Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Dora Meynert ist die Tochter von Johanna Meynert, die sich für Frauen wohltätig engagiert, und des Psychiaters Theodor Meynert. Sie verliert bereits mit neun Jahren ihre Mutter und wächst im väterlichen Elternhaus in einer kulturellen Atmosphäre zwischen Künstlern und Intellektuellen auf. 1889 heiratet sie den späteren Ministerialrat Leopold Ritter von Stockert und hat mit ihm drei Töchter und einen Sohn.
Seit 1903 ist sie schriftstellerisch tätig und veröffentlicht Erzählungen, Lyrik und Dramen. 1907 bekommt sie für das Schauspiel "Die Blinde" den Niederösterreichischen Landespreis, 1926 für die Novelle "Euphorion" den Ebner-Eschenbach-Preis. Ihre Memoiren "Theodor Meynert und seine Zeit" gelten als eines der aufschlussreichsten geistesgeschichtlichen Porträts der Zeit Kaiser Franz-Josefs - dafür wird sie 1931 mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
Außerdem ist Stockert-Meynert in verschiedenen Frauenvereinen und -zusammenhängen aktiv: Sie ist im Neuen Frauenklub Präsidentin sowie nach dem Ersten Weltkrieg fast zwanzig Jahre im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien und gründet den Verband künstlerischer Frauenorganisationen Panthea.
verwendete Literatur und Quellen:
Meinel-Kernstock: Dora Stockert-Meynert und der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien
Stockert-Meynert: Theodor Meynert und seine Zeit
Lexikoneinträge
biografiA
Stockert-Meynert Dora von, Theodora Maria Johanna, verh. Stockert; Schriftstellerin und Dramatikerin
Geb. Wien, 5. 5. 1870
Gest. Wien, 24. 2. 1947
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Johanna, geb. Fleischer († 1879), tätig in Frauenfürsorgeaktivitäten; Vater: Theodor Meynert, Psychiater (Inhaber des ersten Ordinariats für Psychiatrie in Wien, Repräsentant der 2. Wiener Medizinischen Schule); Geschwister: Karl († 1884); Johanna († 1932).
LebenspartnerInnen, Kinder: Kinder: Emmi von Emmering, Ps. für verh. Liharzik (* 1890), Schauspielerin; Dorit, verh. Hadank (* 1891), Malerin und Schauspielerin; Margarethe (* 1892); Franz-Günther (* 1899).
Laufbahn: D. St.-M., die eigentlich Schauspielerin werden wollte, veröffentlichte ab 1900 literarisch.
Sie war aktiv in der Kinderschutz- und Rettungsgesellschaft, war Vizepräsidentin des 1920 gegründeten Frauen-Symphonie-Orchesters, Vizepräsidentin des Neuen Wiener Frauenklubs, Vizepräsidentin der Notgemeinschaft für Kunst und Schrifttum (gegründet 1932) sowie ab 1919 Präsidentin im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien. Darüber hinaus war sie an der Verlegung der 1913 in München gegründeten Gesellschaft für Frauendramatik nach Wien beteiligt. Schrieb 1930 die für die österreichische Kulturgeschichte aufschlussreiche Biographie „Theodor Meynert und seine Zeit“.
Ausz., Mitglsch.: 1908 Niederösterreichischer Landespreis, 1926 Ebner-Eschenbach-Preis, 1930 Ehrenzeichen der Republik Österreich; D. von St.-M. arbeitete in der 1901 gegründeten Kinderschutz- und Rettungsgesellschaft mit Lydia von Wolfring zusammen. Im Neuen Wiener Frauenklub waren ihre Vorstandsvorgängerin Helene Forsmann und ihre Nachfolgerin Yella Hertzka. In der Gesellschaft für Frauendramatik waren u. a. auch Margarethe Langkammer und Frau Willemoes-Suhn aktiv. Im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen beteiligten sich an den Aktivitäten u. a. auch Helene Migerka und Emilie Mataja, sowie – auch persönliche Freundinnen von Johanna Meynert, der Mutter D. St.-M.s – Marie von Najmajer und Molly Miller von Aichholz. Als D. St.-M. dem Verein als Präsidentin vorstand, war die Schriftstellerin Gisela von Berger dessen Vizepräsidentin. Sie verfasste auch Erinnerungen an ihre Freundin D. St.-M. Um die Jahrhundertwende verkehrte D. St.-M. in den Salons von Cecilie Mayer von Aichenburg, von Hanna von Klinkosch, im Salon der Gräfin Hoyos und im Salon von Rosa Gerold-Humeberg. In den 1920er Jahren hielt sie in ihrer Wiener Wohnung selbst Jours fixes ab, die u. a. von den Frauen der genannten Vereine und Projekte besucht wurden.
