Königswarter, Charlotte von

Namen und Abkürzungen
Wertheimstein, Charlotte von (Geburtsname)
Königswarter, Charlotte
Geburtsdaten
2.12.1841, Wien
Sterbedaten
13.03.1929, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Vereinsfunktionärin

Funktionen und Mitgliedschaften

Israelitische Kinderbewahranstalt, Wien: Leiterin
Israelitisches Mädchen-Waisenhaus: Präsidentin

Biografie

Charlotte von Königswarter wurde am 2. Dezember 1816 als Edle von Wertheimstein geboren und stammte – wie auch ihr Mann Moriz Freiherr von Königswarter (1837–1893), Bankier, Großhändler und Politiker, den sie 1860 heiratete – aus einer einflussreichen, wohlhabenden Familie des jüdischen Bürgertums in Wien, die Wirtschaft und Politik ebenso prägten wie die Wohlfahrt.

Als eine der Protagonistinnen der Wiener Frauenwohltätigkeitsvereine genoss Charlotte von Königswarter großes gesellschaftliches Ansehen. 55 Jahre lang war sie Präsidentin des Israelitischen Frauenwohltätigkeitsvereins Wien, gemeinsam mit Rosa Zifferer leitete sie den „Verband zur Unterstützung armer israelitischer Wöchnerinnen“, der im Jahr 1898 traditionelle jüdische Frauenwohltätigkeitsvereine in Wien zusammenschloss. Auf gemeinsame Initiative mit Regine Ulmann, Anitta Müller-Cohen, Sophie Grünfeld und anderen entstand während des Ersten Weltkrieges der Verband „Weibliche Fürsorge“, der Vereine aus unterschiedlichen karitativen Bereichen umfasste. Charlotte von Königswarter leitete die Israelitischen Kinderbewahranstalt, stand dem Israelitischen Mädchenwaisenhaus als Ehrenpräsidentin vor und unterstütze mit großzügigen Spenden den „Theresien-Kreuzer-Verein zur Unterstützung armer israelitischer Schulkinder“, der sein Hauptaugenmerk auf Mädchen legte. Darüber hinaus fungierte sie als Vizepräsidentin der Gesellschaft vom Roten Kreuz, war Kuratorin des Rudolfinerhaus und auch als Förderin von Literatur und Wissenschaft hochgeschätzt.

Für ihre philanthropische Arbeit wurde Charlotte von Königswarter 1898 der Elisabeth-Orden 2. Klasse verliehen. Ihre gesellschaftliche Bedeutung und die Wertschätzung ihres humanistischen Engagements manifestierten sich in Nachrufen. In diesen wurde sie u.a. als gläubig und religiös beschrieben – über politische Ansichten ist laut Elisabeth Malleier wenig bekannt. Auch nicht über ihre Positionierung zu Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht. Diese wäre auch interessant vor dem Hintergrund, dass ihr Ehemann Abgeordneter der Liberalen Partei war, die, die Privilegien der Wohlhabenden schützend, gegen die Demokratisierung des Wahlrechts kämpfte und mitverantwortlich war, dass 1888 Frauen in Niederösterreich das Wahlrecht zum Landtag entzogen wurde, das ihnen bei bestimmter sozialer und ökonomischer Position aufgrund des Zensuswahlrechts zustand.

Charlotte von Königswarter hatte eine Tochter und drei Söhne, sie starb am 13. März 1929 wenige Stunden nach ihrer Tochter.

verwendete Literatur und Quellen:

