FunktionärInnen und Mitglieder
Ehrenpräsidentin
Generalsekretärin
- Benesch, Elvira (?-1935)
Präsidentin
- Kapral, Emma (1935-1936)
- Motzko, Alma (1924-1935)
- Thun, Gabriele (1936-1938)
Vizepräsidentin
- Kerstan, Maria (1927)
- Pölzl, Lotte (1935)
- Resch, Leopoldine (1927)
- Schlösinger, Marie (1927)
- Strobl, Anna (1927)
- Wanicek, Marie (1935)
Vorstandsmitglied
- Grund, Anna (1929)
- Kapral, Emma (1929)
- Kurzbauer, Josefine (1929)
- Schirmer, Aloisia
- Schlösinger, Angelina (1929)
- Walter, Gabriele (1929)
- Wanicek, Marie (1929)
- Wolf, Berta (1929)
- Wolfring, Mina (1929)
Organisationsstruktur
- Verband katholischer Beamtinnen und weiblicher Angestellter
- Verband katholischer erwerbstätiger junger Mädchen, Wien (bis 1928)
- Verein christlicher Hebammen für die Erzdiözese Wien
- Verein katholischer Lehrerinnen Österreichs (ab 1918)
- Verein Soziale Frauenschule
- Vereinigung der katholischen Fürsorgerinnen und Sozialbeamtinnen Österreichs
Historischer Überblick
Die Katholische Frauenorganisation (KFO) Wien war einer der Mitgliedsvereine der Katholischen Reichsfrauenorganisation Österreichs (KRFOÖ) und die mitgliederstärkste Landesorganisation neben Oberösterreich. Gegenüber der Amtskirche wurden eigenständige Positionen, im Gegensatz zu den anderen Landesorganisationen der KRFOÖ, artikuliert und eine zu enge Bindung an die Pfarren abgelehnt. Alma Motzko, die langjährige Präsidentin, spielte dabei eine wichtige Rolle.
Im Zentrum des Selbstverständnisses als "Frauenbewegung" stand der Protest gegen wirtschaftliche und soziale Benachteiligungen von Frauen in der Gesellschaft und dem sollte Abhilfe geschaffen werden. Damit grenzte sich die KFO Wien gegen religiös karitative Frauenvereine ab und führte einen Diskurs über die Stellung der Frau entsprechend der theoretischen Annahme einer Differenz und Ergänzung der Geschlechter. Die KFO Wien wollte den Frauen ein selbständiges Leben ermöglichen und versuchte dafür die Infrastruktur an Frauenräumen bereitzustellen. Anfang der 1930er Jahre standen eine Soziale Frauenschule, ein Studentinnenheim, ein Altenheim, Ferienheime, ein Klub, zwei Frauenzeitschriften und ein Hotel zur Verfügung. Alle diese Projekte wurden durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert. Mit dem Ankauf eines Hotels 1932 in der Kleinen Sperlgasse in Wien 2 verschuldete sich der Verein und dies wurde der Vereinsleitung im Zuge der Eingliederung in die Katholische Aktion (KA) zu Lasten gelegt.
Die KFO Wien wurde 1933 durch einen einstimmigen Beschluss des Vorstands Mitglied der Vaterländischen Front. Die Umgestaltung in einen autoritären und "christlichen" Ständestaat ließ organisierte Katholikinnen neue Partizipationsmöglichkeiten erhoffen. Der gemeinsame Kampf mit den bürgerlichen Frauen, für die Einführung einer Hauswirtschaftskammer und gegen Einschränkungen der Erwerbsarbeit von Frauen, war nicht erfolgreich und der Ausschluss der Frauen aus der Politik fast vollständig.
In der Konsolidierungsphase des autoritären Regimes übernahm die Katholische Kirche die Auflösung der autonomen Katholischen Frauenorganisationen. Gegen den vehementen Widerstand der Funktionärinnen der KFO Wien kam es zur Neuorganisierung und Eingliederung in die KA. In einer außerordentlichen Generalversammlung am 10. April 1935 wurde die Einordnung in die KA erzwungen. Es wurde festgelegt, dass künftig die Funktionärinnen nicht mehr gewählt werden sollten, sondern vom Kardinal zu bestimmen seien. Die Mitgliedsbeiträge gingen an die KA und diese finanziellen Einbußen machten dem Verein große Schwierigkeiten. Motzko blieb noch bis November 1935 in der Leitungsfunktion, dann traten sie und die Generalsekretärin Elvira Benesch zurück. Kurz darauf wurde der gesamte Vorstand entlassen und vom Kardinal eine der kirchlichen Führung nahestehende Person, Emma Kapral, als provisorische Leiterin eingesetzt. Ein Jahr später wurde eine Adelige, Gabriele Thun, Präsidentin, die die Aufgabe hatte, die KFO Wien ins "pfarrliche" zu führen, gegen den weiterbestehenden Widerstand der Funktionärinnen. Irene Schöffmann stellt fest, dass die autonome Frauenpolitik und der Einsatz für die Frauenrechte innerhalb des Katholizismus in dem Moment zu Ende ging als die Amtskirche die Emanzipationsbestrebungen der KFO nicht mehr duldete. Formell existierte die KFO Wien bis zur Auflösung durch die Nationalsozialisten 1938 weiter.
verwendete Literatur und Quellen:
Motzko-Seitz: Die katholische Frauenbewegung in Österreich. - In: Frauen-Kalender (1927), 141-149
Schöffmann: Ein (anderer) Blick auf die katholische Frauenbewegung der Zwischenkriegszeit. - In: Österreich in Geschichte und Literatur 28 (1984) 3, 155-168
Schöffmann: Die bürgerliche Frauenbewegung im Austrofaschismus, 214-242
Unser Jubiläumsjahr 1932. - In: KFO-Arbeit 1 (1932) 1
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- Katholische Frauen-Organisation für die Erzdiözese Wien: Frauentagung - In: DAW, Ordinariatsakten, Vereine
- Katholische Frauenorganisation: Vereinsauflösung - In: DAW, Ordinariatsakten, Vereine (5/1)
- Katholische Frauenorganisation - In: DAW, Bischofsakten, Innitzer (12/6)
- Katholische Aktion: Hauptstelle Frauen - In: DAW, Nachlass Karl Rudolf (19/6)
- Katholische Frauenorganisation - In: DAW, Gestionsprotokoll des erzbischöflichen Ordinariats Wien 1063
- Katholische Frauenorganisation: Lola Marschall - In: DAW, Gestionsprotokoll des erzbischöflichen Ordinariats Wien 8706
- RGVA, Katholische Frauenorganisation für die Erzdiözese Wien Fond 690, 1
- RGVA, Katholische Frauenorganisation Wien Fond 620, 2