Kapral, Emma

Namen und Abkürzungen
E. K. (Abkürzung)
Geburtsdaten
18.06.1877, Wien
Sterbedaten
18.02.1969, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Lehrerin, Schuldirektorin, Politikerin, Funktionärin der CSP und VF

Funktionen und Mitgliedschaften

Biografie

Emma Kapral war Lehrerin an verschiedenen Wiener Schulen und Hauptschuldirektorin am Rennweg in Wien. Karriere machte sie in den 1930er Jahren. Einerseits wurde sie Mitglied der Parteileitung der Wiener Christlichsozialen Partei (CSP). Zwischen 1930 und 1934 war sie die einzige weibliche Nationalratsabgeordnete der CSP. Darüber hinaus leitete sie die Schulsektion der Katholischen Frauenorganisation (KFO) Wien und ab 1932 den Verein Katholischer Lehrerinnen Österreichs.

Als politisch engagierte, unverheiratete und berufstätige Frau protestierte sie im Rahmen ihrer Tätigkeit in der KFO und mit den Katholischen Frauenverbänden, die noch legal agieren durften, 1934 gegen das "Doppelverdienergesetz" und engagierte sich für die Erwerbsarbeit lediger Frauen. Im autoritären Ständestaat wurde die KFO Wien 1935 gegen massiven Widerstand ihrer Funktionärinnen und der Präsidentin Alma Motzko in die Katholische Aktion eingegliedert. Emma Kapral, die in einem Naheverhältnis zur klerikalen Führung stand, wurde als provisorische Vorsitzende eingesetzt.

In der nationalsozialistischen Diktatur wurde sie als Mitglied der Vaterländischen Front pensioniert und kam 1944 in Polizeihaft.

verwendete Literatur und Quellen:

Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus, 275-279
Österreichisches Parlament

verfasst von: Lydia Jammernegg

Lexikoneinträge

biografiA

Kapral Emma; Nationalrätin und Schuldirektorin
Geb. Wien, 18. 6. 1877
Gest. Wien, 18. 2. 1969
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einem christlichsozialen Milieu, älteste Tochter;
Vater: Johann Kapral, Inspektor der k. k. privaten Südbahn; Mutter: Agnes, aus Schlesien, Hausfrau; sieben Schwestern und ein Bruder, alle Mädchen bekamen eine Berufsausbildung, Lehrerinnen, Bahnbeamtinnen, Schneiderin, eine Schwester führte eine Pension; Bruder Alois um 15 Jahre jünger, Diplomingenieur. Ihr Bruder war Mitglied einer deutschnationalen Burschenschaft, später der illegalen NSDAP, eine Schwester war mit einem Sozialdemokraten verheiratet.
LebenspartnerInnen, Kinder: E. K. lebte in der elterlichen Wohnung in der Hafengasse im 3. Bezirk mit einer ebenfalls ledig gebliebenen Schwester, Poldi, die ihr den Haushalt führte. E. K. blieb unverheiratet.
Ausbildungen: Volks- und Bürgerschule, Lehrerinnenseminar der Ursulinen.
Laufbahn: E. K. war Lehrerin an verschiedenen Wiener Schulen und Direktorin der Bürger- später Hauptschule Rennweg, 1030 Wien. 1919 wird sie erstmals in einem politischen Kontext öffentlich erwähnt. Sie engagierte sich in der Katholischen Frauenorganisation (KFO). Karriere machte sie in den 1930er Jahren. Zwischen 1930 und 1934 war sie die einzige weibliche Nationalratsabgeordnete der CSP. Ihrer Kandidatur gingen von Seiten der KFO und anderer katholischer Frauenverbände Proteste voraus, da von 1927 bis 1930 keine einzige christlichsoziale Frau in den Nationalrat gewählt wurde. Als Nationalrätin engagierte sich E. K. vor allem in bildungs- und sozialpolitischen Fragen. Darüber hinaus übernahm sie in den 1930er Jahren leitende Funktionen in der KFO. Sie leitete deren Schulsektion und wurde 1933 Vizepräsidentin. Ab 1932 leitete sie zudem den Verein Katholischer Lehrerinnen Österreichs. Im Rahmen ihrer Tätigkeit in der KFO und mit den Katholischen Frauenverbänden, die noch legal agieren durften, protestierte E. K. 1934 gegen das „Doppelverdienergesetz“ und engagierte sich für die Erwerbsarbeit lediger Frauen. Im autoritären Ständestaat wurde die KFO Wien 1935 gegen massiven Widerstand ihrer Funktionärinnen und der Präsidentin Alma Motzko in die Katholische Aktion eingegliedert. E. K., die in einem Naheverhältnis zur klerikalen Führung stand, wurde als provisorische Vorsitzende eingesetzt. E. K. wurde als prominente Katholikin und Mitglied der Vaterländischen Front während des Nationalsozialismus politisch beobachtet. Sie wurde 1939 pensioniert und kam im August 1944 in Polizeihaft. Die Freiheitsstrafe und spätere Überprüfung stand im Zusammenhang mit dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Nach 1945 engagierte sie sich in der Katholischen Lehrerinnenschaft und in der Caritas.
Ausz., Mitglsch.: Titel Schulrat; ab 1930 Mitglied der Parteileitung der Wiener Christlichsozialen Partei, 1932 als Nachfolgerin von Gabriele Walter, Mitglied der katholisch-intellektuellen Leo-Gesellschaft (1939 aufgelöst), Mitglied der Vaterländischen Front, ab 1. Juli 1938 Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), jedoch nicht NSDAP, 1945–1948 Obfrau des ÖAAB Wien / Landstraße. Der ÖAAB benannte in Alm bei Salzburg, ihrem langjährigen Urlaubsort, ein Heim nach ihr, das Emma-Kapral-Heim.
W.: „Die Kulturaufgaben der katholischen Frau. In: Der erste katholische Frauentag“ (1926), „Aktuelle Frauenfragen. In: WZ 19. 1. 1935“

