchenbildung. Sie forderten das Verbot aller Verhütungsmittel, waren gegen die Reformierung des Scheidungsrechts und für strenge Verfolgung von Prostitution. Die CSP wurde mehrheitlich von Frauen gewählt. Auf aussichtsreichen Plätzen nominiert, wurden die Frauen allerdings nicht und sie beklagten, dass zu wenige und zeitweise auch keine Mandatarin im Parlament vertreten war.

1933 begrüßte die KRFOÖ die Ausschaltung des Parlaments und die Errichtung des autoritären Ständestaates. Sie erwartete die Etablierung einer auf der Ergänzung der Geschlechter aufbauenden christlichen Gesellschaftsordnung. Die Hoffnungen wurden enttäuscht, da Frauen kaum Vertretung in den politischen Gremien fanden und sich die Lebenssituation von Frauen verschlechterte. Unter dem Druck des ständestaatlichen Regimes kam es zu einem Zusammenrücken der legal verbliebenen bürgerlichen und katholischen Frauenvereine. Frauenpolitische Errungenschaften der Ersten Republik wurden zurückgenommen und das Zölibat für Beamtinnen wurde wiedereingeführt, Subventionskürzungen für Mädchenschulen wurden vorgenommen, usw.

Bis 1935 blieb die KRFOÖ trotz ihrer engen Bindung an CSP und Kirche ein relativ autonomer Frauenverband und erst mit der Eingliederung in die Katholische Aktion verlor sie ihre Autonomie an die Amtskirche, obwohl sie formal bis 1938 in der "Hauptstelle Frauen" weiterexistierte. Widerstand gegen diese Übernahme artikulierte sich in Wien. Enge personelle Verflechtungen gab es im autoritären Ständestaat in vielen Bundesländern zur Vaterländischen Front (VF) und insbesondere zum Frauenreferat der VF. Die Präsidentin der KRFOÖ war gleichzeitig Leiterin des Frauenreferats der VF.

verwendete Literatur und Quellen:

Das katholische Vereinsleben in Österreich. - In: Der katholische Almanach 2 (1933/34), 212
Kronthaler: Ambivalente politische Zielsetzungen der Katholischen Frauenbewegung Österreichs in der Zwischenkriegszeit. - In: Kirche in bewegter Zeit, 263-285
Schöffmann: Ein (anderer) Blick auf die katholische Frauenbewegung der Zwischenkriegszeit. - In: Österreich in Geschichte und Literatur 28 (1984) 3, 155-168

verfasst von: Lydia Jammernegg

Ausgewählte Publikationen

Bericht über den I. allgemeinen österreichischen katholischen Frauentag in Wien vom 29. März bis 2. April 1910 / hrsg. von der Katholischen Reichsfrauenorganisation Österreichs - Wien: Herder, 1910
Online Zugriff / ÖNB 476198-B.Neu
Bericht über den zweiten österreichischen katholischen Frauentag : Wien, 15. bis 19. April 1914 / Hrsg. von der Katholischen Reichsfrauenorganisation Österreichs - Wien: Selbstverlag, 1914
UBG I.f.Kirchen-u.K.Zeitgesch. XIVf 31,71WBR A 54920
Österreichische Frauenwelt : Monatsschrift für die gebildete Frau / hrsg. von der Katholischen Reichs-Frauenorganisation Österreichs. Für die Redaktion verantwortlich: S. Waitz. Red. von Hanny Brentano; ab 1919,1: Assunta Nagl - Brixen ; Wien: Tyrolia, 1911-1919
Online Zugriff / ÖNB 477382-B.Neu-Per

Quellen und Sekundärliteratur

Bandhauer-Schöffmann, Irene: Organisation und Politik katholischer Frauen im "Ständestaat" - In: Zeitgeschichte, Jg. 11 (1983/1984), Nr. 11/12, 349-375
Online Zugriff / ÖNB 1098696-B.Neu-Per
Bildung und Erziehung der katholischen Frauenpersönlichkeit - In: Reichspost, Jg. 41 (1. April 1934), Nr. 89, 16
Online Zugriff / ÖNB MF 945
Der dritte österreichische katholische Frauentag : die Eröffnung - In: Reichspost, Jg. 38 (28. Mai 1931), Nr. 146, 8
Online Zugriff / ÖNB MF 945
Dritter österreichischer katholischer Frauentag : Abschluß der Beratungen - In: Reichspost, Jg. 38 (31. Mai 1931), Nr. 149, 13
Online Zugriff / ÖNB MF 945
Dritter österreichischer katholischer Frauentag : Arbeiterin und Akademikerin - In: Reichspost, Jg. 38 (30. Mai 1931), Nr. 148, 7
Online Zugriff / ÖNB MF 945
Dritter österreichischer katholischer Frauentag : Probleme der Landfrau und der erwerbstätigen Frau - In: Reichspost, Jg. 38 (29. Mai 1931), Nr. 147, 10
Online Zugriff / ÖNB MF 945
Zum Abbau verheirateter weiblicher Bundesangestellter - In: Reichspost, Jg. 41 (12. Januar 1934), Nr. 10, 3-4
Online Zugriff / ÖNB MF 945

Material in Archiven und Sammlungen

  • Katholische Reichs-Frauenorganisation für Österreich: Statuten - In: DAW, Ordinariatsakten, Vereine (9/2) II/14
  • Reichsfrauencomité: Allgemeine Bestimmungen - In: DAW, Bischofskonferenzakten (10/1) 973