Lang, Marie

Namen und Abkürzungen
Köchert, Marie (Ehename)
Lang, Maria (Ehename)
Wisgrill, Marie (Geburtsname)
Geburtsdaten
8.03.1858, Wien
Sterbedaten
14.10.1934, Altmünster
Berufe und Tätigkeiten
Vereinsfunktionärin

Funktionen und Mitgliedschaften

Allgemeiner Österreichischer Frauenverein: Mitbegründerin, Vizepräsidentin
Erster Wiener Frauenklub: Ausschussmitglied, Vizepräsidentin, Mitbegründerin
Verein Wiener Settlement: Mitbegründerin, Vizepräsidentin, Ausschussmitglied

Biografie

Marie Lang, aus einer alten Wiener Bürgerfamilie stammend, genießt eine freigeistige Erziehung. In erster Ehe ist sie mit dem Hofjuwelier Theodor Köchert verheiratet, in zweiter mit dem Rechtsanwalt Edmund Lang, mit dem sie ein für große Kreise des damaligen geistigen Wiens offenes Haus führt. So ist sie u.a. mit dem Komponisten Hugo Wolf befreundet, der wochenlang in ihrem Haus wohnt. Ihr erster Sohn aus zweiter Ehe, Heinrich Lang, begeht 1904 - nach einer unglücklichen Liebesbeziehung zu Lina Loos - Selbstmord, ihr zweiter Sohn Erwin Lang ist Graphiker und mit der Tänzerin Grete Wiesenthal verheiratet und ihre Tochter Lilith ist die Mutter des österreichischen Physikers Heinz von Förster.

Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts kommt sie durch Rosa Mayreder und Auguste Fickert mit der bürgerlichen Frauenbewegung in Kontakt und wird fortan eine leidenschaftliche Verfechterin der Frauenemanzipation. Sie ist Mitbegründerin des Allgemeinen österreichischen Frauenvereins und gibt zwischen 1899 und 1903 gemeinsam mit den beiden vorgenannten die Zeitschrift "Dokumente der Frauen" heraus. Außerdem ist sie an der Gründung des Ersten Wiener Frauenklubs beteiligt und Mitglied der Pressekommission im Bund Österreichischer Frauenvereine.

1898 besucht sie in London einen Abolitionistinnenkongress und bringt von dort die Ideen der Settlement-Bewegung mit. 1901 gründet sie gemeinsam mit Else Federn das Wiener Settlement und gewinnt dafür auch weitere Frauen, wie Daisy Minor. In den ersten Jahren des Ersten Weltkriegs ist sie als Krankenschwester im Kriegsspital des Akademischen Gymnasiums tätig. Marie Lang setzt sich insbesondere für Mutterschutz ein, für das Recht unehelicher Kinder, kämpft gegen den Lehrerinnen-Zölibat und ist in der abolitionistischen Bewegung gegen die Reglementierung der Prostitution aktiv.

Das Alter verbringt Marie Lang bis zu ihrem Tod auf Hollereck in Altmünster, dem Gut von Erich Köchert, ihrem Sohn aus erster Ehe. Sie ist in der Grabstätte Wisgrill am Grinzinger Friedhof beigesetzt.

verwendete Literatur und Quellen:

Marie Lang : Gedenkblatt des Settlement für seine Mitglieder und Freunde
Österreichisches biographisches Lexikon

verfasst von: Helga Hofmann-Weinberger

Lexikoneinträge

biografiA

Lang Marie, geb. Wisgrill; Schriftstellerin, Sozialarbeiterin und Frauenrechtsaktivistin
Geb. Wien, 8. 3. 1858
Gest. Altmünster, OÖ, 14. 10. 1934
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Emilie, geb. Scholz, Schauspielerin; Vater: K. Wisgrill, Zimmermeister.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1. verheiratet mit Theodor Köchert (1859–1937), Hofjuwelier; 2. verheiratet mit Dr. Edmund Lang, (1860 –1918), Rechtsanwalt; Sohn: Erwin Lang (1886 –1962), Grafiker, verheiratet mit Grete Wiesenthal, Tänzerin; Tochter: Lilith Lang (* 1891), Künstlerin.
Laufbahn: M. L. wurde in den 1880er Jahren durch R. Mayreder und A. Fickert in die bürgerliche Frauenbewegung eingeführt. Von 1899 bis 1903 war sie Mitherausgeberin der Zeitschrift „Dokumente der Frauen“. Nach dem Londoner Frauenkongress 1898 propagierte sie in Wien die Ideen der internationalen Settlement-Bewegung (stadtteilbezogene Fürsorgearbeit von Frauen). Die Gründung des Wiener Settlement erfolgte 1901. M. L. setzte sich insbesondere für den Mutterschutz ein, für das Recht unehelicher Kinder, kämpfte gegen den Lehrerinnen- Zölibat und war in der abolitionistischen Bewegung (gegen die Reglementierung der Prostitution) aktiv. Weiters war sie Mitglied der Pressekommission im Bund Österreichischer Frauenvereine. Im Ersten Weltkrieg arbeitete sie im Kriegsspital des Akademischen Gymnasiums als Krankengymnastin. Sie organisierte auch in Form privater Sprechstunden Einzelfallhilfe
für Frauen. M. L. war eine zentrale Persönlichkeit im radikaleren Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung in Wien, Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des „Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins“. Außerhalb der Frauenbewegung bildete M. L. mit ihrem Mann den Mittelpunkt eines sozial und künstlerisch fortschrittlichen Kreises.
W.: Veröffentlichungen in den „Dokumenten der Frauen“; „H. Wolfs Entwicklungszeit. In: Die Zeit, 3. 1. 1904“, „Wie der Corregidor entstand. In: Die Zeit, 23. 2. 1904“, „Wie ich zur Frauenbewegung kam. In: Die Österreicherin, 1930, Nr. 3“, „Gedenkblatt des Settlement“ (1935)