Hecht: Bürgerlich-jüdische Frauen in Wien während des Ersten Weltkrieges. - In: Zions Töchter, 315-329
Malleier: Jüdische Frauen in Wien (1816 - 1938)
Raggam-Blesch: Frauen zwischen den Fronten. - In: Geschlecht, Religion und Engagement, 25-55
Torggler: Wohltätigkeit bürgerlicher jüdischer Frauen vor dem Ersten Weltkrieg - In: Geschlecht, Religion und Engagement, 57-77

verfasst von: Andrea Gruber

Lexikoneinträge

biografiA

Königswarter Charlotte Baronin, geb. Edle von Wertheimstein; Vereinsfunktionärin und Wohltäterin
Geb. Wien, 2. 12. 1841
Gest. Wien, 13. 3. 1929
Herkunft, Verwandtschaften: Ch. v. W. war eine Nachfahrin des berühmten Oberhoffaktors Samson Wertheimer. Aufgrund ihrer eigenen Herkunft und jener ihres Ehemannes gehörte sie zu den führenden jüdischen Familien Wiens, die in Wirtschaft, Politik und Wohlfahrt eine bedeutende Stellung einnahmen. Vater: Heinrich Herz Edler von Wertheimstein (1799 –1859); Mutter: Leonie (Luise), geb. Biedermann (1813 –1890).
LebenspartnerInnen, Kinder: Ch. v. W. heiratete im Oktober 1860 den späteren Bankier und Großhändler Moriz Freiherr von Königswarter (1837–1893), den sie um mehrere Jahrzehnte überleben sollte. Im Jahr seiner Hochzeit trat Moriz v. Königswarter als Gesellschafter in die väterliche Firma, das von Jonas von Königswarter gegründete Bankhaus Königswarter & Todesco, ein, deren Leitung er 1872 übernahm. Er war außerdem Direktor der Nordbahn und von 1879 bis 1882 Verwaltungsrat der Creditanstalt, die sein Vater 1855 gemeinsam mit den Rothschilds gegründet hatte. 1897 wurde Moriz von Königswarter zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt. Er war Mitbegründer der „Wiener Israelitischen Theologischen Lehranstalt“ und ein bedeutender Kunstsammler. Der Schwiegervater, Jonas Baron Königswarter (1807–1871), war führendes Mitglied der IKG, wo er ab 1851 Vorstandsmitglied und von 1868 bis 1871 Präsident war. Er war orthodox und führte ein rituelles Haus. Ihre einzige Tochter Josefine, später Ehefrau von Maximilian Paul-Schiff, verstarb am 13. März 1929 nach langer Krankheit, wenige Stunden vor ihrer Mutter. Söhne: Heinrich (1861–1931), Hermann (1864 – vor 1929), Wilhelm Carl (* 1866).
Laufbahn: Ch. K. war 55 Jahre lang Präsidentin des ältesten Wiener Wohltätigkeitsvereins jüdischer Frauen, dem „Israelitischen Frauen-Wohltätigkeitsverein in Wien“ (1, Seitenstettengasse 2) und fast 60 Jahre lang im Vorstand der „Israelitischen Kinderbewahranstalt“ tätig. Sie unterstützte Institutionen, welche von ihrem Schwiegervater und ihrem Mann gegründet wurden, das Israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte und das Heim für jüdische Lehrlinge in der Grünentorgasse. Ebenso fungierte sie als Ehrenpräsidentin des Schutzdamenkomitees des israelitischen Mädchenwaisenhauses in Unter-Döbling (Ruthgasse 21). Die Sitzungen des Wöchnerinnenverbandes fanden bei Ch. K. statt, die auch im Altersfürsorgeverband aktiv war. Sie wird auch als Vizepräsidentin der Gesellschaft vom Roten Kreuz und als Kuratorin des Rudolfinerhauses genannt, unterstützte Studierende und Einrichtungen wie die Rettungsgesellschaft und die Poliklinik. Sie engagierte sich auch für jüdische Flüchtlinge aus dem Osten und gehörte einem Komitee jüdischer Damen Wiens an, welche anlässlich der Pogrome in Rumänien in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts, unter dem Vorsitz von Baronin Sophie Todesco, Geld und Kleidersammlungen durchführten, die dann von der „Israelitischen Allianz“ verteilt wurden. Sie war zudem im Verband jüdischer Frauenvereine, der „Weiblichen Fürsorge“, der während des Ersten Weltkrieges gegründet wurde, im Vorstand tätig.
Ausz.: Wurde in den Adelsstand erhoben.

Quellen und Sekundärliteratur

Links