Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Leopoldine Glöckel stammte aus wohlhabendem Hause: ihr Vater Josef von Pfaffinger war Direktor der Wiener Telefon- und Telegrafenverwaltung und ein freisinnig eingestellter Staatsbeamter. Sie wuchs nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei den Großeltern auf und besuchte später die Lehrerinnenbildungsanstalt, wo sie im Kreis sozialistischer JunglehrerInnen um Karl Seitz Aufnahme fand. Ab 1893 erhielt sie eine Anstellung in einer städtischen Schule und wurde bald darauf mit Auguste Fickert bekannt. Von ihr beeinflusst trat sie in den Allgemeinen Österreichischen Frauenverein ein. Leopoldine Glöckel übte ihren Beruf als Handarbeits- und Berufsschullehrerin bis 1934 aus. 1897 heiratete sie den Lehrer und späteren Schulreformer des "Roten Wien" Otto Glöckel. Beide waren aufgrund ihrer sozialistischen Gesinnung und Agitation mehrfacher Sanktionen durch die Behörden ausgesetzt.
Sie war Mitbegründerin des Frauenvereins "Diskutierklub", Mitglied des Frauenstimmrechtskomitees, hielt zahlreiche Vorträge, u.a. im Diskutierklub "Libertas" und wirkte in der "Arbeiterinnen-Zeitung" und später in der Monatsschrift "Die Frau" mit. Außerdem gründete sie den Verein Freie Schule mit. 1919 wurde sie in den Wiener Gemeinderat entsandt - diese Funktion hatte sie bis 1934 inne. Weitere Aktivitäten waren: Mitglied im Frauenreichskomitee, im Wiener Frauenkomitee, im Fürsorgeverband Societas und Obfrau des Schulausschusses der Fortbildungsschule für Hausgehilfinnen.
Im Februar 1934 wurde auch Leopoldine Glöckel für mehrere Wochen verhaftet. 1949 wurden in Meidling der Leopoldine-Glöckel-Hof und 2006 der Leopoldine-Glöckel-Weg nach ihr benannt.
verwendete Literatur und Quellen:
Leopoldine Glöckel. - In: Die Unzufriedene, Nr. 44, 7.11.1931, 4
das rote wien
Lexikoneinträge
biografiA
Glöckel Leopoldine, geb. von Pfaffinger; Parteifunktionärin, Fürsorgerin und Schulgründerin
Geb. Wien, 12. 11. 1871
Gest. Wien, 21. 5. 1937
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Josef v. Pfaffinger, Direktor der Telefon- und Telegraphenverwaltung in Wien.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1897 Heirat mit Dr. Otto Glöckel (1874–1935), Pädagoge, Schulreformer und Politiker.
Ausbildungen: Acht Klassen Volksschule, anschließend Privatunterricht und Lehrerinnenbildungsanstalt.
Laufbahn: 1893–1934 Handarbeits- und Berufsschullehrerin in Wien, Engagement für die Frauenbewegung im „Allgemeinen Österreichischen Frauenverein“, zählte zu den führenden Persönlichkeiten des Stimmrechtskomitees. In den 1890er Jahren im sozialdemokratischen Lese- und Diskutierklub „Libertas“ tätig. Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und des Frauenzentralkomitees der SDAP. Im Mai 1904 gründete sich die „pädagogische Gruppe“ unter dem Vorsitz von L. G. und Melanie Pollak. Leitung der Frauenorganisation Meidling, 1919–34 Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete, Vizepräsidentin des Fürsorgevereins „Societas“. L. G. bemühte sich um die Gründung einer Hausgehilfinnenschule und übernahm danach deren Leitung. Begeisterte Förderin des Schulreformwerks ihres Gatten, das sie durch die Veröffentlichung von fachwissenschaftlichen Aufsätzen unterstützte. Mitarbeiterin der sozialdemokratischen Wochenschrift „Die Frau“. In der Folge der Februarereignisse wurde L. G. vom 12. 2. –30. 3. 1934 inhaftiert.
Ausz.: 1949 Benennung einer städtischen Wohnhausanlage (1120 Wien, Gaudenzdorfer Gürtel 11), 2006 Leopoldine-Glöckel-Weg in Wien-Meidling.
Österreichisches biographisches Lexikon
Glöckel Leopoldine. * Wien, 12. 11. 1871; + Wien, 21. 5. 1937. Gattin von Otto Glöckel, Pädagoge und Politiker. Tochter des Dir. der Telefon- und Telegrafenverwaltung in Wien, Josef v. Pfaffinger. Nach dem frühen Tode ihrer Mutter in der wohlhabenden Familie ihrer Großmutter erzogen. 8 Klassen Volksschule, anschließend Privatunterricht, Lehrerinnenbildungsanstalt. 1893-1934 Handarbeits- und Berufsschullehrerin in Wien. Gehörte zuerst dem "Allg. Österr. Frauenver." an, später der Sozialdemokrat. Partei. Mitgl. des "Frauenzentralkomitees der Sozialdemokrat. Partei" und des Bezirksvorstandes Meidling; Vorsitzende der Frauenorganisation Meidling. Vizepräs. des Fürsorgeverbandes "Societas". Gemeinderätin und Landtagsabg. von Wien vom 4. 5. 1919-12. 2. 1934. In Polizeihaft vom 12. 2.-30. 3. 1934. Im Gemeinderat arbeitete sie in der Wohlfahrtskomm., im Jugendhilfswerk und in der Schlichtungsstelle der Gemeinde im XII. Bezirk. G. bemühte sich um die Gründung der Fortbildungsschule für Hausgehilfinnen und übernahm dann deren Leitung. Begeisterte Förderin des Schulreformwerkes ihres Gatten, veröffentlichte fachliche Aufsätze über dieses Arbeitsgebiet und war Mitarbeiterin der sozialdemokrat. Wochenschrift "Die Frau".