Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Über Hertha Sprung ist nur wenig bekannt. Die wenigen Informationen werden uns über das historisierende Schreiben der nächsten Generation des Bundes österreichischer Frauenvereine vermittelt.
Hertha Sprung wurde in Graz als Tochter eines Generals geboren. Die Familie übersiedelte nach Wien und Hertha Sprung erielt eine musikalische Ausbildung. 1890 heiratete sie den Juristen Franz Sprung, einen Pionier der Volksbildung, durch den sie Marianne Hainisch kennenlernte.
1905 kam sie ins Unterrichtsministerium, wo sie zwanzig Jahre an der Entwicklung von Lehrplänen und neuen Schulformen, der Lehrerinnenausbildung und Schulorganisation - insbesondere für Mädchen und Frauen - arbeitete. Margarete Geyling spricht davon, dass sie "1906 das Seminar zur Heranbildung von Koch- und Haushaltungs-Schullehrerinnen und die Koch- und Haushaltungsschule, 1908 die Frauengewerbeschulen, 1910 die Bildungsanstalt für Frauengewerbeschullehrerinnen, 1913 die Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe, 1922 die gewerbliche Gartenbauschule" initiierte. Sie war eine der ersten Frauen im Unterrichtsministerium, die schließlich 1923 als Beamtin des höheren Verwaltungsdienstes ihren männlichen Kollegen gleichgestellt wurde - anfangs unter dem Titel einer "außerordentlichen Inspektionskommissärin für weibliche Erwerbs- und Arbeitsschulen", dann als Fachinspektorin.
Von Marianne Hainisch wurde sie für die Mitarbeit in der neugegründeten Frauenvereinigung für soziale Hilfstätigkeit gewonnen. Seit der Vereinsgründung war sie im Bund österreichischer Frauenvereine in verschiedenen Funktionen aktiv und wurde die Nachfolgerin von Marianne Hainisch als Vereinspräsidentin. Im autoritären Ständestaat übernahm sie im Frauenreferat der Vaterländischen Front eine Funktion als Mitarbeiterin der Arbeitsgemeinschaft für Schule, Erziehung und Mädchenbildung.
verwendete Literatur und Quellen:
Geyling: Hertha Sprung als Pionierin für die gewerbliche und hauswirtschaftliche Frauenbildung. - In: Die Österreicherin 5 (1932) 2
Laube: Hofrat Hertha von Sprung. - In: 60 Jahre Bund österreichischer Frauenvereine, 11-13
Wie ich zur Arbeit an der Frauenbewegung kam. - In: Die Österreicherin 3 (1930) 3
Lexikoneinträge
biografiA
Sprung Hertha von, Henriette; Frauenrechtsaktivistin, Vereinsfunktionärin und Politische Funktionärin
Geb. Graz, Stmk., 4. 2. 1862
Gest. Wien, 8. 5. 1961 (6. 5. )
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Heinrich Hauser (1800 –1893), Kaiserjäger, später General, 1849 geadelt; Mutter: Anna (* 1839), Tochter von Philipp von Risenfels; drei Brüder.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1890 Heirat mit Franz von Sprung, Dr. iur., Rechtsanwalt, tätig in der Volksbildung. 1919 Adoptivsohn (Neffe).
Ausbildungen: Konservatorium in Wien, Staatsprüfung für Klavier.
Laufbahn: H. v. Sp. trat dem 1896 gegründeten Frauenverein für soziale Hilfstätigkeit bei, dessen Grundlagenprogramm – eine Art Stadtteilarbeit in Wiener Arbeiterbezirken – sie ausarbeitete. Trat 1904 in das Unterrichtsministerium ein. Ab 1905 befasste sie sich mit der Gestaltung des Unterrichts an und der Entwicklung von Curricula für Frauengewerbeschulen in Zusammenarbeit mit dem Unterrichtsministerium. Sie entwickelte den Lehrplan für die staatliche Lehranstalt für Hauswirtschaftslehrerinnen, die Grundlagen für eine staatliche Lehranstalt zur Ausbildung im Weiß- und Kleidernähen für Lehrerinnen, die Unterrichtspläne für Hauswirtschaftskurse in Bergwerksgebieten und den Lehrplan für die dreijährige Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe. 1925 schied sie aus dem Unterrichtsministerium aus. H. Sp. war von 1919 bis 1932 Vorsitzende des Bundes Österreichischer Frauenvereine (BÖFV), in dessen Organ „Die Österreicherin“ sie auch publizierte. Sie wurde zu internationalen Frauenkongressen delegiert und initiierte die Abhaltung der Generalversammlung des International Council of Women 1930 in Wien, eine für die bürgerliche Frauenbewegung wesentliche Großveranstaltung. Im Austrofaschismus war sie an den Versuchen der Frauenorganisationen beteiligt, eine ständische Vertretung der Hausfrauen und Hausgehilfinnen zu erreichen (Hauswirtschaftskammer). Vorerst nur als durch einen besonderen Vertrag gebundene Mitarbeiterin und mit dem Titel einer außerordentlichen Inspektionskommissärin, später dem einer Fachinspektorin bekleidet, trat sie im Jahre 1923 als den männlichen Kollegen gleichgestellte Beamtin in den höheren Verwaltungsdienst ein und wurde im selben Jahr als erste Frau mit der Verleihung des Titels Regierungsrat ausgezeichnet. Bei ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Bundesdienst wurde sie, ebenfalls als erste Frau, zum Hofrat ernannt.
Ausz., Mitglsch.: Um 1918 Mitglied der Kommission für Frauenarbeit der sozialpolitischen Sektion des Ministeriums für soziale Fürsorge. 1925 (1926) als erste Frau in Österreich Titel „Hofrat“, 1960 Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich.
W. u. a.: „Wie ich zur Arbeit an der Frauenbewegung kam. (Rosa Mayreder, Hertha Sprung, Marie Lang, Marie Vian). In: Die Österreicherin. Zeitschrift für alle Interessen der Frau. Hg. v. Bund österr. Frauenvereine, Nr. 3 v. 1. 3. 1930“