Wisinger-Florian, Olga

Namen und Abkürzungen
Florian, Olga (Geburtsname)
Geburtsdaten
1.11.1844, Wien
Sterbedaten
27.02.1926, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Pianistin, Malerin, Vereinsfunktionärin

Funktionen und Mitgliedschaften

Acht Künstlerinnen: Mitbegründerin
Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen, Wien: Präsidentin, Vizepräsidentin, Ausschussmitglied, Vorstandsmitglied
Österreichische Friedensgesellschaft: Mitglied

Biografie

Olga Wisinger-Florian studiert anfänglich Klavier und wird Konzertpianistin. Mit über 30 Jahren muss sie diesen Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und wendet sich der Malerei zu. Sie wird ab 1880 Schülerin von Emil Schindler und widmet sich neben der Landschafts- vor allem der Blumenmalerei. 1881 findet in Wien die erste Einzelausstellung im Künstlerhaus statt, später in der Secession. Auch an den Weltausstellungen in Paris und Chicago nimmt sie teil. 1884 löst sie sich von Schindler und beginnt eine realistischere Malweise, mit einer grelleren expressionistischen Farbgebung. Sie wird eine erfolgreiche und bekannte Malerin.

Wisinger-Florian engagiert sich in der bürgerlichen Frauen- und Friedensbewegung. Sie hat ab 1891 verschiedene Funktionen im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen über, zwischen 1900 und 1917 ist sie dessen Präsidentin. Gemeinsam mit der Freundin Marie Egner begründet sie die Gruppe Acht Künstlerinnen, die über mehrere Jahre gemeinsam ausstellt. Eine Freundschaft verbindet sie auch mit Bertha von Suttner. Wisinger ist führendes Mitglied der Österreichischen Friedensgesellschaft.

verwendete Literatur und Quellen:

Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien
Eisenberg: Das geistige Wien

verfasst von: Helga Hofmann-Weinberger

Lexikoneinträge

Das geistige Wien

Wisinger-Florian, O., Malerin, geb. in Wien am 1. November 1844, hat sich anfänglich der Musik zugewendet, sich im Klavierspiel ausgebildet und bereits in den Siebziger-jahren öffentlich konzertiert. Sie entsagte jedoch dieser Laufbahn gänzlich und wendete sich der Malerei zu. Sie wurde Schülerin Emil Schindlers und, nachdem ihre auf den Jahresausstellungen 1885, 1886 und 1887 sowie 1888 im Pariser "Salon" ausgestellten "Feldblumensträusse" besonderes Aufsehen erregten, widmete sie sich neben der Landschafts- mit Vorliebe der Blumenmalerei. Für ihr Bild "Feldblumen am Wasser", welches vom baierischen Staate für die neue Pinakothek angekauft wurde, erhielt sie im Pariser "Salon" 1888 die "Mention honorable". Ihr Bild "Hochsommer" ist im Besitze des Prinzregenten Luitpold von Baiern, die Landschaft "Wäscherin im Gebirge" wurde von unserem Kaiser, die Bilder "Pass'''' auf" un "Bauerngarten im Hochgebirge" von der Erzherzogin Clotilde angekauft. Zwei Bilder von ihr, "Herbstfeldblumen" und "Marktplatz in Gars", sind im Prager Nationalmuseum Rudolfinum. von der Jury der Deutschen Ausstellung in London, woselbst sie mit einer Landschaft vertreten war, erhielt W. das Ehrendiplom zuerkannt. W. lieferte auch zwei Blumenstücke, und zwar: "Akanthusgruppe bei Ragusa" und "Schneerosen am Semmering" in das vaterlöndische Prachtwerk "Die österr.-ungar. Monarchie in Wort und Bild" (Übersichtsband). Besondere Erwähnung verdient auch ein Gemäldezyklus (ihre bisher letzte Arbeit), in welchen sie in 11 Gemälden den Jahreslauf in charakteristischen Blumenstücken darstellt. Die Kritik rühmt an W. die grösste Naturwahrheit ihrer Darstellungen. Ausl. decor. IV., Wienstraße 9.
(aus: Eisenberg)