Ausgewählte Publikationen

Das Blatt der Mutter / Eigentümer, Verleger und Herausgeber: Kath. Frauenorganisation für die Erzdiözese Wien. Verantwortl. Redakt.: Minna Wolfring - Wien: Katholische Frauenorganisation, 1933-
Online Zugriff / ÖNB 609806-C.Neu-Per
Die Junge Mutter / Eigentümer, Verleger und Herausgeber: Kath. Frauenorganisation für die Erzdiözese Wien. Verantwortl. Redakt.: Minna Wolfring - Wien, 1929-1933
Online Zugriff / ÖNB 609806-C.Neu-Per
Die katholische Lehrerin / Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Lehrerinnensektion, I. Verein katholischer Lehrerinnen und Erzieherinnen für Österreich. Für die Schriftleitung verantwortlich: Emma Kapral - Wien: Herold, 1926-1937
Online Zugriff / ÖNB 608557-C.Neu-Per
E. K.: Sparmaßnahmen im österreichischen Schulwesen : Forderungen der Katholischen Frauenorganisation - In: KFO-Arbeit, Jg. 1 (1932), Nr. 12, 2
Online Zugriff / ÖNB 634019-C.Neu-Per
Kapral, Emma: Aktuelle Frauenfragen - In: Wiener Zeitung, Nr. 19, 19.01.1935
Online Zugriff / ÖNB 393052-D.Neu
Kapral, Emma: Der freiwillige Arbeitsdienst für Mädchen - In: Frauen-Briefe, Nr. 88, 1933, 1-2
Online Zugriff / ÖNB 608918-C.Neu-Per
Katholische Frauenzeitung / Herausgeber, Eigentümer und Verleger: Katholische Frauen-Organisation für die Erzdiözese Wien. Für den Inhalt verantwortlich: Anna K. Grund, ab 1938,143: Emma Kapral - Wien, 1937-1938
Online Zugriff / ÖNB 608918-C.Neu-Per

Quellen und Sekundärliteratur

Bildung und Erziehung der katholischen Frauenpersönlichkeit - In: Reichspost, Jg. 41 (1. April 1934), Nr. 89, 16
Online Zugriff / ÖNB MF 945
Das erste Gesetz unserer Nationalrätin Kapral : zur Gesetzwerdung der Feiertageordnung - In: Frauen-Briefe, Nr. 86, 1933, 2-3
Online Zugriff / ÖNB 608918-C.Neu-Per
Der dritte österreichische katholische Frauentag : die Eröffnung - In: Reichspost, Jg. 38 (28. Mai 1931), Nr. 146, 8
Online Zugriff / ÖNB MF 945
Die Frau im geistigen Ringen der Gegenwart : Referat, gehalten von Frau Nationalrätin Emma Kapral auf dem Allgemeinen deutschen Katholikentag in Wien - In: Frauen-Briefe, Nr. 95, 1933, 1-3
Online Zugriff / ÖNB 608918-C.Neu-Per
Hauch, Gabriella: Katholisch und im Parlament - In: Welt der Frau, Nr. 2, 1993, 23-24
ÖNB 743588-C.Neu-Per

Material in Archiven und Sammlungen

  • Pressestimmen - In: WBR/TBA, Dokumentation, TP-023909
  • Verein katholischer Lehrerinnen Österreichs: Ferienheim Obergasteg, Vereinschronik, Korrespondenz, Zeitungsartikel, Tätigkeitsberichte, Statuten - In: SLA, Nachlass Gertrude Stella/Emma Kapral

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