Zulassung von Frauen zum Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Verordnung des Unterrichtsministeriums vom 3. September 1900)
Historische Ereignisse 1900
Österreich
Erster weiblicher Ehrendoktor für Philosophie an der Universität Wien: Marie von Ebner-Eschenbach
Die Baumeisterprüfungskommission in Budapest verleiht Erika Paulas (der ersten Architektin Ungarns) das Baumeisterdiplom.
Enrica von Handel-Mazzettis Roman "Meinrad Helmpergers denkwürdiges Jahr" (ÖNB-Signatur: 403.191-B) erscheint.
Einrichtung einer Rechtsschutzstelle für Frauen.
Sigmund Freuds Werk "Die Traumdeutung" erscheint bei Deuticke.
Gründung des Vereins "Athenäum" (Verein für die Abhaltung von wissenschaftlichen Lehrkursen für Frauen und Mädchen) durch den Historiker Ludo Moritz Hartmann und die "Vereinigung Österreichischer Hochschuldozenten".
Untersuchung über den Stand der weiterführenden Schulbildung für Mädchen durch das Ministerium für Kultur und Unterricht. Mädchengymnasien wurden vom Unterrichtsminister Wilhelm von Hartel abgelehnt; Einführung des wenig fortschrittlichen Typs Mädchenlyceum als anerkannte Schulform zur höheren Bildung.
Am 3. Mai promoviert an der Universität Wien die erste Frau zum Doktor der Philosophie: die Psychologin Gabriele von Wartensleben (sie wird später Mitbegründerin der Gestaltpsychologie)
Am 12. Mai beginnt Sigmund Freud seine Vorlesung über den Traum, hat aber nur drei HörerInnen (Hans Königstein, die spätere Gynäkologin Dora Teleky, Gotthelf Marcuse)
Am 19. Juni promoviert Cäcilie Wendt als Naturwissenschaftlerin und zweite Frau an der Wiener Universität zum Dr. phil.
Am 15. November wird von der Vorsitzenden Margarete Jodl der "Wiener Frauenklub" eröffnet.
Andere Länder
Bei den II. Olympischen Spielen der Neuzeit in Paris dürfen zum ersten Mal Frauen (u.a. in den Disziplinen Golf und Tennis) teilnehmen.
Die engagierte Frauenrechtlerin Clara Immerwahr (1870-1915) promoviert im Dezember als zweite Frau an der Universität Breslau in Chemie (die erste war 1874 Julia Lermontowa (1846-1919) an der Universität Göttingen.
Paul Julius Moebius veröffentlicht sein antifeministisches Buch "Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes"; es erlebt zahlreiche Auflagen.
Am 1. Jänner tritt das Bürgerliche Gesetzbuch im Deutschen Reich in Kraft; im Familienrecht werden Frauen weiterhin "eheherrlicher Vormundschaft" unterworfen.
Februar: im Großherzogtum Baden werden Frauen uneingeschränkt zum Hochschulstudium zugelassen.
26. Mai: Gründung des Bundes Schweizerischer Frauenorganisationen - BSF (ursprünglicher Name Bund Schweizerischer Frauenvereine)
18. - 23. Juni: Der Internationale Frauenkongreß in Paris beschäftigt sich mit der ökonomischen Seite der Frauenarbeit, der Moral, Erziehungsfragen, Ehegesetzen und öffentlichen Frauenrechten (siehe Bericht von Anna Schapire in: Dokumente der Frauen, 3. Jg., Nr. 7, 1900)
September: 11. Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in Mainz; ein herausragendes Thema sind die Frauenrechte; Ottilie Baader wird zur "Zentralvertrauensperson" der Frauen gewählt
September: Rosa Luxemburg fordert in einer Rede auf dem Internationalen Sozialistenkongress in Paris wirksame Aktionen für den Völkerfrieden, in die auch Frauen einbezogen werden sollen.
Dezember: die Frauenrechtlerin und Pädagogin Ellen Key veröffentlicht ihre individualpädagogische und sozialreformerische Studie "Das Jahrhundert des Kindes" (ÖNB-Signatur: 413.355-B, Ausgabe 1902).