Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Johanna Weiß wuchs in der Steiermark in einer Handwerkerfamilie auf und kam als vierzehnjährige Dienstbotin bzw. Hausgehilfin nach Wien. Sie war über zwei Jahrzehnte in einem Beruf tätig, in dem ein großer Teil der damaligen weiblichen Berufstätigen ohne rechtliche und soziale Absicherung arbeitete und kannte insofern die Arbeitsbedingungen genau.
1909 gründete sie mit Unterstützung der Katholischen Frauenorganisation Niederösterreich den Verband christlicher Hausgehilfinnen und wurde dessen Präsidentin. Sie engagierte sich für die Einführung eines Dienstvertrages. Zusammen mit Hildegard Burjan, der ersten christlichsozialen Politikerin im Parlament, arbeitete Johanna Weiß am "Hausgehilfinnengesetz", das 1920 vom Nationalrat verabschiedet wurde. Dies brachte Verbesserungen bezüglich der Arbeitszeitdauer, des Urlaubsanspruchs, einer Kranken- und Altersversicherung sowie der Kündigungsfrist.
Weiters engagierte sie sich als christlichsoziale Abgeordnete im Niederösterreichischen Landtag und war im erweiterten Vorstand der Katholischen Reichfrauenorganisation Österreichs.
verwendete Literatur und Quellen:
Sohn-Kronthaler: Kurzbiographien prägender Frauen der steirischen Kirchengeschichte. - In: Frau. Macht. Kirche., 139-152
Lexikoneinträge
biografiA
Weiss Johanna; Verbandsfunktionärin und Frauenrechtsaktivistin
Geb. Mureck, Stmk. 15. 5. 1874
Gest. Wien, 11. 11. 1932
Herkunft, Verwandtschaften: Entstammte einer Arbeiterfamilie. Vater: Schuhmacher in Mureck.
Laufbahn: Wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, mit 9 Jahren „Brotmädl“ (Kundenzustellung) für eine Bäckerei, Aushilfe in einem Gasthaus; 1888 –1914 Hausgehilfin, Stellungen in Wien und am Landsitz des Baron Meysenburg in der Prein, auch Wirtschafterin; Kontakt zu katholischen Arbeiterführern und zur katholischen Frauenbewegung. 1909 Mitbegründerin und 1911 Vorsteherin des Verbandes der christlichen Hausgehilfinnen, Bezirksleiterin des politischen Vereins „Frauenrecht“ in Wien IV., 1912 Eröffnung des ersten „Durchzugsheims“ für stellenlose Hausgehilfinnen. 1917 Gründung des Reichsverbandes der christlichen Hausgehilfinnen als Zusammenschluss der Landesverbände in den Kronländern. 1919 –1922 verantwortlich für das Blatt „Die Hausgehilfin“. Andauerndes Engagement für die Hebung und soziale Sicherung des Hausgehilfinnenberufs, 1919/20 christlich-soziale Abgeordnete im niederösterreichischen Landtag. 1929 Fürsorgerätin.