Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Cäcilie Wendt wird in Schlesien geboren. Ihr Vater Ferdinand M. Wendt ist Professor an der dortigen Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt und Herausgeber des Beiblattes "Kindes-Seele" der Frauenzeitschrift "Frauen-Werke", die von Marianne Nigg herausgegeben wird. Cilli Wendt erhält eine fundierte gymnasiale Ausbildung. Nach Jahren des externen Unterrichts konnte sie schließlich die Maturitätsprüfung ablegen und war somit die erste Frau Österreichs mit einer den Männern gleichgestellten, gleichwertigen Ausbildung.
Die im Jahr 1897 erfolgte Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium in Wien ermöglichte ihr als eine der ersten die Immatrikulation in Mathematik und Physik - zusammen mit der Romanistin Elise Richter und der Botanikerin Emma Ott. Besonders talentiert zeigt sie sich in Mathematik, bereits im fünften Semester wird eine wissenschaftliche Arbeit von ihr in den "Monatsheften für Mathematik und Physik" veröffentlicht. Alle Kolloquien und Rigorosen schließt sie mit ausgezeichnetem Erfolg oder "vorzüglich" ab. Auch ihre Dissertation "Die Verallgemeinerung des Additions-Theorems der Besselschen Function erster Art" ist für die mathematische Physik von Bedeutung und wird umgehend veröffentlicht. Am 19. Juni 1900 wird sie zum Doktor der Philosophie promoviert - selbst der Rektor erwähnt in seiner Rede die aussergewöhnliche Begabung für ein höchst abstraktes und schwieriges Studium.
Dem folgte keine WissenschafterInnenlaufbahn sondern nur eine gymnasiale Lehrerinnenstelle im Mädchen-Obergymnasiums des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien. Im Jahr 1914 wird Cäcilie Böhm-Wendt der Titel Professor - auf die Dauer ihrer Lehrtätigkeit verliehen. Weitere Lebensdaten und -stationen sind nicht bekannt.
verwendete Literatur und Quellen:
Frauen-Werke 7 (1900) 6, 1-3
Lexikoneinträge
biografiA
Wendt Cäcilie, verh. Böhm-Wendt; Mathematikerin
Geb. Troppau, Schlesien (österr.), (Opava, Tschechien), 4. 5. 1875
Gest. ?
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: k. k. Professor Dr. F. M. Wendt (Leiter der Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt in Troppau und Mitherausgeber der Frauenzeitschrift „Lehrerinnenwart“).
Ausbildungen: Legte als Privatistin am k. k. Staatsobergymnasium in Troppau im Juli 1896 die Matura ab. Studierte anschließend ab dem Wintersemester 1896, zunächst als Hospitantin und ab WS 1897 als ordentliche Hörerin an der philosophischen Fakultät der Universität Wien. Mit der Dissertation: „Eine Verallgemeinerung des Addidionstheoremes der Bessel’schen Functionen erster Art“ (Gutachter: Gegenbauer, Mertens) promovierte sie am 13. Juni 1900 als erste Frau an der Universität Wien im Studienfach Mathematik (insgesamt die 2. Promovierte an der philosophischen Fakultät). Gleichzeitig legte sie auch die Lehramtsprüfung für Mathematik und Physik ab.
Laufbahn: Bereits während der Studienzeit zwei Veröffentlichungen in den „Monatsheften für Mathematik und Physik“. Unterrichtete ab 1900 als erste weibliche Lehrkraft Mathematik und Naturlehre an der gymnasialen Mädchenmittelschule des Vereins für erweiterte Frauenbildung, Ausscheiden 1914/15.
W.: „Note über die Kreisfunktion. Monatshefte für Mathematik und Physik 10. Jg.“ (1899), „Eine Verallgemeinerung des Addidionstheoremes der Bessel’schen Functionen erster Art. Monatshefte für Mathematik und Physik 11“ (1900), „Über radioaktive Substanzen“ (1904), „mit Egon von Schweidler: Über die spezifische Geschwindigkeit der Ionen in flüssigen Dielektrikas. Physikalische Zeitschrift 10“ (1909)