Hertzka, Yella

Namen und Abkürzungen
Fuchs, Yella (Geburtsname)
Hertzka, Jella (Ehename)
Hertzka-Taussig, Yella (Ehename)
Hertzky, Yella
Herzka, Yella
Geburtsdaten
4.02.1873, Wien
Sterbedaten
13.11.1948, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Schuldirektorin, Musikverlegerin, Vereinsfunktionärin

Funktionen und Mitgliedschaften

Erster Wiener Frauenklub: Mitbegründerin
Gartenbauschule für Frauen, Wien: Leiterin, Gründerin
Kommission für Gartenbau und Kleintierzucht (Bund Österreichischer Frauenvereine): Mitglied
Landwirtschaftliche Kommission (Bund Österreichischer Frauenvereine): Mitglied
Neuer Frauenklub, Wien: Mitbegründerin, Vizepräsidentin, Schriftführerin, Präsidentin

Biografie

Yella Fuchs erhielt eine Ausbildung an einer höheren Gartenbauschule in Bad Godesberg im Rheinland. 1897 heiratete sie den Musikverleger Emil Hertzka. Sie gründete 1913 die erste höhere zweijährige Gartenbauschule für Frauen in Wien und leitete diese bis zu ihrer Emigration. Nach dem Tode ihres Mannes in den 1920er Jahren, gehörte sie dem Aufsichtsrat der Universal-Edition an.

Yella Hertzka ist eine wichtige Protagonistin der österreichischen und internationalen Frauen- und Friedensbewegung, die fast vergessen wurde. Ihr langjähriges Engagement in der bürgerlichen Frauenbewegung ab 1900 bildete den Hintergrund ihrer Selbstbezeichnung als „Frauenrechtlerin“. Ihre Beteiligung an internationalen Frauenbewegungskongressen begann 1904 in Berlin mit der Teilnahme am Kongress des International Council of Women (ICW). Sie nahm an der Wiener Stimmrechtskonferenz 1913 teil. Sie engagierte sich in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Frauenvereinen und -organisationen. So gehörte sie 1903 zu den Gründerinnen des Neuen Frauenklubs und war langjährige Präsidentin dieses Vereins. Im Bund Österrreichischer Frauenvereine leitete sie bis zur Auflösung 1918 die Kommission für Gartenbau und Kleintierzucht. Sehr aktiv war sie in der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF, Women´s International League for Peace and Freedom - WILPF) auf nationaler und internationaler Ebene. 1920 entstand ein österreichischer Zweig der IFFF, dessen Mitinitiatorin sie war und wo sie bis zur Auflösung 1938 aktiv blieb. Sie war maßgeblich beteiligt, dass der dritte internationale Kongress der WILPF 1921 in Wien stattfand und zwischen 1919 und 1946 war sie bei allen WILPF-Kongressen anwesend. Sie übernahm bei diesen Kongressen wiederholt wichtige Funktionen als Organisatorin, Rednerin, Leitern von Panels, usw. Innerhalb der WILPF war Yella Hertzka ab 1924 Vorsitzende der Osteuropäischen Kommission, die sich mit Minderheitenfragen beschäftigte.

Im Laufe der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer Entfremdung von früheren Weggefährtinnen und vom Bund Österreichischerer Frauenvereine, da Yella Hertzka ihre pazifistische Haltung, ihre internationalen Beziehungen sowie ihre führende Tätigkeit in der WILPF und ihre Ablehnung eines Anschlusses Österreichs an Deutschland beibehielt.

Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und mit Unterstützung von Frauenligaaktivistinnen emigrierte sie 1938 nach England. Sie heiratete im Dezember 1938 ihren Cousin, Edgar Taussig, der tschechoslowakischer Staatsbürger war, um so zumindest vorübergehend ihre Identität zu verschleiern. Ihr tschechischer Pass ermöglichte ihr zu dieser Zeit noch eine ungehinderte Ausreise. 1946 kehrte sie nach Wien zurück und engagierte sich beim Wiederaufbau einer österreichischen Sektion der IFFF.

Der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft hat in seiner Sitzung am 28. Februar 2012 beschlossen, eine Parkanlage in 1220 Wien, im Bereich der Seestadt Aspern, mit Yella-Hertzka-Park zu benennen.

verwendete Literatur und Quellen:

Malleier: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 1938, 105-107
Oesch: Yella Hertzka (1873 - 1948) : Vernetzungen und Handlungsräume in der österreichischen und internationalen Frauen- und Friedensbewegung

