Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Christiane Rosalia Friderik wurde, je nach Quelle 1839 oder 1844, als Tochter eines Kolonialwarenhändlers in eine bürgerliche Familie geboren. In Folge der bürgerlichen Revolution von 1848 verlor die Familie ihre Besitztümer und verarmte. Vermutlich erhielt Christiane Friderik wenig Schulbildung und musste bald zum Lebensunterhalt beitragen. Sie begann als Schauspielerin zu arbeiten. Ab 1862 zog sie mit einer WanderschauspielerInnengruppe durch die Monarchie.
1865 trennte sie sich nach einer kurzen Ehe von Siegmund von Neupauer und kehrte auch aufgrund einer Erkrankung an Tuberkulose nach Wien zurück. Sie lebte erneut in ärmlichen Verhältnissen und begann Gedichte und Erzählungen in Zeitschriften zu veröffentlichen, um Geld zu verdienen. In Wien schloss sie 1873 eine weitere Ehe mit Aldemar von Breden.
Sie veröffentlichte neben Gedichten und Erzählungen, auch Bühnenstücke und ihre Lebensgeschichte. Diese galt den ZeitgenossInnen als sensationell und skandalös und sie wurde dadurch bekannt. Mit ihren gesellschaftskritischen Texten trug sie dazu bei, auf die sozialen Probleme ihrer Zeit aufmerksam zu machen. Ada Christens Werk wurde in seiner erotischen Freizügigkeit und Schilderung sozialer Missstände als biographische Zeugnisliteratur wahrgenommen.
1875 lernte sie Marie von Ebner-Eschenbach kennen und mit Olga Wisinger-Florian verband sie eine Freundschaft. Als erfolgreiche Lyrikerin lebte sie in materiellem Wohlstand und ihr Salon war Treffpunkt für KünstlerInnen. So kam sie auch mit dem Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Kontakt. Sie stellte in der Anfangszeit ihr Haus für die Vereinstreffen zur Verfügung.
1901 verstarb Ada Christen nach langer Krankheit. Die Ada-Christen-Gasse in Favoriten ist seit 1968 nach der Dichterin benannt, die in einem Ehrengrab auf dem Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf begraben wurde.
verwendete Literatur und Quellen:
Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien
das rote wien
Lexikoneinträge
Das geistige Wien
Christen, Ada (verehel. von Breden), Schriftstellerin, geb. in Wien am 6. März 1844, widmete sich frühzeitig dem Theater und spielte namentlich auf mehreren deutschen Bühnen in Ungarn. Nach Wien zurückgekehrt, wendete sie sich gänzlich der Schriftstellerei zu und wurde hiezu von Ferdinand von Saar ermutigt und bei der ersten Veröffentlichung ihrer Arbeiten lebhaft gefördert. (...) Ch. ist auch Mitarbeiterin von: "Neues Wiener Tagblatt", "Deutsche Zeitung", "Grenzboten". IV., Rainergasse 22.
biografiA
Breden Christiane von, geb. Frederik, Friderik (Friedrichs), Friederik, verw. Neupauer, Ps. Ada Christen; Schriftstellerin, Lyrikerin und Dramatikerin
Geb. Wien, 6. 3. 1844
Gest. Wien, 19. 5. 1901
Herkunft, Verwandtschaften: Ihr Vater Johann Friderik, Kaufmann, der wegen Teilnahme an der Revolution von 1848 sein Vermögen verlor und eingekerkert wurde, starb kurz nach der Freilassung an den Folgen der Haft. Ihre Mutter war Christine Landgut. Die Familie verarmte und musste sich mit dem Anfertigen von Blumen und Handschuhen den Lebensunterhalt verdienen.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1. 1864 verheiratet mit dem Stuhlrichter von St. Gotthard, Ungarn, Sigmund v. Neupauer, der geistig erkrankte und 1868 starb. Vermutlich hat sie in dieser Zeit auch ein Kind verloren. 2. 1873 verheiratet mit dem verabschiedeten Rittmeister Adalmar v. Breden, Herausgeber der „Österreichisch-ungarischen Wehrzeitung“ und der Militärzeitschrift „Der Kamerad“, später Begründer der Inzersdorfer Konservenfabrik.
Freundschaften: Ferdinand v. Saar, den sie vermutlich 1862 kennenlernte, lektorierte ihre Gedichte, verschaffte C. v. B. einen Verleger und machte ihren Namen bekannt. Sie versammelte einen Kreis geistig bedeutender Menschen um sich, dem u. a. auch Anzengruber angehörte. Auch Theodor Storm, der ihre Gedichte gelesen hat, wurde zu ihrem Berater, sie korrespondierten allerdings nur brieflich miteinander und sahen sich vermutlich nie.
