Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Fanny Freund-Marcus wurde 1872 in Wien geboren. Sie war Mitgründerin und spätere langjährige Präsidentin der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs (ROHÖ), einer der mitgliederstärksten Frauenorganisationen in Österreich. Während des Ersten Weltkrieges referierte Fanny Freund-Marcus bei der Monatsversammlung des Bundes Österreichischer Frauenvereine (BÖFV) im Neuen Frauenclub über die Stellung der Frau im Ernährungswesen des Staates und forderte die Schulung der landwirtschaftlich berufstätigen Frau und die weitere Einbeziehung von Frauen in Kommissionen und Beratungsstellen, die sich mit Volksverpflegung und Volkswohlfahrt befassten. In der Frauenbewegungspresse wird Freund-Marcus häufig als Referentin politischer Themen genannt, so etwa bei der Wahlrechtsversammlung der freisinnigen Frauen im Jänner 1918 oder beim BÖFV, wo sie im Jahr 1919 zum Thema „Wozu brauchen die Frauenvereine Deutschösterreichs den Bund?" sprach und darin die Wichtigkeit des Weiterbestandes des BÖFV für die Aufklärungs- und Schulungsarbeit der Frauen für die neu erlangten politischen Rechte hervorhob.
Die ROHÖ war nicht das erste Betätigungsfeld Freund-Marcus in Frauenorganisationen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte sie den Erster Wiener Gabelsberger Damen-Stenographieverein gegründet, der Ausbildungskurse für Frauen und Mädchen abhielt. Nach Kriegsende war Freund-Marcus, neben ihrem Engagement in der ROHÖ, auch Vorsitzende der Kommission für Ernährung des BÖFV und journalistisch tätig. Anfang der 1920er wurde die ROHÖ - und insbesondere Fanny Freund-Marcus - nicht nur Gegenstand heftiger frauenfeindlicher Angriffe, sondern auch antisemitischer Attacken seitens der Wiener Kaufleute. Freund-Marcus war wenige Jahre nach der Gründung, im Jahr 1910, Präsidentin der ROHÖ geworden und hatte diese Funktion bis 1929 inne. Danach trat an ihre Stelle ein Präsidium von drei Vizepräsidentinnen, während die Stelle der Präsidentin unbesetzt blieb.
Gemeinsam mit Else Ehrlich gab Fanny Freund-Marcus das Magazin „Die moderne Frau“ heraus, das ab Mitte 1928 unter Freund-Marcus redaktioneller Leitung als Beilage der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“ erschien. In „Die moderne Frau“ erschienen immer wieder Artikel von Frauen, deren Namen aus der bürgerlichen Frauenbewegung bekannt waren, wie z. B. Eugenie Schwarzwald, Yella Hertzka, Bianca Bienenfeld, die erste Gynäkologin Österreichs aber auch die sozialdemokratische Schriftstellerin Else Feldmann.
Fanny Freund-Marcus Ehemann Alexander Freund starb im Jahr 1928. Das Ehepaar hatte einen Sohn, Max, der in den 1930er Jahren zum Christentum konvertierte. Im Juli 1942 wurde sie mit über 70 Jahren nach Theresienstadt deportiert und ist vermutlich dort umgekommen. Ihr genaues Todesdatum ist unbekannt.
verwendete Literatur und Quellen:
Malleier: Zur Verschränkung jüdischer frauenbewegter und nationaler Identitäten. - In: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst 56 (2001) 4, 10-17
Lexikoneinträge
biografiA
Freund-Marcus Fanny; Frauenrechtsaktivistin
Geb. 18. 2. 1872
Gest. KZ Theresienstadt, Deutsches Reich (Terezin, Tschechien), 11. 12. 1942
Laufbahn: Leiterin des „Ersten Wiener Gabelsberger Stenographinnenvereins“, Vertreterin und Präsidentin der „Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs“, Redakteurin der Zeitschrift „Die moderne Frau“ 1926 –28. Veröffentlichte zahlreiche Artikel in Frauenzeitschriften, wie dem Frauenblatt der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs, „Die Österreicherin“, „Neues Frauenleben“, „Der Bund“ und anderen.
W. u. a.: „Die Verbesserung der Handelsbilanz. Kann die Frau zur Verbesserung der Handelsbilanz
beitragen? In: Die Moderne Frau. H.7“ (1927)