FunktionärInnen und Mitglieder
Arbeitsleiterin
- Federn, Else (1901-1938)
- Löhr, Helene (1938)
Ausschussmitglied
- Blaustein, Melanie (1906)
- Boscovitz, Mina (1906)
- Federn, Ernestine (1906)
- Holzer, Marie (1929)
- Lang, Marie (1929)
- Löhr, Grete (1906)
- Rösler, Dora (1906)
- Steinach, Antonie (1929)
- Teleky, Dora (1929)
- Wiener, Clementine
- Zeileis, Friederike (1929)
Förderin
Kassierin
- Kornfeld, Marie (1922-1938)
- Stern, Flora (1906-1929)
Mitbegründerin
Präsidentin
- Hainisch, Henriette (1930er)
- Renner, Karl (1901-1903)
- Zeileis, Friederike (1903-1907)
stellvertretende Arbeitsleiterin
- Lieben. Greta (1907-1919)
- Löhr, Grete (1908-1915)
- Pokorny, Marianne (1922-1938)
- Seyss-Inquart, Irene (1922-1938)
Vizepräsidentin
- Kolm, Betty (1909-)
- Lang, Marie (1901-1909)
- Zeileis, Friederike (1907-1920)
Vorstandsmitglied
- Boscovitz, Mina (1929)
- Elias-Arnim, Ilse (1935)
- Federn, Else (1935)
- Hainisch, Henriette (1935)
- Lederer, Marie (1929-)
- Löhr, Grete (1929)
- Löhr, Helene (1929)
- Pokorny, Marianne (1935)
- Stern, Erna (1935)
- Stern, Flora (1935)
Organisationsstruktur
- Bund Österreichischer Frauenvereine (1902-?)
Historischer Überblick
Am 8. Februar 1901 konstituierte sich in Wien der Verein Settlement nach dem Vorbild der englischen Settlements. Die Intitative dafür war von Marie Lang und Else Federn, der späteren langjährigen Arbeitsleiterin des Settlement ausgegangen. Dem Zentralausschuss des Vereins gehörten sowohl Männer als auch Frauen an. Unter ihnen befanden sich mehrere Aktivistinnen der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung wie Marianne Hainisch, Amélie von Langenau und Lydia von Wolfring.
Ziele des Vereins waren laut Statuten “die Anbahnung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Besitzlosen und der besitzenden Classe und die Hebung des geistigen, körperlichen und sittlichen Niveaus der armen Bevölkerung ... , jedoch unter Ausschluss jeder politischen Thätigkeit“. Der aus einer jüdischen Familie stammende Eigentümer der berühmten Ottakringer Bierbrauerei Moritz Kuffner stellte dem Settlement das erste Quartier zur Verfügung. Es war ein kleines, einstöckiges Arbeiterhaus mit Garten in der Friedrich Kaisergasse 51 im Wiener ArbeiterInnenbezirk Ottakring. Zu einem eigenen Haus kam der Verein erst im Jahr 1918. Der Betrieb in der Friedrich Kaisergasse wurde am 15. Oktober 1901 aufgenommen.
Die Aktivitäten umfassten einen Kindergarten, eine Hort für Kinder zwischen drei und 14 Jahren und eine Ausspeisung. Es wurden Ferienkolonien organisiert und schulentlassene Kinder bei ihrer Berufswahl beraten. Die Jugendlichen trafen sich im Settlement zum Turnen und Spielen, zu Kursen, Vorträgen, Musikabenden und Theateraufführungen. Aus den wöchentlich stattfindenden „geselligen Abenden“ entwickelten sich zuerst der Mütter- und der Mädchenabend und später die Burschen- und Männerabende. Es gab eine Mütterberatung mit ärztlicher Betreuung und einen Verleih von Babywäsche und Badewannen. Besonders wichtig war die Tuberkulosefürsorge. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Kapazität der Ausspeisung erhöht und auch auf Erwachsene ausgedehnt sowie Näh- und Strickstuben für arbeitslose Frauen eingerichtet. In der Zwischenkriegszeit wurde das „Ottakringer Settlement“ zu einem Zentrum der offenen und halboffenen Fürsorge im Bezirk. Jährlich fanden zwei- bis dreitausend Kontakte mit Hilfesuchenden statt. Am dreißigsten Jahrestag seines Bestehens 1931 eröffnete der Verein Settlement ein Jugendheim im 18. Wiener Gemeindebezirk. Eine weitere Initiative, die vom Settlement gefördert wurde, war ein Obdachlosenasyl für junge Mädchen.
Das Aus kam für das Settlement - wie für so viele andere Vereine - mit der Machtübernahme der NationalsozialistInnen im März 1938 und der so genannten „Stillegung“ der Vereine, von dem auch der Verein Settlement betroffen war. Zum 1. Juli 1938 wurden MitarbeiterInnen gekündigt, der Verein Settlement wurde zum 31. Juli liquidiert.
Die Wiederaktivierung des Settelements begann unmittelbar nach Kriegsende. Aufgrund von Vertreibung und Deportation insbesondere jüdischer MitarbeiterInnen im Settlement, waren es in der Nachkriegszeit überwiegend nichtjüdische Mitarbeiterinnen aus der Vorkriegszeit, die den Wiederaufbau des Settlements betrieben. Die Gebäude des Vereins waren mit der erzwungenen Vereinsauflösung 1938 von der NSDAP enteignet und im Jahr 1940 an Private verkauft worden. Erst nach langwierigen Bemühungen gingen die Gebäude schließlich im Jahr 1950, beschädigt und ohne Mobiliar, wieder in den Besitz des Settlements über. Ungeachtet dieser Umstände wurde mit der Arbeit gleich nach Kriegsende wieder begonnen. Die ersten Vorarbeiten durch drei ehemalige Settlementmitarbeiterinnen fanden bereits im Mai 1945 statt. Die praktische Settlementarbeit wurde am 5. August 1945 wieder aufgenommen.
verwendete Literatur und Quellen:
Malleier: Ottakringer Settlement
Statuten des Vereines Settlement (Volksheim)
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- SFN, Nachlass Verein Wiener Settlement NL 94