Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Ottilie Bondy ist die Tochter des in Brünn wirkenden jüdischen Arztes, Schriftstellers und Redakteurs der "Brünner Zeitung" Alois Isidor Jeitteles. Sie heiratet den Kaufmann und Fabrikanten Ignaz Bondy und zieht mit ihm nach Wien. Ihre Tochter Helene Bondy unterrichtet sie in den ersten Jahren selbst.
Neben Johanna Meynert (mit der sie den Wiener Hausfrauenverein gründet und leitet) und Marianne Hainisch zählt sie zu den Pionierinnen der österreichischen Frauenbewegung und ist in vielfacher Weise sozial tätig. Sie engagiert sich in wohltätigen jüdischen Vereinen (so gehört sie zum Vorstand der Israelitischen Kinderbewahranstalt), fördert als Anhängerin der Fröbelschen Pädagogik die erste Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen in Wien, beteiligt sich an der Gründung des Schulvereins für Beamtentöchter und leitet den Dienstbotenasyl-Verein. 1893 nimmt sie als Vertreterin des Wiener Vereins für Kindergartenwesen an der Weltausstellung in Chicago teil, 1900 referiert sie beim Congrès des Oevres et Institutions Feminines in Paris über das Thema Frauenarbeit in Österreich.
1902 tritt Ottilie Bondy aus dem jüdischen Glauben aus und in die evangelische Kirche über. Zu ihrem 70. Geburtstag wird die Ottilie-Bondy-Stiftung ins Leben gerufen. Im Alter zieht sie zu ihrer Tochter Helene nach München, wo sie 1921 stirbt.
verwendete Literatur und Quellen:
Das geistige Wien
Malleier: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 1938
Ottilie Bondy [feierte am 26. Juli ihren 70. Geburtstag]. - In: Dokumente der Frauen 7 (1902) 9-10, 271
Lexikoneinträge
ÖBL
Bondy, geb. Jeitteles, Ottilie. * Brünn, 26. 7. 1832; + München, 5. 12. 1921. Mit Marianne Hainisch und Johanna Meynert eine Bahnbrecherin der österr. Frauenbewegung; gründete mit J. Meynert in den siebziger Jahren den Wr. Hausfrauenverein, den sie von 1879-1909 leitete und an den sie eine unentgeltliche Stellenvermittlung für Hausbedienstete und Heimarbeit sowie eine Koch- und Haushaltungsschule in Verbindung mit einem Gaststättenbetrieb mit abgestuften festen Menupreisen, anschloß; dieser Verein mit seinen Zweigstellen fiel erst der Inflation zum Opfer; sie setzte sich für den Fröbelschen Kindergarten ein und war Vertreterin des Wr. Ver. für Kindergartenwesen auf der Weltausstellung in Chicago 1893. 1909 übersiedelte sie nach München.
biografiA
Bondy Ottilie, geb. Jeitteles (Jeiteles); Fachschriftstellerin, Vereinsgründerin und
Frauenrechtsaktivistin
Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 26. 7. 1832
Gest. München, Deutsches Reich (Deutschland), 5. 12. 1921
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Johanna, geb. Brüll, kam aus einer Familie mit 14 Kindern und wurde mit 14 Jahren mit einem 50-jährigen Onkel verlobt. Mit 17 Jahren heiratete sie, ihr erster Ehemann starb nach sieben Jahren; Vater: Dr. Alois Jeitteles (1794 –1858), Arzt, Schriftsteller und Redakteur, Schriftleiter der „Brünner Zeitung“; zwei Brüder. Die Familie Jeitteles war eine sehr angesehene Gelehrtenfamilie, mit Grillparzer, Goethe und Tieck bekannt. Nach einer Familienüberlieferung erhielt O. B. ihren Namen in Erinnerung an Goethe, der kurz vor ihrer Geburt gestorben war.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1856 den Prager Kaufmann Israel Bondy, der sich später Ignaz Bondy nannte; Sohn Ernst (* 1865); Tochter Helene, verh. von Gumppenberg (* 1868), erste österreichische Lehrerin, die die Fachprüfung für den Blindenunterricht ablegte. Ausbildungen: Erhielt wahrscheinlich Privatunterricht. In einem Nachruf für die etwa gleich alte Lina Morgenstern beklagt sie sich über die unzureichende Bildung für Mädchen. Laufbahn: Kam 1856 nach Wien, war 1872 bis 1878 führendes Vorstandsmitglied der Israelitischen Kinderbewahrungsanstalt. Leiterin des israelitischen Mädchen-Waisenhauses in Wien, mit Marianne Hainisch und Johanna Meynert eine Führerin der österreichischen Frauenbewegung. Gründete mit J. Meynert in den siebziger Jahren den Wiener Hausfrauenverein, den sie von 1879 bis 1909 leitete und an den sie eine unentgeltliche Stellenvermittlung
