Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Als Tochter eines höheren Staatsbeamten in Salzburg, als Maria Troll geboren, genießt sie eine ausgezeichnete Erziehung, in der vor allem ihr musisches Talent gefördert wird. Dennoch rebelliert sie gegen die Internatserziehung in Stift Nonnberg und kann dieses auch nach zwei Jahren verlassen. Als Zeichen ihrer Befreiung trägt sie fortan einen Kurzhaarschnitt und ändert auch ihren Vornamen in Irma. Sie verordnet sich ein ungeheures Tagespensum an Englisch, Französisch, Italienisch, Kompositionslehre, Klavierspielen, Singen, Lesen, Schwimmen. Vieles aus ihrer Lektüre überträgt sie in erhaltene Notizbücher und macht dazu am Rande ihre Anmerkungen.
1870 geht sie nach Wien, um die Konzertlaufbahn einzuschlagen, findet dort aber auch Anschluss an literarische Kreise. Zunehmend entwickelt sich ihr schriftstellerisches Talent und erste Veröffentlichungen - wie "Die Mission unseres Jahrhunderts - eine Studie über Frauenfragen" - erfolgen unter dem Pseudonym Leo Bergen. Familiäre Begleitumstände zwingen sie nun, den Gedanken an eine Laufbahn als Konzertpianistin aufzugeben und sie geht als Musiklehrerin nach Ungarn. 1874 heiratet sie den ungarischen Journalisten und Schriftsteller Ferdinand (Nandor) von Borostyáni, wobei ihr Eheglück nur von kurzer Dauer ist. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie ihrem Ehemann nicht nach Paris folgen - so bleibt dies - trotz der gemeinsamen Tochter - nur eine Ehe auf Distanz. Weitere schwere Schicksalsschläge wie der Tod der erst drei Jahre alten Tochter und später der Mutter - zusammen mit ihrer gebrechlichen Gesundheit - zwingen sie 1882 zurück nach Salzburg, wo sie mit ihrer Schwester Wilhelmine und den befreundeten Baumgartner-Schwestern (Helene, Maria, Johanna) in einem Haushalt lebt. Johanna wird zur Lebensgefährtin.
Trolls Schriften und ihre kämpferische und kritische Haltung gegen soziales Unrecht und die Unterdrückung der Frau finden große Anerkennung. Sie publiziert etliche Streitschriften zur Frauenfrage, für die sie mit großer Akribie recherchiert, aber auch Schriften mit allgemeinem sozialpolitischen Inhalt und weiters Novellen, Romane, Theaterstücke, Essays und Erzählungen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Wilhelmine bewegt sich Irma von Troll-Borostyáni im Umfeld des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins und bemüht sich mit Auguste Fickert um die Abhaltung des ersten österreichischen Frauentages zu Pfingsten 1892, der allerdings nicht zustande kommt. Sie beteiligt sich an den Diskussionen der österreichischen und deutschen Frauenbewegungen und ist mit zahlreichen prominenten internationalen Frauenrechtlerinnen vernetzt. So verfasst sie z. B. einen Kommentar in der von Elizabeth Cady Stanton in den USA herausgegebenen "Woman’s Bible". In der in Milwaukee erscheinenden deutschsprachigen Zeitschrift "Der Freidenker" zählt sie zu den Stammautorinnen. Weiters ist sie im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen aktiv. Heute erinnert der seit 1995 jährlich vergebene Troll-Borostyáni-Preis von Stadt und Land Salzburg und eine nach ihr benannte Straße an sie.
verwendete Literatur und Quellen:
Frauen in Salzburg
Lexikon deutscher Frauen der Feder
Lexikoneinträge
biografiA
Troll-Borostyáni Irma von, geb. Marie von Troll, Ps. Leo Bergen, Veritas; Musiklehrerin, Erzählerin, Publizistin und Frauenrechtsaktivistin
Geb. Salzburg, Sbg. 31. 3. 1849 (1847)
Gest. Salzburg, Sbg., 10. 2. 1912
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Otto von Troll, Beamter der Südbahngesellschaft, und der Josephine. Sie war das jüngste von vier Kindern.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1874 (1875) Heirat mit dem ungarischen Journalisten Nandor (Ferdinand) von Borostyáni († 1902).
Ausbildungen: 1862– 64 besuchte I. T.-B. das Erziehungsinstitut Kloster Nonnberg, 1870 kommt es zu ihrer Umbenennung in Irma und zur Übersiedlung nach Wien. Bis 1973 erhält sie eine Ausbildung zur Schauspielerin und Pianistin. Sie publizierte zu jener Zeit unter dem Pseudonym Leo Bergen in Zeitschriften.
Laufbahn: 1873 geht sie als Musiklehrerin nach Budapest, 1882 nach Salzburg, wo sie zur Vorkämpferin der modernen Frauenbewegung mit zahlreichen theoretischen und programmatischen Schriften wird. In der programmatischen Schrift „Die Mission unseres Jahrhunderts“ (1878) forderte sie freie Bildungs- und Berufswahl für Frauen sowie das allgemeine Wahlrecht. 1893 gründet sie den Allgemeinen österreichischen Frauenverein; 1903 publizierte sie den „Katechismus der Frauenbewegung“. Erkenntnisse bzw. Ziele der theoretischen Arbeit fanden ihren Niederschlag auch in ihrer Erzählprosa „Aus der Tiefe“, 2 Bände, 1892.
