Nödl, Frieda

Namen und Abkürzungen
Nödl, Friederike
Rosenfeld, Frieda (Geburtsname)
Geburtsdaten
30.01.1898, Wien
Sterbedaten
15.11.1979, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Buchhalterin, Politikerin, Funktionärin der SDAPÖ

Funktionen und Mitgliedschaften

Biografie

Frieda Nödl war Buchhalterin und mit dem Bürgerschuldirektor Johann Nödl verheiratet. Durch ihn kam sie mit der Sozialdemokratie und mit Aline Furtmüller und Käthe Leichter in Kontakt. Ab 1934 war sie bei den Revolutionären SozialistInnen aktiv und wurde 1938 durch die Gestapo verhaftet und verurteilt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sozialistische Partei Österreichs 1945 wieder gegründet und das Frauenzentralkomitee - mit Frieda Nödl, Gabriele Proft und Hilde Krones - wieder eingerichtet. Frieda Nödl war darüberhinaus im Parteivorstand und gehörte von 1945 bis 1964 dem Wiener Gemeinderat an. Im 3. Bezirk in Wien wurde der Frieda Nödl-Hof in der Rochusgasse 3-5 nach ihr benannt.

verwendete Literatur und Quellen:

Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus
das rote wien

verfasst von: Lydia Jammernegg

Lexikoneinträge

biografiA

Nödl Frieda, Friederike Olga, geb. Rosenfeld; Landtagsabgeordnete und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 30. 1. 1898
Gest. Wien, 15. 11. 1979
F. N. wurde als Friederike Olga Rosenfeld 1898 als viertes von acht Kindern in Wien geboren. Die Erkrankung des Vaters, eines kleinen Geschäftsmannes, verunmöglichte den Besuch des Gymnasiums. Zur Aufnahmeprüfung für die Lehrerinnen-Bildungsanstalt wurde sie trotz bester Leistungen nicht zugelassen. Sie absolvierte die Handelsschule und war acht Jahre lang als Buchhalterin in einer kleinen Firma tätig. Die versäumte Ausbildung versuchte sie durch den Besuch verschiedener Kurse nachzuholen. 1923 heiratete sie den Schuldirektor und Sozialdemokraten Johann Nödl (gest. 20. 1. 1934). 1930 trat sie in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei ein und wurde 1931 von Aline Furtmüller ins Bezirks-Frauen-Aktionskomitee geholt. Nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei im Februar 1934, nur wenige Wochen nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, wurde F. N. für die illegale Partei aktiv. Sie stellte ihre Wohnung und ihr Wochenendhaus für Treffen zur Verfügung und beherbergte Mitglieder der Revolutionären Sozialisten (RS(Ö)) wie Rosa Jochmann oder Karl Hans Sailer. Über eine Gefangenenaufseherin gelang es ihr, Kontakt zu inhaftierten Genossen aufzunehmen und mit Hilfe von Kassibern die Kommunikation unter den Häftlingen sowie mit den im Untergrund befindlichen Sozialisten aufrecht zu erhalten. Sie verwaltete außerdem die Kasse der Sozialistischen Arbeiterhilfe (SAH), aus der die Angehörigen politischer Gefangener unterstützt wurden und Fluchthilfe geleistet wurde. Darüber hinaus sorgte sie als Kurierin für den Kontakt zwischen den Revolutionären Sozialisten und den in die Tschechoslowakei emigrierten Parteiführern. Auch nach der Annexion Österreichs an das Deutsche Reich setzte F. N. ihre Unterstützungs- und Kuriertätigkeit fort. So verhalf sie etwa Karl Hans Sailer zur Flucht in die Schweiz. Am 1. Juli 1938 wurde sie aufgrund der Denunziation des Gestapo-Konfidenten Hans Pav auf dem Weg nach Paris, wo sie mit Funktionären der Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten zusammentreffen sollte, noch in St. Pölten aus dem Zug heraus verhaftet. Gemeinsam mit sechs weiteren Mitgliedern der ehemaligen RS(Ö), unter ihnen Wilhelmine Moik, stand sie im Juni 1939 im ersten Volksgerichtshofprozess in Österreich wegen Vorbereitung zum Hochverrat vor Gericht. F. N. bekannte sich dazu, aus humanitären Erwägungen den Familien von Robert Danneberg, Käthe Leichter und Heinrich Steinitz Unterstützungsgelder zukommen lassen zu haben. Sie wurde zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus sowie zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. In einem gesonderten Verfahren, das gegen sie, Käthe Leichter und die erwähnte Gefangenenaufseherin angestrengt wurde, erhielt sie wegen Kassiberschmuggels weitere zwei Monate Haft. Ihre Strafe verbüßte sie teils in der Frauenstrafanstalt Wiener Neudorf, teils in den bayrischen Gefangenenhäusern Laufen und Traunstein, davon die Hälfte in Einzelhaft. 1941 entlassen, war sie weiterhin im Widerstand tätig. Unmittelbar nach der Befreiung widmete sich F. N. der Reorganisierung ihrer Partei. Von 1945 bis 1964 war sie Abgeordnete im Wiener Landtag. Schwerpunkte ihrer kommunalpolitischen Tätigkeit waren die Bereiche Bildungswesen, Gesundheitswesen und Kultur. 1945 bis 1947 war sie Vorsitzende der „Volkssolidarität“, einer überparteilichen Hilfsorganisation zur Unterstützung ehemaliger politischer Gefangener und Opfer des Nationalsozialismus. Sie war Mitglied des Wiener Parteivorstands (1945–1947) und des Frauenzentralkomitees (1945–1968) der SPÖ sowie Klubobmannstellvertreterin der sozialistischen Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates. Darüber hinaus war sie führend in der Bezirksleitung Landstraße tätig, wo sie 20 Jahre lang als Bezirksfrauenleiterin wirkte. Ferner bekleidete sie die Funktion eines Präsidiumsmitgliedes des Bundes der Sozialistischen Freiheitskämpfer. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem die Viktor-Adler-Plakette, die Otto-Bauer-Plakette, die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold sowie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. F. N. starb 1979. In Wien-Landstraße ist seit 1984 eine Wohnhausanlage der Gemeinde Wien nach ihr benannt.

Christine Kanzler

Ausgewählte Publikationen

Nödl, Frieda: Aline Furtmüller [Nachruf] - In: Die Frau, Jg. 2 (1946), Nr. 2, 2-3
Online Zugriff / ÖNB 394591-D.Neu-Per

Quellen und Sekundärliteratur

Material in Archiven und Sammlungen

  • Briefe von Adelheid Popp, Leopoldine Glöckel, Käthe Leichter, Therese Schlesinger, Frieda Nödl, Maria Emhart, Hella Postranecky an Rosa Jochmann - In: VGA Wien, Nachlass Rosa Jochmann
  • VGA Wien, Archiv der SPÖ-Bundesfrauen, Lade 21, Mappe 73
  • Pressestimmen - In: WBR/TBA, Dokumentation, TP-036313
  • VGA Wien, Personenarchiv, Frieda Nödl Lade 22, Mappe 29

Links