für Hausbedienstete und Heimarbeit sowie eine Koch- und Haushaltungsschule in Verbindung mit einem Gaststättenbetrieb mit abgestuften festen Menupreisen anschloss. Dieser Verein mit seinen Zweigstellen wurde erst in der Inflationszeit geschlossen. Sie setzte sich für den Fröbelschen Kindergarten ein und war Vertreterin des Wiener Vereins für Kindergartenwesen bei der Weltausstellung in Chicago 1893. Lebte ab 1909 in München. Sie war Mitarbeiterin zahlreicher Zeitschriften, u. a. der „Wiener Hausfrauen-Zeitung“, schrieb zu Themen der Frauenfragen. Bereiste als Journalistin zahlreiche Länder. Außerdem verfasste sie Beiträge für die „Dokumente der Frauen“ und den „Bund“. Gemeinsam mit ihrer Tochter arbeitete sie im „Deutschen Schulverein“ mit. Sie ließ sich wenige Wochen vor ihrem 70. Geburtstag römisch-katholisch taufen. 1909 legte sie ihre Ämter nieder, zog zu ihrer Tochter nach München und betreute ihre fünf Enkelkinder. Sie schrieb jedoch weiterhin Artikel für den „Bund“ und informierte u. a. die Leserinnen über verschiedene Entwicklungen deutscher Frauenvereine.
Ausz., Mitglsch.: Leiterin des Vereins „Caritas“ und des Dienstbotenasyls, Mitglied des Verbandes der auswärtigen Presse. 1894 Verdienstkreuz mit der Krone. Zu ihrem 70. Geburtstag im Jahr 1902 wurde vom Wiener Hausfrauenverein eine Stiftung auf ihren Namen errichtet. Mitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, Präsidentin des Wiener Hausfrauen-Vereins.
W.: „Die Theorie und Praxis auf häuslichem Gebiete“ (1883), „Bericht über die gymnasiale Mädchenschule. Jahresbericht des Vereins für erweiterte Frauenbildung“ (1883), „Haus- und Familienbuch“ (1886), „Die zehn Gebote des Hauswesens. Fromme’s Haushaltungs- und Merkbuch“ (1891), „Das Märchen von der Caritas. Den jugendlichen Vereinsmitgliedern erzählt“ ((1892), „Erziehung auf der Weltausstellung in Chicago. Offizieller Bericht der k. k. österreichischen Central-Commission für die Weltausstellung in Chicago“ (1893)
Kosel
BONDY Ottilie, II. Praterstrasse 58, geb. Brünn, 26. Juli 1832, verfasste: "Haushaltungs- und Merkbuch", "Zehn Gebote des Hauswesens", "Haus- und Familienbuch", "Die Beschäftigung des Kindes"; ist Redactrice der "Wiener Hausfrauenzeitung" und Präsidentin des "Wiener Hausfrauenvereines".
Eisenberg
Bondy, Ottilie, Schriftstellerin, geb. in Brünn am 26. Juli 1832, Mitarbeiterin der "Wiener Hausfrauen-Zeitung" und ausländischer Blätter etc., ist grösstenteils auf frauenwirtschaftlichem und pädagogischem Gebiete tätig, Präsidentin des Wiener Hausfrauen-Vereines und Verfasserin von "Haus- und Familienbuch" (1886), "Zehn Gebote des Hauswesens" (1887), II. Praterstrasse 58.
Pataky
Bondy, Frau Ottilie, Wien II, Praterstr. 58, geboren am 26. Juli 1832 zu Brünn, ist Präsidentin des Wiener Hausfrauen-Vereins und Mitarbeiterin verschiedener Zeitschriften, in welchen sie das frauenwirtschaftliche Gebiet und die Frauenfrage vertritt.
Nigg
Bondy Ottilie, geb. zu Brünn am 26. Juli 1832, Präsidentin des Wiener Hausfrauen Vereines, Mitarbeiterin der Wiener Hausfrauenzeitung und anderer Zeitschriften, wo sie das frauenwirtschaftliche Gebiet, desgleichen die Frauenfrage vertritt.