biografiA

Wisinger-Florian Olga; Pianistin und Malerin
Geb. Wien, 1. 11. 1844
Gest. Grafenegg, NÖ, 27. 2. 1926
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Franz Florian, k. k. Regierungsrat der Kabinettskanzlei; Mutter: Minna Florian (geb. List).
LebenspartnerInnen, Kinder: Ehe mit Franz Wisinger, Apotheker von 1874–1890 (Tod Franz Wisingers). Kind: Oscar, geb. 1875.
Freundschaften/Arbeitskontakte: Richard und Julius Epstein, Emil Jakob Schindler, Marie Egner, Carl Moll, Berta von Suttner, August Schaeffer, Rudolf Ribarz, Theresa Feodorowna Ries, Marie Ebner Eschenbach, Luitpold, Prinzregent von Bayern, Fürst Ferdinand, der spätere König von Bulgarien, Hans Makart, Erzherzogin Clothilde und deren Töchter Prinzessinnen Margerit und Marie, Otto Miethke, Charles Sedelmayer, Ada Christen, Frederike Gossmann, nachmalige Gräfin Prokesch-Osten, Mina Hoegel, Minna Kautsky.
Ausbildungen: Im Mädchenalter Klavierunterricht bei Prof. Julius Epstein am Wiener Konservatorium. Karriere 1874 abgebrochen aufgrund eines Handleidens. 1874 erste Unterrichtsstunden in Malerei bei Melchior Fritsch und später bei August Schaeffer. 1880 –1884 Privatschülerin bei Emil Jakob Schindler.
Laufbahn: O. W.-F. beschickte die Ausstellungen des Wiener Künstlerhauses ab 1881 kontinuierlich über Jahrzehnte hinweg mit ihren Arbeiten. Erste Ausstellung der Malerin im Künstlerhaus 1881. Internationale Ausstellungstätigkeit u. a. in München, Berlin, Prag, Paris, Chicago. O. W.-F. zählt zu den bedeutendsten weiblichen Künstlerpersönlichkeiten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Ihr frühes malerisches Schaffen ist dem sogenannten Österreichischen Stimmungsimpressionismus zuzuordnen. Im Bereich der Landschaftsmalerei übernahm sie von Emil Jakob Schindler die sublime Art sich der Natur zu nähern sowie das Feingefühl für diverse lichtbedingte Stimmungsmomente. Demnach weisen die Motive der Künstlerin wie die Ansichten von Alleen, Gärten oder Feldern starke Ähnlichkeiten mit Werken von Schindler auf. Bald kristallisierte sich O. W.-F. als begabteste Schülerin im Trio von Carl Moll und Marie Egner heraus. Nach dem Bruch mit Schindler im Jahre 1884 geht die Künstlerin malerisch ihre eigenen Wege. Ihre Landschaftsauffassung wird realistischer als die des lyrisch veranlagten Meisters – in späteren Jahren, unter der Anwendung von reinen Farben, die sie pastos auf die Leinwand spachtelt, auch robuster. Das Spätwerk ist geprägt von greller Farbigkeit, die bereits Anklänge an die expressionistische Malerei spürbar werden lassen. Mit diesen farblich expressiven Landschafts- und Blumenbildern war sie in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts als Künstlerin ihrer Zeit weit voraus. O. W.-F.s Werke sind in allen großen österreichischen Sammlungen vertreten: Österreichische Galerie Belvedere, Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten; Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz; Neue Galerie, Graz; Sammlung Leopold, Wien. O. W.-F. bemühte sich Zeit ihres Lebens um die besten gesellschaftlichen Kontakte. Erzherzogin Clothilde, der Prinzregent Luitpold von Bayern und der König von Bulgarien zählten zu den Besuchern ihres Ateliers. An der Seite von Bertha von Suttner engagierte sich O. W.-F. für die Friedensbewegung. Ebenso vehement trat die Künstlerin für die Frauenbewegung ein: Der Schriftstellerinnen- und Künstlerinnenvereinigung stand sie 17 Jahre als Präsidentin vor und gemeinsam mit Feodorowna Ries, Marie Egner und Marianne Eschenburg gründete sie die Gruppe der „Acht Künstlerinnen“, mit denen sie ab 1901 im Salon Pisko ausstellte.
Ausz.: 1888 Mention Honorable, Salon Paris; 1891 Ehrendiplom London und Goldene bayerische Medaille von König Ludwig; 1893 Medaille Weltausstellung Chicago; 1897 Kleine goldene Staatsmedaille, Wien; 1900 Medaille Salon und Weltausstellung Paris; 1901 Officier d’Académie; 1905 Große goldene Staatsmedaille, Salzburg; 1906 bulgarische Medaille für Kunst und Wissenschaft.

Bärbel Holaus

Lexikon der Frau

Wisinger-Florian, Olga, österr. Blumen- u. Landschaftsmalerin, *Wien 1.11.1844, +ebda 27.2.1926. War zuerst Pianistin, wandte sich dann der Malerei zu. Werke von ihr in den Galerien von Brünn, Magdeburg u. Prag, in der Neuen Pinakothek München sowie in den Galerien von Wien. Mention honorable in Paris 1888 u. Lond. 1891; kleine gold. Staatsmedaille Wien 1897, grosse gold. Staatsmedaille Salzburg 1905.
(aus: Lexikon der Frau)

Quellen und Sekundärliteratur

Feuchtmüller, Rupert: Motiv mit Farbklängen : Tina Blau, Olga Wisinger-Florian und Marie Egner - In: Parnass, Jg. 19 (1999), Nr. 5, 26-34
ÖNB 1188502-C.Neu-Per
Harriman, Helga H.: Olga Wisinger-Florian and Tina Blau : painters in "fin de siècle" Vienna - In: Woman's art journal, Jg. 10 (1989/1990), Nr. 2, 23-28
Online Zugriff / MAK Z II 1667
Lexikon der Frau / Red. Gustav Keckeis, Blanche Christine Olschak - Zürich: Encyclios Verl., 1953-1954
ÖNB FOR-GEN10-16

Links