Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Henriette Herzfelder entstammt einer alteingesessenen jüdischen Familie in Brünn. Sie geht mit ihrer Schwester Jenny nach Wien und schließt sich dort der Frauenbewegung an. Henriette gilt als sehr gebildet und betätigt sich journalistisch. Sie ist aktives Mitglied des Bundes Österreichischer Frauenvereine und dort in der Zeitungskommission und im Frauenwahlrechtskomitee tätig. Sie gibt die Zeitschrift "Der Bund" von 1905 bis 1915 heraus und führt außerdem die Redaktion der "Zeitschrift für Frauenstimmrecht" von 1911 bis 1918. Auch in ihrer Heimatstadt Brünn nimmt sie am Aufbau der Frauenbewegung teil, so an der Entstehung des Vereins Frauenbund.
In einer 1914 erscheinenden Schrift "Die organisierte Mütterlichkeit" setzt sie sich mit einer Umdeutung der Mutter-Rolle auseinander, und zwar im Sinne einer Ausweitung des Handlungsspielraums von Müttern über die rein physische auf eine "geistige" Mutterschaft hinaus. Herzfelders tätiges Interesse gilt demnach auch in großem Maße der Sozial- und Jugendfürsorge: Sie ist Vorstandsmitglied der Kinderschutz- und Rettungsgesellschaft. 1919 wird sie vom ersten Staatssekretär für Soziale Fürsorge, Ferdinand Hanusch, als Beraterin ins Ministerium berufen.
Im Juni 1927 wird sie unter großer Anteilnahme am Hietzinger Friedhof begraben. Ihre Schwester Jenny, die sich um den gemeinsamen Haushalt gekümmert hat, kommt während des Nationalsozialismus in einem der Konzentrationslager um.
verwendete Literatur und Quellen:
Malleier: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890-1938
Lexikoneinträge
Österreichisches biographisches Lexikon
Herzfelder Henriette, Schriftstellerin. * Wien, 16. 4. 1865; + Wien, 14. 6. 1927. Hrsg. der Z. des Bundes österr. Frauenver. "Der Bund" (1905-18), in der sie zahlreiche Aufsätze veröffentlichte; Sekretärin der Zentralstelle für Kinderschutz und Jugendfürsorge und Redakteurin der Z. der Zentralstelle; setzte sich besonders für ein Jugendfürsorgegesetz ein. Im Vorstand des Frauenstimmrechtskomitees und Redakteurin der "Z. für Frauenstimmrecht" (1911-18), Leiterin der Pressekomm. des Bundes österr. Frauenver. und Vorstandsmitgl., verfaßte sie zahlreiche Aufsätze über Frauen- und Jugendprobleme.
biografiA
Herzfelder Henriette; Vereinsfunktionärin und Fachschriftstellerin
Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 16. 4. 1865
Gest. Wien, 14. 6. 1927
Herkunft, Verwandtschaften: H. H. war die zweite von insgesamt 4 Töchtern des Leopold Herzfelder. Schwestern: Rosa (verh. Engel), Eugenia und die Halbschwester Hermine (verh. Weinreb).
Laufbahn: H. H. war von 1905 bis 1915 Herausgeberin der Zeitschrift „Der Bund“ (Zentralorgan des Bundes Österreichischer Frauenvereine), in der sie zahlreiche Aufsätze veröffentlichte. Im Sommer 1915 legte sie die Schriftleitung aus gesundheitlichen Gründen zurück. H. H. war Sekretärin der Zentralstelle für Kinderschutz und Jugendfürsorge und redigierte die Zeitschrift dieser Organisation. Weiters war sie im Vorstand des 1905 gegründeten Frauenstimmrechtskomitees und redigierte von 1911 bis 1918 die „Zeitschrift für Frauenstimmrecht“. Sie leitete auch die Pressekommission des Bundes Österreichischer Frauenvereine und war dort Vorstandsmitglied. Wesentliche Schwerpunkte ihrer Tätigkeiten waren der Ausbau des Mutterschutzes und des Jugendfürsorgegesetzes. Sie verfasste zahlreiche Aufsätze über Frauen- und Jugendprobleme. H. H. vertrat die Position des gemäßigten Flügels der Frauenbewegung. Neben H. H. waren im Frauenstimmrechtskomitee u. a. aktiv: Ernestine von Fürth, Marie Schwarz, Daisy Minor, Anna Eisner, Stephanie Nauheimer, Leopoldine Glöckel, Emma Hönigsberg, Elisabeth Luzzatto und Gisela Urban. In der Pressekommission des Bundes Österreichischer Frauenvereine waren auch Else Federn und Marie Lang tätig.
W.: „Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter. In: Sozialer Fortschritt. Heft und Flugschriften für Volkswirtschaft und Sozialpolitik Nr. 92/93 (1907), „Die Kinderschutzgesetze von Colorado und das Jugendgericht. In: Kultur und Fortschritt. Neue Folge der Sammlung ‚Sozialer Fortschritt‘ Nr. 287/288“ (1910), „Ein amerikanischer Erziehungsstaat. (Die George Junior Republik). Ein Beitrag zur Evolutionsgeschichte der Erziehung. In: Kultur und Fortschritt. Neue Folge Nr. 425–428“ (1921), „Das Recht des unehelichen Kindes im neuen schweizerischen Zivilgesetzbuch. In: Kultur und Fortschritt. Neue Folge Nr. 453“ (1913), „Die organisierte Mütterlichkeit. In: Kultur und Fortschritt. Neue Folge Nr. 514“ (1914), „Schule und Wehrkraft. Vortrag. Mit einem Aufsatz: Fachmännische Urteile über militärische Jugenderziehung. In: Flugschriften der Sozialpädagogischen Gesellschaft 6“ (1916), „Die Sozialisierung unseres Jugendrechtes“ (1918)