verfasst von: Lydia Jammernegg

Lexikoneinträge

biografiA

Hertzka Yella, geb. Fuchs, auch Jella; Schulgründerin, Direktorin, Musikverlegerin und Frauenrechtsaktivistin
Geb. Wien, 4. 2. 1873
Gest. Wien, 13. 11. 1948
LebenspartnerInnen, Kinder: 1897 Heirat mit Emil Hertzka (1869–1932), Musikverleger.
Ausbildungen: Ausbildung an der Höheren Gartenbauschule in Bad Godesberg.
Laufbahn: Y. H. gründete 1913 im 19. Wiener Gemeindebezirk die erste höhere, zweijährige Gartenbauschule für Mädchen und leitete diese Schule bis 1938. In dem der Gartenbauschule angeschlossenen Park veranstaltete Y. H. Gartenfeste, an denen viele führende Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens und auch international bekannte Komponisten wie Darius Milhaud, Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Béla Bartók, Zoltán Kodály oder Ernst Krenek teilnahmen. Josef Hofmann gründete auf ihre Anregung hin die Künstlerkolonie im Kaasgraben.1932 wurde sie, nach dem Tod ihres Mannes, Aufsichtsratsmitglied in dessen Musikverlag „Universal-Edition“ und förderte junge Talente, wie etwa Gottfried von Einem. Sie emigrierte nach England und war dort als Gartenbauarchitektin tätig. Nach ihrer Rückkehr aus der Emigration 1946 begann sie mit dem Wiederaufbau des „Universal-Edition“ Verlages und wurde 1947 dessen Verwalterin. Y. H. setzte sich besonders für die Förderung von Frauen in der Musik ein. Sie war Mitbegründerin des Cottage-Mädchenlyzeums von Salka Goldman; Mitglied der Kommission Gartenbau und Kleintierzucht im Bund Österr. Frauenvereine (bis 1918); 1903 Mitbegründerin des Neuen Wiener Frauenklubs und dessen Präsidentin von 1909 bis 1933. Von 1921 bis 1938 war sie Vorstand der österreichischen Sektion der 1921 gegründeten Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF). Sie organisierte 1921 den dritten IFFF-Kongress und 1929 die Minoritätenkonferenz der IFFF, die beide in Wien stattfanden.

Österreichisches biographisches Lexikon

Hertzka J(Y)ella, geb. Fuchs. * Wien, 4. 2. 1873; + Wien, 13. 11. 1948. Seit 1897 mit Emil Hertzka, Musikverleger, verheiratet. Erhielt an der höheren Gartenbauschule in Bad Godesberg (Rheinland) eine gehobene gärtner. Ausbildung, gründete dann die erste höhere zweijährige Gartenbauschule für Mädchen in Wien XIX (Eröffnung Sept. 1913) und leitete diese bis zu ihrer Emigration 1938. Ihrer Anregung verdankte die von J. Hofmann begonnene Künstlerkolonie im Kaasgraben, Wien XIX, ihre Entstehung. In dem der Gartenbauschule angeschlossenen Park veranstaltete sie Gartenfeste, an denen viele führende Persönlichkeiten des Wr. Musiklebens und international bekannte Komponisten, wie Milhaud, Mahler, Schönberg, Bartók, Kodály, Krenek u.a., teilnahmen. Nach dem Tode ihres Mannes gehörte H., die junge Talente wie z. B. G. v. Einem besonders förderte, dem Aufsichtsrat der Universal-Edition an. Nach ihrer Rückkehr (1946) aus der Emigration, wo sie sich gärtner. betätigt hatte, bemühte sie sich um den Wiederaufbau des Unternehmens und wurde 1947 öffentlicher Verwalter des Verlages. Sehr früh trat sie in der Frauenbewegung hervor. Sie unterstützte die Gründung des Cottage-Lyzeums durch S. Goldman und leitete im Bund österr. Frauenver. bis zur Auflösung dieser Komm. (1918) die Gruppe für Gartenbau und Kleintierzucht. Bereits 1903 unter den Gründerinnen des Neuen Wr. Frauenklubs, war sie 1909-33 dessen Präs., dann Ehrenpräs. des Klubs, der unter ihrer Leitung einen großen Aufschwung nahm. 1921 entstand eine österr. Sektion der "Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit" deren Präs. H. bis zur Auflösung (1938) war. Sie organisierte den 3. Internationalen Kongreß der Liga in Wien (1921), die Minoritäten-Konferenz der Liga in Wien (1929) und setzte sich besonders für die Rückführung der Kriegsgefangenen sowie für internationale Wirtschaftsfragen ein.

Ausgewählte Publikationen

Hertzka, Yella: Die Frau in der Politik - In: Das Buch der Frau : eine Zeitkritik - Wien: M. Duke, 1927, 91-93
ÖNB 1925369-B.Neu
Hertzka, Yella: Die Frau und der Gartenbau - In: Die moderne Frau, Jg. 1 (1926), Nr. 2, 4-5
Online Zugriff / ÖNB 608989-C.Neu
Hertzka, Yella: Die Internationale Weltwirtschaftskonferenz der Frauen-Liga für Frieden und Freiheit in Paris - In: Das Wort der Frau, Jg. 1 (3. Mai 1931), Nr. 9, 1-2
Online Zugriff / ÖNB 587848-D.Neu-Per
Hertzka, Yella: Frauen von heute - Jane Addams : zu ihrem 70. Geburtstag - In: Die Österreicherin, Jg. 3 (1930), Nr. 7
Online Zugriff / ÖNB 609120-C.Neu-Per

Quellen und Sekundärliteratur

Berényi, Lily: Wollen Sie nicht Gärtnerin werden? - In: Die Bühne, Jg. 6 (1929), Nr. 249, 38-39, 47
Online Zugriff / THE 608127-C.The
Krippner, Ulrike, Iris Meder: Gärtnerin, Gartenarchitektin, Schulgründerin - sechs jüdische Frauen im Wien der Ersten Republik - In: Hundert Jahre/years VBKÖ - Festschrift - Wien: VBKÖ, 2011, 197-212
ÖNB 1950758-B.Neu

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