Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Helene Riesz besucht die Gymnasiale Mädchenschule des Vereins für erweiterte Frauenbildung in Wien. 1904 heiratet sie den Juristen und sozialdemokratischen Stadtrat Gustav Scheu, gemeinsam hat das Paar zwei Kinder. Helene Scheu-Riesz führt einen Salon, in dem Künstler:innen und Intellektuelle wie Eugenie Schwarzwald oder Adolf Loos verkehren.
Im Rahmen der Frauenbewegung hat sie sowohl Kontakte zu sozialdemokratischen Frauenorganisationen als auch zu bürgerlichen Frauenvereinen. Sie ist Mitbegründerin des Ersten Wiener Frauenklubs und Mitarbeiterin des Neuen Frauenklubs. Ab 1919 engagiert sie sich in der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF). Beim IFFF Kongress 1919 in Zürich ist sie eine der vier anwesenden österreichischen Delegierten.
Im Kontext der Frauenbewegung veröffentlicht sie zahlreiche Artikel, setzt sich für den Frieden ein, beschäftigt sich aber auch mit Kinderpädagogik und Jugendbildung und schreibt zu Fragen einer Schulreform. Ihrem ersten Roman 1904 folgen viele Kinder- und Jugendbücher. Weiters redigiert sie Beilagen für die "Arbeiterinnen-Zeitung" und schreibt Feuilletons für die "Neue Freie Presse". 1923 gründet sie den Sesam-Verlag, um gute und preisgünstige Literatur für Kinder und Jugendliche veröffentlichen zu können.
1937 geht sie aufgrund der sich verändernden politischen Lage nach New York, wo sie ihre Tätigkeit fortsetzt und wiederum einen Verlag, die Island Press, gründet. 1954 kehrt sie nach Wien zurück. Sie lebt bis zu ihrem Tod in dem von Adolf Loos erbauten "Scheu-Haus" in Hietzing, das als erstes modernes Terrassenhaus in Mitteleuropa gilt.
verwendete Literatur und Quellen:
Helene Scheu-Riesz (1880 - 1970)
biografiA
Lexikoneinträge
Lexikon der Frau
Scheu-Rieß, Helene, österr. Schriftst., *Olmütz 18.9.1880. Gehört zu den mod. österr. sozialen Lyrikerinnen u. Erzählerinnen. für die Jugend gab sie unter dem Titel "Sesam-Bücher" eine Klassiker-Sammlung heraus u. verfasste Märchenbücher, Puppen- u. Weihnachtsspiele.
biografiA
Scheu-Riesz Helene, Scheu-Rieß, Scheu-Riess, geb. Riesz; Schriftstellerin, Kinderbuchautorin, Verlegerin und Übersetzerin
Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, Tschechien), 18. 9. 1880
Gest. Wien, 8. 1. 1970
War verheiratet mir Gustav Scheu (Jurist, 1875–1935); Kinder: Friedrich Scheu (geb. 1905, Dr., Arbeiterzeitung), Elizabeth Close (geb. 1912, Architektin). Studierte zunächst Rechtswissenschaft und war bald in der österreichischen Frauenbewegung und in der Kinderpädagogik aktiv. Sie debütierte 1904 als Schriftstellerin mit dem Roman „Werden“ und begann Feuilletons für die „Neue Freie Presse“ zu schreiben. H.Sch.-R. war ab 1910 Herausgeberin der „Konegens Kinderbücher“. 1923 gründete sie den Sesam Verlag und gab in der Folge die „Kleinen Sesam-Bücher“ heraus. Damit versuchte sie die besten Werke der Weltliteratur für Jugendliche zu möglichst niedrigen Preisen zu veröffentlichen. Dabei legte sie auf eine künstlerisch wertvolle Aufmachung sehr viel Wert. Die ungefähr 20 Seiten umfassenden Hefte waren für die Schule und als Geschenksartikel konzipiert. 1937 emigrierte sie wegen ihrer jüdischen Herkunft in die USA. Sie führte den Sesam Verlag weiter und gründete die Island Press. Daneben war sie karitativ tätig und organisierte mit Quäker-Freunden Hilfslieferungen für die Nachkriegsjugend in Österreich. Sie lebte unter anderem in Okracoke und New York. 1954 kehrte sie nach Wien zurück und begann sich aktiv mit Schulfragen auseinanderzusetzen. Bis zu ihrem Tod bewohnte sie das von Adolf Loos gebaute „Scheu-Haus“ in Hietzing.
W. u. a.: „In Memoriam. Gedichte“ (1910), „Japanische Volksmärchen“ (1912), „Märchen aus dem All“ (1918), „Österreichische Volksmärchen. 2 Teile“ (1913, 1924 als „Austrian Fairy Tales“ von Anne Zueblin übersetzt im Verlag New Era Publishing Company in London), „Klein Friedels Tag. Verse“ (1919), „Die Abenteuer des Odysseus. Für die Jugend erzählt“ (1919), „Wege zur Menschenerziehung. Essays“ (1919), „Nordische Sagen“ (1920, mit Eugenie Hoffmann), „Peterchen Mürrisch und Roderich Brumm und andere Kinderlieder“ (1921), „Die gähnende Prinzessin“ (1922), „Der Teufel und sein Lehrjunge und andere serbische Volksmärchen“ (1922, auch unter dem Titel „Serbische Volksmärchen“), „Bulgarische Volksmärchen“ (1922), „Das Märchen vom goldenen Spinnrad. Böhmische Volksmärchen“ (1922), „Chinesische Volksmärchen“ (1923), „Sonntag im Dorf“ (1923), „Frühlingsreigen. Ein Osterspiel für Kinder“ (1924), „Islinde. Ein Spiel in 4 Akten (Lustspiel)“ (1924), „Das Weihnachtsspiel vom Rattenfänger“ (1924), „Kasperl am Wundersee. Ein Puppenspiel“ (1925), „Puppenspiel“ (1925), „Zirkus. Ein buntes Bilderbuch“ (1925), „Der Verführer. Drama in 5 Akten“ (1932), „Der Rattenfänger von Hameln. Marionettenspiel in 4 Bildern. Für die Komposition bearbeitet und mit Liedertexten versehen von Rudolf St. Hoffmann. Musik von Karl Weigl“ (1932), „Gretchen discovers America. A Story of pre-war types in after-war life“ (1934), „Will You Marry Me? Proposal Letters of Seven Centuries“ (1940), „Goose Girl“ (1942), „Three Folklore Plays“ (1942), „King Thrushbeard“ (1942), „Star Dollars“ (1942), „Those Funny Grownups“ (1943), „Open Sesam: Books are Keys“ (1947), „Sinn und Zweck der United World Books“ (1952)
Susanne Blumesberger
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- Korrespondenzen, Statuten, Tätigkeitsberichte der IFFF, Programm der Österreichischen Frauenpartei, Antikriegsausstellung 1935 - In: SFN, Sammlung Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, Zweig Österreich, NL I/39a, NL I/39b
- Pressestimmen - In: WBR/TBA, Dokumentation, TP-047153
- Briefe von Helene Scheu-Riesz - In: WBR/HS, Nachlass Marie von Ebner-Eschenbach, H.I.N.-56775 ; H.I.N.-56776 ; H.I.N.-57801 ; H.I.N.-61350 ; H.I.N.-61060
- Briefe von Helene Scheu-Riesz an Marie Franzos - In: ÖNB/HAN, Nachlass Marie Franzos, Autogr. 258/108-1 Han ; Autogr. 258/108-2 Han
- VGA Wien, Personennachlass Helene Scheu-Riesz