Hanzel-Hübner, Mathilde

Namen und Abkürzungen
Hanzel, Mathilde (Ehename)
Hanzel, Tilly
Hübner, Mathilde (Geburtsname)
Geburtsdaten
1884, Oberhollabrunn
Sterbedaten
1970, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Lehrerin, Schuldirektorin, Vereinsfunktionärin

Funktionen und Mitgliedschaften

Biografie

Mathilde Hübner besuchte in Wien ein Mädchenlyzeum und anschließend die k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt, die sie 1903 abschloss. Sie arbeitete danach als Volksschullehrerin. Daneben maturierte sie und begann als erste Frau in Österreich 1909 ein Studium an der Technischen Hochschule in Wien. Dieses schloss sie jedoch nicht ab. 1910 heiratete sie den Gymnasiallehrer Oskar Hanzel und bekam zwei Töchter. In den 1920er Jahren wurde sie Schuldirektorin und schließlich 1934 aufgrund des "Doppelverdienergesetzes", das der Tätigkeit verheirateter Frauen im öffentlichen Dienst ein Ende setzte, frühzeitig in den Ruhestand versetzt.

Politisch war sie im radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung verankert. Nach dem Tod von Auguste Fickert, der Präsidentin des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins (AÖFV), wurde sie 1910 gemeinsam mit Sofie Regen zur Vizepräsidentin gewählt. 1914 zog sie sich aus dieser Funktion zurück.

Erst in den 1930er Jahren trat sie wiederum in Erscheinung und zwar als führendes Mitglied des Erziehungskomitees der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) in Österreich. Sie arbeitete eng mit Marianne Zycha zusammen, mit der sie - so wie auch mit einer Reihe von anderen Frauen in der IFFF - schon innerhalb des AÖFV zusammengearbeitet hatte. Bis 1938 setzte sie ihre Aktivitäten zur Erziehung auf nationaler und internationaler Ebene fort. Vermutlich haben diese im ständestaatlichen Regime als "unpolitisch" wahrgenommenen Aktivitäten zur Sicherung des Fortbestands der IFFF nach 1934 beigetragen.

verwendete Literatur und Quellen:

Bernold, Gehmacher: Auto/Biographie und Frauenfrage
Bernold, Gehmacher: A private eye on feminist agency. - In: Women’s Studies International Forum 22 (1999) 2, 237-247

verfasst von: Lydia Jammernegg

Lexikoneinträge

biografiA

Hanzel-Hübner Mathilde, Tilly; Lehrerin und Frauenrechtsaktivistin
Geb. Oberhollabrunn, NÖ, 27. 5. 1884
Gest. Wien, 1970
Herkunft, Verwandtschaften: Als mittlere der fünf Töchter von Agnes Hübner, geb. von Coulon (1845–1913), und Gustav Hübner (1848 –1907) geboren. Schwestern: Maria (genannt Mimi) Jikeli (1885–1970), Sängerin am Kurtheater in Bad Ischl; Berta Hübner (1880–1946), Postbeamtin; Olga Hübner (1821–1967), Kunstmalerin; Carola (genannt Alla) Teubel (1885–1976), Beamtengattin.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1910 heiratete sie den Gymnasiallehrer Ottokar Hanzel, 1911 und 1914 kamen ihre beiden Töchter Ruthilt und Dietgart zur Welt.
Ausbildungen: Im Grundschulalter von ihrer Mutter, die als Lehrerin gearbeitet hatte, unterrichtet. Sie besuchte später ein privates Mädchen-Lyzeum. 1903 schloss sie die k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt ab. Im Selbststudium bereitete sie sich auf die Maturaprüfung vor, die sie 1906 ablegte. In den folgenden Jahren bemühte sie sich um Zulassung zum Studium an der Technischen Hochschule in Wien, was ihr 1909 als erster Frau in Österreich auch gelang. Sie konnte – wahrscheinlich aus finanziellen Gründen –, ihren Plan zu studieren nicht umsetzen.
Laufbahn: 1895 übersiedelte die Familie nach Wien. M. H.-H. war als Volksschullehrerin und im Allgemeinen Österreichischen Frauenverein (AÖFV) tätig. Zwischen 1910 und 1914 war sie Vizepräsidentin. Nach dem Kriegsausbruch war sie für die Friedensbewegung aktiv. 1926 wurde sie Bürgerschuldirektorin. 1934 wurde sie wegen des Doppelverdienergesetzes vorzeitig pensioniert.

Quellen und Sekundärliteratur

Bernold, Monika, Gehmacher, Johanna: A private eye on feminist agency: reflections on self-documentation, biography, and political consciousness - In: Women's studies international forum, Jg. 22 (1999), Nr. 2, 237-247
ÖNB 1383022-C.Neu-Per

Material in Archiven und Sammlungen

  • SFN, Nachlass Mathilde Hanzel NL 1
  • Korrespondenzen, Statuten, Tätigkeitsberichte der IFFF, Programm der Österreichischen Frauenpartei, Antikriegsausstellung 1935 - In: SFN, Sammlung Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, Zweig Österreich, NL I/39a, NL I/39b

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