Biografie
Sophie Munk kommt als Kind jüdischstämmiger Eltern Ende der 1890er Jahre nach Wien. Sie heiratet den Rechtsanwalt Robert Lazarsfeld. Aus der Ehe stammen zwei Kinder, Paul, der später bekannte Soziologe, und Elisabeth.
In Wien ist sie in der sozialistischen Bewegung verankert. Der Haushalt Lazarsfeld ist ein bekannter Treffpunkt. Bereits 1915 lernt sie Helene Bauer kennen, die sie politisch beeinflusst und mit der sie eine enge Freundschaft verbindet. Zur selben Zeit entsteht auch die Freundschaft zu Jenny Adler und Margarethe Hilferding, welche Sophie Lazarsfeld mit dem Kreis der Wiener IndividualpsychologInnen bekannt macht.
Mitte der 1920er Jahre eröffnet sie in ihrer Wohnung eine individualpsychologische Erziehungs- und Eheberatungsstelle, die sie bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten betreibt. Auch publizistisch und in Vorträgen beschäftigt sie sich mit Kindererziehung, Frauen-, Ehe- und Sexualproblemen sowie mit Individualpsychologie. 1932 organisiert sie die erste individualpsychologische Sommerschule.
Ihr bekanntestes Werk „Wie die Frau den Mann erlebt“ erregt einiges Aufsehen. Sofie Lazarsfeld widerspricht darin der geläufigen Überzeugung, die klassische Rollenverteilung sei naturgegeben. Sie zeigt, wie sehr sozio-kulturelle Umstände und ihr Einfluss auf die individuelle Lebensgestaltung von Frauen und Männern das herrschende Geschlechterverhältnis begründen und weitertragen.
Vor dem Naziregime flieht sie 1938 nach Paris und emigriert nach dem Tod ihres Mannes 1941 in die Vereinigten Staaten. Ihre individualpsychologische und schriftstellerische Tätigkeit setzt sie fort und engagiert sich an der Alfred-Adler-School of Individualpsychologie. Im Jahr 2011 wird in Wien Simmering die Sofie-Lazarsfeld-Straße nach ihr benannt.
verwendete Literatur und Quellen:
Kenner: Der zerrissene Himmel
Siems: Sofie Lazarsfeld
Lexikoneinträge
biografiA
Lazarsfeld Sofie, geb. Munk; Individualpsychologin und Schriftstellerin
Geb. Troppau, Österr.-Schlesien (Opava, Tschechien), 26. 5. 1881
Gest. New York City, New York, USA, 24. 9. 1976
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Robert Lazarsfeld (1871–1940), Dr.iur., Rechtsanwalt; Kinder: Paul Felix Lazarsfeld (1901–1976), Sozialwissenschafter; Elisabeth Henriette, verh. Zerner (1903–1983), Übersetzerin.
Laufbahn: In S. L.s Salon trafen sich in den 1920er und 30er Jahren die führenden Intellektuellen der österreichischen Sozialdemokratie. Enge Freundschaft verband sie mit Helene und Otto Bauer. S. L. war eine der aktivsten Individualpsychologinnen. Sie arbeitete als Erziehungs- und Eheberaterin, hielt Vorträge und Seminare und publizierte zahlreiche Artikel. 1925 gründete sie in ihrer Wohnung eine individualpsychologische „Erziehungs- und Eheberatungsstelle“, die sie bis zu ihrer Schließung durch die Nationalsozialisten leitete. Ab 1926 gab S. L. die Buchreihe „Richtige Lebensführung“ heraus. 1932 organisierte sie die erste individualpsychologische Sommerschule. 1934 wurde S. L. kurzzeitig als politische Aktivistin inhaftiert. 1938 Flucht nach Paris, nach der Besetzung Frankreichs nach Montauba (Tarn-et-Garonne). Nach dem Tod ihres Mannes 1941 Emigration in die USA, wo sie ihre individualpsychologische und schriftstellerische Tätigkeit fortsetzte.
Ausz.: Verkehrsflächenbenennung: 2011 Sofie-Lazarsfeld-Straße in 1110 Wien.
W. u. a.: „Elternbuch“ (1927), „Sexuelle Erziehung“ (1931), „Die Menschheit im Spiegel der Dichtung“ (1950), „Familien- oder Gemeinschaftserziehung. In: Wexberg, Erwin (Hg.): Handbuch der Individualpsychologie“ (1927), „Das lügenhafte Kind“ (1927), „Die Ehe von heute und morgen“ (1928), „Erziehung zur Ehe“ (1928), „Technik der Erziehung“ (1928), „Wie die Frau den Mann erlebt“ (1931), „Le rhythme de l´amour“ (1950)