Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Leopoldine Kulka war die Tochter von Marianne Brandeis und dem Journalisten und Schriftsteller Adolf Kulka. Ihr Vater hatte in Prag und Wien Philosophie und Jus studiert und an der 1848er Revolution lebhaften Anteil genommen. Von ihm stammt wahrscheinlich ihre Affinität zum Schreiben in Verbindung mit einem starken Freiheitsbewusstsein.
1904 begann ihre Mitarbeit in der vom Allgemeinen Österreichischen Frauenverein (AÖFV) gegründeten Rechtsschutzstelle für Frauen. Sie gilt als eine der Lieblingsschülerinnen Auguste Fickerts. Nach deren Tod übernahm sie ab 1911 die Vizepräsidentinnenschaft im AÖFV. Sie war mit Christine Touaillon und Emil Fickert bis 1918 Mitherausgeberin des "Neuen Frauenlebens", des Vereinsorgans des AÖFV. Mit zahlreichen Artikeln, Kongressberichten, Übersetzungen und Rezensionen war sie zentrale Autorin der Zeitschrift und unerschrockene Kämpferin für die Sache der fortschrittlichen Frauenbewegung.
Als antiklerikale Feministin kommentierte sie die Machtpolitik der Christlichsozialen in Wien mit scharfer Kritik. Ebenso verfolgte sie die Entwicklung der katholischen Frauenbewegung, wie den Christlichen Wiener Frauenbund, mit kritischer Aufmerksamkeit. Die religionskritische und antikonfessionelle Haltung Kulkas verband sich mit einer deutlichen Benennung von Antisemitismus, wie er beim zweiten österreichisch-katholischen Frauentag im Jahr 1914 durch verschiedene politische und kirchliche Repräsentanten zum Ausdruck kam.
Während des Ersten Weltkrieges wandte sie sich der Frauenfriedensbewegung zu und war Mitgründerin des österreichischen Zweiges der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit. 1915 nahm sie gemeinsam mit Olga Misar und Helene Lecher vom AÖFV sowie Francis Wolf-Cirian und Berta Fröhlich von anderen Frauenvereinen am Internationalen Frauenfriedenskongress in Den Haag teil, 1919 war sie in Zürich dabei.
Leopoldine Kulka verstarb im Jänner 1920 an der Grippe.
verwendete Literatur und Quellen:
Malleier: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890-1938
Österreichisches biographisches Lexikon
Lexikoneinträge
Österreichisches biographisches Lexikon
Kulka Leopoldine, Schriftstellerin. * Wien, 31. 3. 1872; + Wien, 2. 1. 1920. Schloß sich schon früh dem Allg. österr. Frauenver. A. Fickerts an, dem äußersten linken Flügel der freiheitlichen bürgerlichen Frauenbewegung. Sie vertrat seine Grundsätze zunächst in dessen erster Z. den "Dokumenten der Frauen" (1899-1902). Als diese 1902 andere Bahnen einschlugen, übernahm der Allg. österr. Frauenver. die Ms. "Frauenleben" von H. Littmann und führte sie nun als "Neues Frauenleben" weiter. K. war eine der eifrigsten Mitarbeiterinnen und übernahm 1911 gem. mit Ch. Touaillon und A. Fickert die Hrsg. des Bl. Ab 1911 leitete sie den Ver. als 1. Vizepräs. und betätigte sich in der ihr besonders am Herzen liegenden Rechtsschutzkomm. des Ver. 1917 gründete sie mit E. Beer-Angerer die "Friedenspartei" als Sektion ihres Ver. und kämpfte unermüdlich - auch in eigenen Friedensheften und Versmlg. für Frieden und Völkerverständigung. Dem Bund österr. Frauenver. war sie zunächst - wie A. Fickert seit 1906 - fern geblieben, hatte aber nach 1918 eine weniger "konservative" Haltung erhofft und meldete nun als gewähltes Vorstandmitgl. des Bundes den Wiedereintritt ihres Ver. an (28.-30. Juni 1918. 10. Generalversmlg. des Bundes).
biografiA
Kulka Leopoldine; Schriftstellerin und Vereinsfunktionärin
Geb. Wien, 31.3.1872
Gest. Wien, 2.1.1920
Laufbahn: L. K. schloss sich schon früh dem Allgemeinen Österreichischen Frauenverein Auguste Fickerts an, dem linken Flügel der freiheitlichen bürgerlichen Frauenbewegung. 1902 übernahm der Allgemeine Österreichische Frauenverein die Monatsschrift „Frauenleben“ von H. Littmann und führte sie nun als „Neues Frauenleben“ fort. L. K. war eine eifrige Mitarbeiterin und übernahm 1911 gemeinsam mit Christine Touaillon und Auguste Fickert die Herausgabe des Blattes. Ihr erster Artikel ist die Rezension eines Romans von Emmy von Edidy (NFL, 1902, Nr. 4), ihr zweiter längerer Artikel zur Reformtracht-Bewegung in Wien erschien 1904. Weitere Artikel und regelmäßige Mitarbeit am NFL ab 1904. Mit über 100 Artikeln, die vor allem im „Neuen Frauenleben“ erschienen, ist L. K. die zentrale Stimme dieser Zeitung und eine wichtige Protagonistin des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung. Ihre Affinität zum Schreiben könnte L. K. von ihrem Vater Adolf Kulka vermittelt bekommen haben, der als Schriftsteller, Journalist und Redakteur tätig war und als einer der ersten zensurfreie Gedichte nach der 1848-er Revolution veröffentlichte. Ab 1911 leitete L. K. den Verein als 1. Vizepräsidentin und betätigte sich in der ihr besonders am Herzen liegenden Rechtsschutzkommission des Vereins. Während des Ersten Weltkrieges wandte sich L. K. außerdem der Frauenfriedensbewegung zu und war Mitglied der 1919 auf dem Internationalen Frauenkongress in Zürich gegründeten „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“, die aus dem auf dem Haager Internationalen Frauenkongress 1914 gegründeten „Internationalen Frauenkomitee für dauernden Frieden“ hervorgegangen war, an der sie ebenfalls teilgenommen hatte. 1917 gründete sie mit E. Beer-Angerer die „Friedenspartei“ als Sektion ihres Vereins und kämpfte, auch in eigenen Friedensheften und Versammlungen, für Frieden und Völkerverständigung. Dem Bund Österreichischer Frauenvereine war sie zunächst – wie A. Fickert seit 1906 – fern geblieben, hatte aber nach 1918 eine weniger „konservative“ Haltung erhofft und meldete nun als gewähltes Vorstandsmitglied des Bundes den Wiedereintritt ihres Vereins an (28.–30. Juni 1918, 10. Generalversammlung des Bundes).