FunktionärInnen und Mitglieder
Historischer Überblick
Der Feministák Egysülete (Verein der Feministen, FE) wird 1904 von den ungarischen Frauenrechtlerinnen Róza Schwimmer und Vilma Glücklich in Budapest gegründet. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 avanciert er zum dominierenden Verein der ungarischen Frauenbewegung und zählt im Jahr 1917 auf dem Höhepunkt seiner Bedeutung 2.947 Mitglieder. Der liberale humanistische Frauenverein baut sein Programm auf einem gleichberechtigten Menschenbild auf. Erörtert wird dieses in staatsbürgerrechtlichen, bildungsrechtlichen und arbeitsrechtlichen Aspekten. Von eminenter Bedeutung ist hierbei der Fokus auf die Gleichberechtigung der Geschlechter, wobei es darum geht, die gesellschaftlichen Bedingungen für die Frauen zu verbessern.
Das Hauptbestreben des Vereins liegt zunächst im Kampf um das Frauenwahlrecht, welches in Ungarn 1922 eingeführt, schlussendlich aber während des autoritären Horthy-Regimes wieder stark eingeschränkt wird. Durch die zunehmende Beschäftigung der Frauen am Arbeitsmarkt während der Jahrhundertwende und im Zuge des Ersten Weltkriegs wird auch der Kampf um Frauenerwerbstätigkeit und Lohnanpassungen zu einem wichtigen Thema. Ebenfalls setzen sich die Aktivistinnen für den uneingeschränkten Bildungszugang für Frauen an Universitäten ein. Ab 1895 werden zwar wichtige Institute der Universitäten für Frauen geöffnet, so ist das Studium der Medizin, der Pharmazie und der Geisteswissenschaften gestattet. Während des Übergangs von der konservativen Republik unter Mihály Károlyi zur kommunistischen Räterepublik unter Béla Kun wird den Frauen der Zugang zum Studium 1919 aber wieder verwehrt. Erst 1927 können die Aktivistinnen wieder den Zugang zu einigen Studienrichtungen erwirken. Die Rechtswissenschaft bleibt auch während der Zwischenkriegszeit eine rein männliche Domäne.
In Folge des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 und der Verarmung vieler Menschen tritt das pazifistische Engagement - das bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs aufrechterhalten bleibt - in der Vereinsarbeit in den Vordergrund. Im Jahr 1915, während der Weltkrieg durch Europa wütet, organisieren Aktivistinnen aus ganz Europa den Internationalen Frauenfriedenskongress in Den Haag. Aus diesem Treffen geht 1919 die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) hervor, wobei der FE als Gründungsmitglied fungiert und Vilma Glücklich den Vorsitz in der Zentrale in Genf übernimmt.
Die Aktivitäten des Vereins sind breit. So werden nicht nur Kongresse, Vortragsreihen, Demonstrationen und andere öffentliche Auftritte organisiert, auch geben die Aktivistinnen des FE ab 1907 eine regelmäßig erscheinende Zeitschrift "A Nö és a Társadalom" (Frau und Gesellschaft) heraus. Dort und in vielen anderen internationalen Zeitschriften werden die progressiven Ideen verbreitet und intellektuelle Debatten für eine gleichberechtigte Gesellschaft ausgefochten.
Unter dem zunehmenden Druck des Horthy-Regimes spitzt sich die Lage des FE während der 1930er Jahre zu. Öffentliche Präsenz wird schwieriger und der Verein verliert seine Reichweite und Mitglieder. Mit der Emigration bzw. dem Tod der Begründerinnen Schwimmer und Glücklich verliert der Verein weiter an Bedeutung. Unter den AktivistInnen Eugénia Meller-Miskolczy, Oszkár Szirmainé und Melanie Vámbery gibt es noch einmal einen Aufschwung, bis der Verein schlussendlich 1941 endgültig von der Regierung verboten wird.
verwendete Literatur und Quellen:
Papp: Die Frauenbewegung in Ungarn. - In: Freiburger FrauenStudien (2001) 11, 211-231
Papp: Die Kraft der weiblichen Seele
Kereszty: A Great Endeavor. - In: Aspasia 7 (2013), 92-107
Zimmermann: Die bessere Hälfte?