Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Else Federn war die zentrale Figur und jahrzehntelange Leiterin des Verein Wiener Settlement. Sie war die Tochter von Ernestine Federn und dem Arzt Josef Salomon Federn. Else Federn hatte fünf Geschwister, vier Brüder und eine Schwester, die Anarchosyndikalistin Etta Federn. Im Gegensatz zu Else, die das Judentum nicht verließ, konvertierten einige ihrer Geschwister später zum Christentum.
Else Federn war zur Zeit der Gründung des Settlements Mitte zwanzig. Als Mädchen hatte sie die Schule des Wiener Frauen-Erwerb-Verein besucht. Die Settlementarbeit lernte Else Federn auf Anregung von Marie Lang in England aus eigener Anschauung kennen. Es gelang ihr, im Sommer des Jahres 1900 im ältesten Frauen-Settlement, dem Londoner „Women’s University Settlement“, aufgenommen zu werden, dort mitzuarbeiten und andere Settlements zu besuchen. Was sie an den Settlements besonders beeindruckte, waren die Sachlichkeit der Vereinsarbeit, die „glänzende Disziplin“ der englischen Erziehung und die gleichberechtigte Teilnahme an der Selbstverwaltung der Settlements durch die BesucherInnen, die MitarbeiterInnen (sogenannte Residents) und die LeiterInnen.
In ihrem Engagement für das Ottakringer Settlement erhielt sie von Anfang an die Unterstützung ihrer Familie. Erst nach dem Ersten Weltkrieg, als der Verein einen Häuserblock in der Lienfeldergasse, Ecke Effingergasse im Wiener ArbeiterInnenbezirk Ottakring erworben hatte, übersiedelte Else Federn ins Settlement. Später zogen auch ihre Eltern dorthin und ihre Mutter leitete zwei Jahrzehnte lang die beliebten und gut besuchten Mütterabende im Settlement. Anfang der 1930er Jahre trat Else Federn wegen der schwierigen Finanzlage des Vereins als Arbeitsleiterin zurück und offiziell in den Ruhestand, blieb aber weiterhin ehrenamtlich in dieser Funktion tätig.
Im Oktober 1938 flüchtete sie vor den NationalsozialistInnen nach England, wo sich zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere ihrer Brüder befanden. Sie pflegte Kontakte zu anderen Flüchtlingen aus Österreich und bemühte sich für Wiener FreundInnen um Einreisebewilligungen nach England und Kanada. Ende März 1939 übersiedelte sie in das University Settlement nach Bristol. Wie ihren Briefen zu entnehmen ist, litt Else Federn nicht nur unter der Entwurzelung, sondern auch an der erzwungenen Untätigkeit und all den unvollendeten Plänen. Else Federn erlebte zwar das Kriegsende noch, doch war es ihr nicht mehr möglich, nach Wien und an ihre heiß geliebte Arbeitsstätte zurückzukehren. Sie starb im University Settlement in Bristol am 28. Jänner 1946 im Alter von 71 Jahren.
Am 20. Oktober 1946 lud Marianne Pokorny, Else Federns Freundin und Mitarbeiterin, im Namen des wiedererstandenen Vereins Settlement in Wien zu einer Gedenkfeier für Else Federn. Sie fand im Volksheim am Ludo Hartmann-Platz, der heutigen Volkshochschule Ottakring, im 16. Wiener Gemeindebezirk statt. Anfang März 2012 wurde die Grünanlage zwischen der Heigerleinstraße 46 und 66 nach Else Federn benannt.
verwendete Literatur und Quellen:
Malleier: Das Ottakringer Settlement
Lexikoneinträge
biografiA
Federn Else; Frauenrechtsaktivistin und Fürsorgerin
Geb. 1873 (1874)
Gest. Bristol, Großbritannien, 23. 1. 1946 (28.1.)
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von Ernestine Federn, geb. Spitzer und dem Arzt Josef Salomon Federn. 5 Geschwister, u. a. Paul (1871–1950), Psychoanalytiker und Marietta (1883–1951), verh. Kohlhaas.
Ausbildungen: Schule des Frauenerwerbvereins.
Laufbahn: E. F. war die zentrale Figur und jahrzehntelange Leiterin des Vereins Wiener Settlement. Als Marie Lang die Konzeptionen der Internationalen Settlement-Bewegung vom Londoner Frauenkongreß 1899 nach Wien brachte und hier propagierte, begann E. F. mit dem Aufbau des Wiener Settlement, welches 1901 eröffnet wurde. Die Settlementarbeit hatte sie in England aus eigener Anschauung kennengelernt. Es gelang ihr, im Sommer des Jahres 1900 im ältesten Frauen-Settlement, dem Londoner „Women’s University Settlement“, aufgenommen zu werden, dort mitzuarbeiten und andere Settlements zu besuchen. Sie war über Jahrzehnte die Arbeitsleiterin des Wiener Settlement. Anfang der 1930er Jahre trat E. F. wegen der schwierigen Finanzlage des Vereins als Arbeitsleiterin zurück und offiziell in den Ruhestand, blieb aber weiterhin ehrenamtlich in dieser Funktion tätig. Im Oktober 1938 flüchtete sie vor den Nationalsozialisten nach England, wo sich zu diesem Zeitpunkt bereits einige ihrer Brüder befanden.
Ausz., Mitglsch.: Verkehrsflächenbenennung: 2012 Else-Federn-Park in 1160 Wien. Mitglied der Pressekommission des Bundes Österreichischer Frauenvereine (gegr. 1902); weitere Frauen, die an der Initiierung und am Ausbau des Wiener Settlement beteiligt waren, waren u. a. Marie Lang, Betty Kolm, Grete Löhr und Friederike Zeileis; gehörte dem Zentralausschuss des Vereins „Ottakringer Settlement“ an (Aufruf. In: Dokumente, 1901, Nr. 22, S. 707–709).
W.: Veröffentlichungen in Zeitschriften der Frauenbewegung zu Fragen der Fürsorge.