Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Gisela Urban arbeitete journalistisch in der Frauen- und der bürgerlichen Presse. Begonnen hatte sie bei der „Wiener Mode“ und schrieb schließlich für die „Neue Freie Presse“, das „Neue Wiener Abendblatt“, das „Neue Wiener Journal“, das „Neue Wiener Tagblatt“, „Der Bund“, die „Mitteilungen der Vereinigung der arbeitenden Frauen“ und die „Zeitschrift für Frauenstimmrecht“. Eine große Zahl an Artikeln veröffentlichte sie auch in „Die Österreicherin“.
Sie war eine wichtige Vertreterin der Frauenbewegung als Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des Österreichischen Frauenstimmrechtskomitees (des späteren Österreichischen Staatsbürgerinnenverbandes) sowie in der Pressekommission und als stellvertretende Vorsitzende im Bund Österreichischer Frauenvereine (BÖFV).
Sie gehörte zu denjenigen im BÖFV, die in den 1930er Jahren die Entwicklungen hin zum autoritären Ständestaat begrüßten. Nach 1935 und der Eingliederung des BÖFV in das Frauenreferat der Vaterländischen Front (VF) wurde sie Mitarbeiterin im Frauenreferat der VF in der Arbeitsgemeinschaft für kulturelle Belange.1942 wurde sie in das KZ Theresienstadt deportiert und dort ermordet.
verwendete Literatur und Quellen:
Das Frauenstimmrecht, 6
Wer ist's?
Lexikoneinträge
biografiA
Urban, Gisela; geb. Stern (1871–1943), Journalistin und Funktionärin
Urban Gisela, geb. Stern, Journalistin und Funktionärin. Geb. Teschen, Schlesien (Cieszyn, PL), 23. 11. 1871; gest. KZ Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren (CZ), 3. 3. 1943; mos., 1904 aus der IKG ausgetreten. Tochter des Kaufmanns Julius Stern und der Anna Stern, geb. Brauner, Mutter des Druckfachmanns Gerhard Ludwig U. (geb. Wien, 20. 4. 1904), der 1931–38 in Wien bei der Fa. Waldheim-Eberle arbeitete; verheiratet mit dem Buchdruckereiinhaber Emil U. (geb. 11. 10. 1870; gest. Wien, 7. 6. 1942). – U. besuchte die Bürger- und die Handelsschule und nahm danach Privatunterricht in Literatur und Sprachen. Ab ca. 1900 arbeitete sie als Sekr. bei der „Wiener Mode“, ab 1905 red. sie deren Beil. „Im Boudoir“ und verf. selbst zahlreiche Beitrr., die sich einerseits mit der Organisation der Frauenbewegung, deren prominenten Vertreterinnen, Bildungs- und sozialen Einrichtungen für Frauen sowie der rechtl. Stellung der Frau befassten, andererseits auch belletrist., haus- und ernährungswirtschaftl. Inhalts waren. Ab 1907 wirkte sie in der Bewegung für das Frauenstimmrecht und im Bund Österr. Frauenver. (Mitbegründerin des Frauenstimmrechtskomitees, Mitgl. und später Vors. der Pressekomm. des Bunds), in dessen Z. „Der Bund“ sie 1910–18 publ. Ab 1910 regelmäßige Mitarb. an der Frauenrubrik des auflagenstarken Montagsbl. „Der Morgen“. 1913 wurde U. Vorstandsmitgl. des 1. Wr. Consum-Ver., red. das Ver.bl. „Mein Haushalt“ und 1924–36 auch den vom Ver. hrsg. Kal. „Das Tagebuch der Hausfrau“. Im Auftrag des Bunds und staatl. Behörden verf. sie während des 1. Weltkriegs zwei Broschüren für Hausfrauen, die Auswege aus dem Mangel und der starken Verteuerung der Lebensmittel aufzeigen sollten. 1915 erschien der von ihr red. „Frauen-Kriegskalender“ und sie organisierte Vortragsreihen über Ernährung im Krieg. Außerdem engagierte sie sich in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen für die Rückführung von Kriegsgefangenen und war Mitgl. des Frauenstimmrechtsver. Anfang der 1920er-Jahre wandte sich U. öff. entschieden gegen Budgetkürzungen und die drohende Schließung von schul. Einrichtungen für Mädchen und stellte die Idee der Schaffung einer Hausfrauenkammer als Interessensvertretung zur Diskussion. Weiters setzte sie sich für eine Hebung der Wohnkultur ein, für die sie nicht nur in Form von Artikeln warb, sondern auch gem. mit namhaften Architekten die Aktion Modernes Wohnen startete. Anfang der 1930er-Jahre war sie an der Seite von →Marianne Hainisch stellv. Vors. des Bunds Österr. Frauenver., obwohl sie sich nicht für die schon 1927 propagierte Frauenpartei erwärmen konnte. U., die im Frühjahr 1930 den Internationalen Frauenkongress in Wien mitorganisierte, war in der internationalen Frauenbewegung gut vernetzt und in ihren Beitrr. stets um eine internationale Perspektive bemüht, musste ihre internationale Präsenz während des Ständestaats aber einschränken. 1927–38 war sie ständige Mitarb. der Z. des Bunds, „Die Österreicherin“, für die sie zahlreiche Beitrr. zu verschiedensten Themen verf., insbes. zu Fragen der Hauswirtschaft. Sie schrieb außerdem für zahlreiche dt. und heim. Tagesztg. wie die „Neue Freie Presse“, das „Neue Wiener Tagblatt“, das „Neue Wiener Journal“ sowie sozialdemokrat. Frauenblätter und war Mitarb. der Z. „Die Hausfrau“ und der meisten anderen Frauenzeitschriften. Als Reaktion auf das von der Regierung Schuschnigg verabschiedete Doppelverdienergesetz, das sich tendenziell gegen berufstätige Frauen wandte, sprach sich der Bund gegen den Abbau von Lehrerinnen aus und U. initiierte 1935 eine Befragung unter mehr als 1.000 Frauen, deren Ergebnisse die Notwendigkeit weibl. Berufstätigkeit untermauern sollten. U. war Mitgl. der Organisation Wr. Presse und des Journalisten- und Schriftstellerver. „Concordia“ (ab 1923). Im August 1942 wurde sie in das KZ Theresienstadt deportiert.
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- Pressestimmen - In: WBR/TBA, Dokumentation, TP-053462