Österreichisches biographisches Lexikon

Lang Marie, Sozialarbeiterin. * Wien 8. 3. 1858; + Altmünster (O.Ö.), 14. 10. 1934. Tochter des Zimmermeisters K. Wisgrill und dessen Ehefrau Emilie geb. Scholz, einer Schauspielerin und Nichte des Komikers We. Scholz. In erster Ehe war sie mit dem Hofjuwelier Th. Köchert in zweiter Ehe mit dem Rechtsanwalt Dr. Edmund L. (1860-1918) verheiratet. Mutter des Malers Erwin L., Schwiegermutter der Tänzerin G. Wiesenthal. Mit Ende der achtziger Jahre wurde sie durch R. Mayreder und A. Fickert der Frauenbewegung zugeführt, in der sie bald durch ihre lebensvolle Persönlichkeit und unterstützt von einer hinreißenden Rednergabe zu den führenden Frauen zählte. Mit den beiden genannten Führerinnen gab sie um 1900 die hochrangige Z. "Dokumente der Frauen" (1899-1903) heraus. 1898 brachte sie von London die Anregung, die dortige Settlementbewegung auch in Wien zu verwirklichen. Die Gründung des Wr. Settlements erfolgte 1901 unter ihrer maßgebenden Beteiligung durch E. Federn und deren Kreis. L. setzte sich radikal ein in Fragen des Mutterschutzes, der rechtlichen Stellung des unehelichen Kindes, gegen Reglementierung und Lehrerinnen-Zölibat. Außerhalb des Organisationslebens bildete L. mit ihrem Mann den Mittelpunkt eines freisinnigen Kreises, der in sozialer und auch in künstler. Beziehung fortschrittlichstes Wien darstellte. H. Wolf, von L. mütterlich umsorgt, weilte oft wochenlang in ihrem gastlichen Heim. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete L. im Kriegsspital des Akadem. Gymn. unter Prof. Clairmont mit Hingabe im Schwed. Massieren und Passiven Turnen. Mittels privater Sprechstunden half sie auch in ungezählten Einzelfällen mit Rat und Tat. Die stärkste Wirkung dieser ungewöhnlichen, ihre Umgebung geradezu bezaubernden Individualität, lag überhaupt mehr in ihrer allerdings weitgespannten privaten Sphäre, als im Bereich straff geordneter Organisationen. L. stellt einen Frauentypus dar, der noch in der liberalen Ära verwurzelt, seine stärkste soziale und kulturelle Wirkung im Rahmen fortschritts- und wirkungsfreudigen gesellschaftlichen Lebens entfalten konnte.

Ausgewählte Publikationen

Dokumente der Frauen / hrsg. von Auguste Fickert, Marie Lang, Rosa Mayreder; ab 2.1900,20: Marie Lang - Wien, 1899-1902
Online Zugriff / ÖNB 402681-B.Neu
Lang, Marie: Offenbarung - In: Dokumente der Frauen, Jg. 6 (1902), Nr. 22, 636-638
Online Zugriff / ÖNB 402681-B.Neu
Lang, Marie: Wie ich zur Arbeit an der Frauenbewegung kam - In: Die Österreicherin, Jg. 3 (1930), Nr. 3, 4
Online Zugriff / ÖNB 609120-C.Neu-Per

Quellen und Sekundärliteratur

Sparholz, Irmgard: Marie Lang und die Settlement-Bewegung in Österreich - In: Zeitgeschichte, Jg. 15 (1987/1988), Nr. 7, 271-281
Online Zugriff / ÖNB 1098696-B.Neu-Per

Material in Archiven und Sammlungen

  • Briefe von Marie Lang an Auguste Fickert - In: WBR/HS, Nachlass Auguste Fickert M09H

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