Laufbahn: Ging mit 15 Jahren als Schauspielerin zu einer Wandertruppe, spielte am Josefstädter Theater und in Sankt Pölten vor allem Dienstmädchen, Töchter und jugendliche Liebhaberinnen. 1862 schloss sie sich einer Schauspielergemeinschaft an, mit der sie durch Ungarn zog. Diese Erfahrungen flossen später auch in ihr literarisches Schaffen ein. Lebte nach ihrer Heirat in Wien in großer Armut. Wurde schließlich Animierdame in Nachtlokalen. Begann dann Gedichte zu schreiben und fand in Ferdinand v. Saar einen Helfer. Führte eine sehr glückliche Ehe mit dem Rittmeister Adalmar v. Breden. Ab 1870 führte sie einen literarischen Salon. Als ihr Ehemann sein Vermögen einbüßte, musste sie mit ihrer Schriftstellerei beide ernähren. Später erwarb ihr Mann eine Gärtnerei, wo sie mitarbeitete. Ein Herz- und Nervenleiden führte zu ihrem Tode.
Susanne Blumesberger
Literatur in der Wiener Moderne
Ada Christen
1839-03-06 (Wien (A)) bis 1901-05-23 (Wien (A))
Ada wurde unter dem Namen Christiane Rosalia Friderick 1893 in Wien geboren. Ihr Vater war Kaufmann, stand in der 1848er Revolution auf der Seite der Aufständischen, wurde verurteilt, verlor sein Vermögen und starb im Gefängnis. Die bürgerliche Familie geriet in eine finanzielle Notsituation, musste in die Vorstadt übersiedeln, wo Adas überforderte Mutter als Heimarbeiterin den familiären Lebensunterhalt verdiente.
Gegen den Willen der Mutter nahm die rothaarige und stattliche Ch. Schauspielunterricht, schloss sich einer Wandertruppe an und zog durch alle Kronländer der Monarchie. Eine Heirat mit einem ungarischen Juristen bot ihr die Zeit und das Geld, ihre lückenhafte Bildung zu vervollständigen. Nach dem Tod ihres gemeinsamen Kindes und kurz darauf ihres Mannes in den 1860er Jahren kehrte sie ohne finanzielle Mittel nach Wien zurück und arbeitete als Animierdame. Mit Adalmar von Breden, einem Herausgeber von militärischen Zeitungen, begann sie ein Liebesverhältnis, 8 Jahre später folgte die Heirat. Die Verbindung, die bis zu Ch. Tod bestand, war von beiderseitigen Seitensprüngen geprägt.
Ferdinand von Saar, den Ch. flüchtig während ihrer Schauspiel-Ausbildung kennen gelernt hatte, wurde zu dieser Zeit auf ihr schriftstellerisches Talent aufmerksam. Mit seiner Hilfe veröffentlichte Ch. ihre erste autobiographische Gedichtsammlung Lieder einer Verlorenen (1869), die zum Sensationserfolg und - von der Autorin durchaus provoziert - zum Skandal wurde. Ch. sprach darin offen von Sexualität und dem Wunsch nach körperlicher Liebe. Ihren dadurch erworbenen "Ruf" nutzte Ch. durch weitere Beiträge in Zeitschriften und Zeitungen gekonnt zur Anhäufung eines ansehnlichen Vermögens.
Ab 1874 erschienen weitere Skizzen und Erzählungen, in denen Ch. die Situation des vorstädtischen Heimarbeiter- und Handwerkermilieus bzw. des deklassierten Bürgertums beschrieb und darin ihre Kindheits- und Jugenderfahrungen verarbeitete. In ihrer Wohnung traf sich der Verein der Wiener Schriftstellerinnen und Künstlerinnen, und neben von Saar entstand auch eine enge Freundschaft mit Ludwig Anzengruber.
Nachdem Breden zuerst sein Vermögen verloren, sich anschließend aber die finanzielle Situation des Ehepaares wieder gebessert hatte, wurde Ch. nervenkrank, zog sich aus der Gesellschaft zurück und verbrachte viel Zeit mit Reisen und Aufenthalten in Venedig und Fiume. Gleichzeitig verblasste Ch.s literarischer Ruhm. Versuche, durch den Roman Jungfer Mutter sowie Volksstücke daran anzuschließen, scheiterten, denn für Naturalisten war ihre soziale Anklage zu wenig radikal, für die Autoren von und um Jung-Wien war sie zu sehr den Strömungen des 19. Jahrhunderts (Heine, Dickens, Storm) verhaftet.
Ch. starb 1901 in Wien. Testamentarisch hatte sie verfügt, dass in ihren Grabstein nicht ihr bürgerlicher Name, sondern ihr Künstlername, Ada Christen, eingemeißelt werden sollte.
