Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Jenny Herzmark studierte ab 1899 Medizin und promovierte 1904 an der Universität Zürich. Danach übersiedelte sie nach Wien. Ihre Laufbahn als Ärztin begann sie als Hospitantin am Maria Theresia-Frauen-Hospital. 1910 ließ sie sich ihr Studium an der Universität Wien nostrifizieren und praktizierte danach als Ärztin in der Josefstädterstraße in Wien. 1909 heiratete sie den Philosophen und austromarxistischen Theoretiker Max Adler. Gemeinsam hatten sie eine Tochter und einen Sohn.
Zwischen 1919 und 1938 war Jenny Adler-Herzmark als erste weibliche Ärztin des Arbeitsinspektorats in Wien tätig. Im Gewerbeinspektorat forderte sie spezifische Schutzmaßnahmen für Frauen. Sie war eine bedeutende Arbeitsmedizinerin und publizierte wissenschaftliche Artikel - wie zum Beispiel ihre 1925 gemeinsam mit Alfred Selinger erschienene Arbeit über „Bleivergiftungen“.
Jenny Adler verband ihre Berufsarbeit mit ihrer politischen Arbeit in der österreichischen Sozialdemokratie und ihrer Tätigkeit in der Volksbildung. In ihren Schriften und Vorträgen thematisierte sie die veränderte Situation von Frauen - zunehmende Erwerbstätigkeit sowie neue Möglichkeiten der politischen Partizipation - in der Ersten Republik. Sie hielt zahlreiche Referate im Wiener Volksbildungsverein, in sozialdemokratischen Frauenorganisationen und in der Vereinigung der arbeitenden Frauen zu medizinischen Themen wie „Die Frau im Beruf (betrachtet vom ärztlichen Standpunkt aus)“, „Geschlechtskrankheiten der Frauen“, „Frauenhygiene“ und „Gebärstreik“.
In den 1920er Jahren übersetzte sie einige Werke aus dem Russischen und unterrichtete das Fach Gesundheitswesen an der Erzieher-Schule der Kinderfreunde. Zu dieser Zeit war sie auch Gründungsmitglied im Jüdischen Frauenbund für Deutsch-Österreich.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 wurden sie und ihre Familie wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. 1939 emigrierte sie nach Frankreich und ging dann 1942 in die USA, wo sie 1950 verstarb.
verwendete Literatur und Quellen:
biografiA
Malleier: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 1938, 119
Lexikoneinträge
biografiA
Adler-Herzmark Jenny, geb. Herzmark; Ärztin
Geb. Riga, Livland, Russland (Lettland), 19. 5. 1877
Gest. Chicago, Illinois, USA, 1950
J. A.-H. (= „Scheine Blume“) studierte bis 1899 Medizin an der Universität von Zürich. Von 1901 bis 1903 war sie an der medizinischen Klinik tätig. Am 16. April 1904 promovierte sie mit ihrer Dissertation „Zur Kasuistik der Nebenverletzungen bei Laporotomien“. Danach verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt nach Wien. Ihr Studium wurde am 29. April 1910 von der Universität Wien nostrifiziert. Am 29. März 1909 heiratete sie Dr. Max Adler, Trauzeugen waren Carl und Dr. Oskar Adler. Die beiden waren schon länger befreundet, angeblich sträubte sich Max gegen die Ehe, doch anscheinend hat sich J. durchgesetzt. Der studierte Jurist Max Adler war eine zentrale Figur des Austromarxismus. Er war ein wichtiger Theoretiker und veröffentlichte zahlreiche Schriften zu Marxismus und Sozialismus, außerdem hielt er Vorträge in Jugendorganisationen und unterrichtete an der Arbeiterhochschule. Auch J. A.-H. engagierte sich in der österreichischen Arbeiterbewegung. Sie unterrichtete Gesundheitslehre an der Kinderfreunde-Schule in Schönbrunn, außerdem verfasste sie verschiedene Schriften zu Unfallverhütung und Gewerbehygiene. Ihre Gesinnung ist auch an der Auswahl der von ihr übersetzten Literatur erkennbar (s. u.). Ihren Beruf als Ärztin übte sie weiterhin aus, arbeitete als Gewerbeärztin und zuletzt als Chefärztin der Gewerbeinspektion. 1932 trat sie aus der Ärztekammer aus. J. und Max Adler hatten zwei Kinder: 1910 wurde Lore geboren, die später in London lebte, drei Jahre später Robert, der in den USA als Physiker arbeitete. Über das Privatleben der Familie Adler ist wenig bekannt. Sie wohnten in der Wiener Josefstädterstraße, ihr Lebensstil wird als kleinbürgerlich-bescheiden geschildert. Die Tochter Lore beschrieb die Beziehung ihrer Eltern als Gemeinschaft zweier selbständiger Menschen, die einander achteten. Politisch stand J. angeblich links von ihrem Mann. Dr. Max Adler starb am 27. Juni 1937, er ist am Wiener Zentralfriedhof begraben. Dr. J. A. verließ am 1. Juli 1939 Österreich und emigrierte über Frankreich, wo sie bis 1942 blieb, in die USA, wo sie 1950 verstarb.
W.: „Hygiene der Frau: Frauenreichskomitee, Zentralstelle für das Bildungswesen“ (1925),
„Allgemeine Gewerbehygiene für Arbeiter: Zentralgewerkschaftskommission des Dt. Gewerkschaftsbundes in der Tschechoslowakei“ (1921), „Gem. m. Hans Mekiska: Der praktische Arbeiterschutz. Unfallverhütung und Gewerbehygiene“ (1925) Übersetzungen: „Kuprin, Aleksandr: Der Moloch und andere Novellen“ (1907), „Berezovskij, A. P.: Die Odyssee des ‚Knjas Potemkin‘. Tagebuchblätter von Kirill, Mitgl. d. revolut. Schiffscomités [d. i. A. P. Berezovskij]“ (1906. 1908 u. d. T. Unter der Flagge der Revolution), „Rešetnikov, Fedor: Die Leute von Podlipnaja“ (1907)
Monika Hasleder
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- Pressestimmen - In: WBR/TBA, Dokumentation, TP-000578