Verband Weibliche Fürsorge, Wien

Namen und Abkürzungen
Weibliche Fürsorge, Wien
Verein Weibliche Fürsorge, Wien
Gründung
1916
Auflösung
1938
Sitz
Wien 1, Schottenring 10 (anfangs)
Wien 9, Althanplatz 11 (zuletzt)

FunktionärInnen und Mitglieder

Organisationsstruktur

Mitgliedsverein
  • Verein Frauenhort, Wien
  • Verein Ferienheim, Wien
  • Providentia, Wien
  • Israelitischer Frauenwohltätigkeitsverein, Wien, 21. Bezirk
  • Israelitischer Frauenwohltätigkeitsverein, Wien, 20. Bezirk
  • Israelitischer Frauenwohltätigkeitsverein, Wien, 13. Bezirk
  • Israelitischer Frauenwohltätigkeitsverein, Wien, 19. Bezirk
  • Israelitischer Frauenwohltätigkeitsverein "Zuflucht", Wien
  • Österreichisches Kaiser Franz Joseph-Seehospiz, Wien

Historischer Überblick

Die Weibliche Fürsorge wird im Juli 1914 erstmals in einem Artikel Clotilde Benedikts erwähnt. In diesem Zeitungsartikel fordert Benedikt die jüdischen Frauen kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zur Kriegshilfsarbeit auf.

1916 entstand schließlich der Verband jüdischer Frauenwohlfahrtsvereine - auf Initiative von Clotilde Benedikt, Regine Ullman, Rosa Schur, Hermine Kadisch, Margarethe Grunwald und Charlotte von Königswarter. Dem Verband gehörten zunächst dreizehn Vereine an, 1915 waren es bereits 30 bis 40 jüdische Wohlfahrtsvereine, die sich in der Weiblichen Fürsorge zusammengeschlossen hatten. Bei der Benennung des Dachverbands bezog man sich ausdrücklich auf die von Bertha Pappenheim in Frankfurt am Main gegründete „Weibliche Fürsorge“. In Österreich-Ungarn kam es aber im Unterschied zum Deutschen Kaiserreich zu keinem überregionalen Zusammenschluss jüdischer Frauenvereine zu einem zentralen Dachverband. Dies hatte unter anderem Gründe in der größeren sprachlichen, religiösen, politischen und sozialen Vielfältigkeit der jüdischen Bevölkerung.

Die israelitische Kultusgemeinde unterstützte die Arbeit der Weiblichen Fürsorge. Durch diese Zusammenarbeit war die Weibliche Fürsorge auch an der Umorganisierung der jüdischen Hilfs- und Sozialarbeit beteiligt. 1916 wurde dafür eine neue Stelle, die Zentralstelle für jüdisches Armenwesen, geschaffen. Jüdische Frauen nahmen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft eine wichtige Rolle bei der (Re)Organisierung der Sozialarbeit ein und schufen sich damit auch innerhalb der Kultusgemeinde einen Platz. Gleichzeitig waren sie aber auch eng an die Gemeinde gebunden und konnten nicht eine selbständige, überregionale jüdische Frauen(hilfs)organisation errichten. Wie Hecht schreibt, gab es im Umfeld der Weiblichen Fürsorge Bestrebungen in diese Richtung durch eine neue Führungsschicht an jüdischen Frauen - wie Anitta Müller und Regine Ulmann -, die auch Ideen zu einer jüdischen Frauenpolitik über Sozialarbeit hinausgehend entwickelten. Diese Ideen wurden nicht umgesetzt, auch weil sich jüdische Frauen - so wie die Frauenbewegung insgesamt - zunehmend entlang nationaler Grenzen spalteten.

verwendete Literatur und Quellen:

Benedikt: An die jüdischen Frauen und Mädchen Wiens! - In: Dr. Blochs Österreichische Wochenschrift, Nr. 31, 31.7.1914, 530
Hecht: Bürgerlich-jüdische Frauen in Wien während des Ersten Weltkrieges. - In: Zions Töchter, 315-329
Malleier: Die Verschränkung jüdischer frauenbewegter und nationaler Identitäten. - In: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst 56 (2001) 4, 10-17

verfasst von: Lydia Jammernegg

Quellen und Sekundärliteratur