Deutsche Dichterinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart
ADA CHRISTEN (1839 - 1901): Christiane Friederik, wie ihr bürgerlicher Name lautete, wurde als Tochter einer Kaufmannsfamilie in Wien geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters geriet die Familie in finanzielle Not; er starb an den Folgen einer Kerkerhaft, die er wegen seiner Teilnahme an der 48er Revolution zu verbüßen hatte. Sie arbeitete als Blumenverkäuferin und Handschuhnäherin. Mit fünfzehn Jahren ging sie zum Theater und fristete mehrere Jahre eine kümmerliche Existenz als Mitglied einer wandernden Schauspielgruppe. 1864 heiratete sie einen ungarischen Beamten, der bald darauf erkrankte und 1868 starb. Ihr einziges Kind verlor sie 1866 kurz nach der Geburt. Sie begann Gedichte und Skizzen in Zeitschriften unter verschiedenen Pseudonymen zu veröffentlichen und lebte erneut in den dürftigsten Verhältnissen. Erst eine 1873 geschlossene zweite Ehe mit einem wohhabenden Wiener Kaufmann brachte ihr finanzielle Sicherheit. Durch Vermittlung des österreichischen Schriftstellers Friedrich [sic!] von Saar erschien 1868 beim Hamburger Hoffmann & Kampe Verlag ihr erster Gedichtband, "Lieder einer Verlorenen". Er erregte großes Aufsehen und wurde bereits im nächsten Jahr zum zweiten Mal aufgelegt. Es folgten drei weitere Gedichtbände, in denen sie ebenfalls, ausgehend von eigenen Erfahrungen, die sozialen und moralischen Mißverhätnisse anprangerte. Sie wurde deswegen öffentlich angegriffen, fand aber auch Anerkennung und Unterstützung. So nahm Theodor Storm mit ihr brieflichen Kontakt auf. Über ihr Buch "Aus der Tiefe" schrieb er: "Es ist ein sehr ernstes, auch oft bittres Buch; aber es ist kein faselicher Weltschmerz, man fühlt, es steht ein Lebendiges dahinter." Ada Christen machte sich auch als Theaterautorin und Erzählerin einen Namen.
Lexikon der Frau
Christen, Ada, Pseud. für Breden, Christiane von, geb. Frederik, österr. Schriftste., *Wien 6.3.1844, +ebda 23.5.1901. Erregte mit ihren rückhaltlosen erot. u. sozialkrit. Gedichten grosses Aufsehen u. die Begeisterung der naturalist. Generation. In ihren Wiener Sittenbildern mildern sich später Ton u. Weltanschauung.
Österreichisches biographisches Lexikon
Breden Christiane von, geb. Frederik, Ps. Christen Ada, Schriftstellerin. * Wien, 6. 3. 1844; + Wien, 19. 5. 1901. Tochter eines Kaufmannes, der wegen Teilnahme an der Revolution von 1848 sein Vermögen verlor und eingekerkert wurde; ging mit 15 Jahren als Schauspielerin zu einer Wandertruppe und heiratete 1864 den Stuhlrichter von St. Gotthard (Ungarn), v. Neupaur, der aber bald im Irrsinn starb. Sie verlebte dann in Wien eine Zeit der bittersten Not und wurde schließlich Animierdame in Nachtlokalen. Aus diesem elenden und wüsten Leben heraus begann sie Gedichte zu schreiben und fand in Ferdinand v. Saar einen Helfer. Er brachte diese Gedichte in eine literarisch mögliche Form, verschaffte ihr einen Verleger und machte den Namen der Dichterin bekannt. 1873 heiratete sie den verabschiedeten Rtm. Adalmar v. Breden, mit dem sie in sehr glücklicher Ehe lebte. Sie versammelte einen Kreis geistig bedeutender Menschen um sich, dem unter anderen auch Anzengruber angehörte. Ihre Dichtungen sind sehr subjektiv, Hohes und Triviales steht nebeneinander, der Mangel an Bildung tritt oft hervor, aber immer wieder bricht echte Leidenschaft durch.
Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts
BREDEN, geb. Friederik, Christi(a)ne v. (Pseud.: Ada Christen)
geb. 6.3.1839 (nicht 1844) in Wien
gest. 19.5.1901 in Wien
Vater Kaufmann, kam 1848 ins Gefängnis, starb bald danach. Geh. 1864 Stuhlrichter Siegmund v. Neupauer (starb nach zwei Ehejahren). Geh. Militärschriftsteller und Rittmeister Adalmar v. Breden (gest. 1903). Sie war vor ihrer 1. Ehe Schauspielerin, nur bei Wandertruppen.
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- Manuskript von Ada Christen - In: ÖNB/HAN, Nachlass Käthe Braun-Prager, Cod. Ser. n. 27850 Han
- Korrespondenz von Ada Christen mit Fritz Singer - In: ÖNB/HAN, Sammlung Otto Frankfurter, Autogr. 252/24-4 Han
- Korrespondenz von Ada Christen mit Karl Glossy - In: ÖNB/HAN, Teilnachlass Karl Glossy, Autogr. 1176/78-3 Han
- WBR/HS, Nachlass Ada Christen