Ausz., Mitglsch.: Mitglied des Vereins für Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien, Mitglied des Allgemeinen Schriftsteller-Vereins Berlin, Mitglied des Deutschen Bundes für Mutterschutz, Mitglied PAN Salzburg (Künstlergruppe um Georg Trakl, Hans Seebach, Karl Hauer), Ehrenmitglied des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins 1908. Seit 1995 Troll-Borostyáni-Preis des Frauenbüros der Stadt Salzburg und der Stabsstelle für Chancengleichheit, Anti-Diskriminierung und Frauenförderung des Landes Salzburg. Verkehrsflächenbenennung: Irma-von-Troll-Straße im Salzburger Stadtteil Maxglan. Gedenktafel Salzburg, Griesgasse 4.
Lexikon deutscher Frauen der Feder
Troll-Borostyáni, Frau Irma v., Ps. Leo Bergen und Veritas, Salzburg, Riedenburgstrasse 7, geboren am 31. März 1849 als die Tochter eines höheren Staatsbeamten zu Salzburg, genoss eine ausgezeichnete Erziehung. Ihre leidenschaftliche Liebe und hohe Befähigung zur Musik erweckten in ihr den Wunsch, sich zur Pianistin auszubilden. Sie ging nach Wien, um die Konzertlaufbahn zu betreten. Traurige Familienverhältnisse zwangen sie, davon Abstand zu nehmen und als Musiklehrerin nach Ungarn zu gehen. Dort entwickelte sich auch ihr schriftstellerisches Talent und als sie 1874 sich mit dem ungarischen Schriftsteller Ferdinand v. Borostyáni vermählte, wandte sie sich ganz der Schriftstellerei zu. Von Novellen und feuilletonistischen Plaudereien ging sie bald zu philosophischen Abhandlungen über und wenige Jahre nach ihrer Verheiratung erschien ihr vielgelesenes Buch "Die Mission unseres Jahrhunderts". Ihr Eheglück war von kurzer Dauer. Die Geburt eines Töchterchens, das schon im zartesten Alter starb, zog ihr ein schweres inneres Leiden zu, von dem sie vergeblich Heilung in Bädern und Kuranstalten suchte. Nach dem in Salzburg erfolgten Tode ihrer Mutter kam sie dorthin, das Grab der Teuren zu besuchen. Ihr zarter Körper war dem Schmerz und den Aufregungen nicht gewachsen. Sie verfiel in eine schwere Krankheit und lag viele Monate zwischen Leben und Tod im Hause ihrer Jugendfreundin. Sie ist niemals so genesen, um die Rückkehr nach Budapest in das Haus ihres Gatten wagen zu können. Ihre Freundinnen pflegen und behüten sie mit Treue und Aufopferung und so viel es ihr Leiden gestattet, lebt sie nun in ihrer Vaterstadt der Kunst
Gürtler, Schmid-Bortenschlager: Eigensinn und Widerstand
Irma von Troll-Borostyáni, Pseudonyme: Leo Bergen, Veritas, geboren 1847, gestorben 1912 in Salzburg, ließ sich in Wien als Pianistin ausbilden, Schauspielausbildung, erste literarische Veröffentlichungen, lebte als Erzieherin in Ungarn, in Budapest lernte sie ihren späteren Ehemann Nandor Borostyáni kennen, nach dem Tod ihrer dreijährigen Tochter kehrte sie 1882 nach Salzburg zurück, lebte mit ihrer Schwester Wilhelmine und den Schwestern Baumgartner in einem Haushalt; Vorkämpferin der Frauenemanzipation, schrieb theoretische Schriften zur Frauenfrage, sozialpolitische und essayistische Texte, Erzählungen, Romane.
Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts
TROLL, verm. Borostyani, Maria (Irma) v. (Pseud.: Leo Bergen. Veritas)
geb. 31.3.1847 (nicht 1849) in Salzburg. A.
gest. 10.2.1912 in Salzburg
Vater höherer Staatsbeamter. Geh. 1875 ungarischen Schriftsteller Ferdinand v. Borostyani (bald gest.). Sie war Sozialpolitikerin.
Lexikon der Frau
Troll-Borostyáni, Irma von, Pseud. Leo Bergen, österr. Schriftst., *Salzburg 31.3.1849, +ebda 10.2.1912. Verh. mit dem ung. Journalisten Ferd. v. B. Trat als Vorkämpferin der mod. Frauenbewegung mit theoret. u. programmat. Schriften hervor.
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- StAS, Sammlung Irma von Troll-Borostyáni, PA 506
- Salzburg Museum, Teilnachlass Irma von Troll-Borostyani, HS 2542-2545
- SLA, Sammlung Irma von Troll-Borostyáni, HS 0885