W.: „Grenzen der Kraft“ (1903), „Sabine“ (1905), „Die Blinde“ (1907), „Vom Baume der Erkenntnis und andere Novellen“ (1908), „Und sie gingen in ihr Königreich“ (1912), „Euphorion“ (1926), „Das Bild des Ilje“ (1928), „Theodor Meynert und seine Zeit“ (1930), „Das heilige Kind. Weihnachtsspiel“ (1931), „Kämpfer, Helden und Toren. Novellen“ (1932)
Österreichisches biographisches Lexikon
Stockert (Stockert-Meynert) Dora (Theodora) von
geb. Meynert, Schriftstellerin. Geb. Wien, 5. 5. 1870; gest. ebd., 24. 2. 1947; röm.-kath. Enkelin von Hermann Günther, Tochter von Th. Meynert (beide s. d.) und Johanna Meynert (s. u. Th. Meynert), Nichte Scheuthauers, Schwiegertochter von Franz, Schwägerin von Ludwig und Robert v. S. (alle s. d.), ab 1899 verehel. mit Leopold v. S. (s. u.), Mutter des Mediziners Franz Günther v. S. (1899–1967). – S., die in Klosterneuburg und ab 1907 in Wien lebte, veröff. ab 1900 erste Aufsätze und Skizzen in der „Wiener Zeitung“ sowie im „Neuen Wiener Tagblatt“. 1903 erschien ihre erste Erz., „Grenzen der Kraft“, mit einem von Berthold Löffler gestalteten Umschlag. Es folgten der Frauenroman „Sabine. Tragödie einer Liebe“ (1905) und das preisgekrönte Volksdrama „Die Blinde“ (1908). Neben einigen Theaterstücken und Romanen schrieb sie Novellen („Euphorion“, 1926) und Lyrik (z. B. „Spiegelbilder“, 1937). Im „Getreuen Eckart“ erschienen Ende der 20er Jahre Erz., die später in den Bd. „Kämpfer, Helden und Toren“ (1932) aufgenommen wurden. Geprägt vom sozialen Engagement ihrer frühverstorbenen Mutter, setzte sie sich in ihren Werken häufig mit der Rolle der Frau auseinander. In ihrem Hauptwerk, „Theodor Meynert und seine Zeit“ (1930), beschrieb sie die wiss. und künstler. Atmosphäre ihres Elternhauses, in dem u. a. L. A. v. Frankl-Hochwart, Josef Lewinsky, K. Frh. v. Rokitansky, F. Frh. v. Saar (alle s. d.) und Josephine v. Wertheimstein verkehrten. S., die dem nationalsozialist. Gedankengut nahestand, zählte zu den Gründerinnen des Verbands künstler. Frauenorganisationen Panthea und war 1919–38 Präs. des Ver. der Künstlerinnen und Schriftstellerinnen in Wien. Sie gehörte außerdem dem PEN-Klub, dem Journalisten- und Schriftstellerver. „Concordia“ sowie ab März 1937 dem Bund der dt. Dichter in Österr. an. Ihr Mann, Leopold v. S. (geb. 14. 2. 1860; gest. Wien, 10. 3. 1938), absolv. die Handelsakad. und war kurze Zeit im Bankdienst, 1882–92 bei der K. Ferdinands-Nordbahn und anschließend in der Dion. der Bozen-Meraner Bahn in Wien tätig (1900 Oberinsp.). 1906 in das Eisenbahnmin. übernommen, war er 1910–15 Dir. des Hist. Mus. der österr. Eisenbahnen; 1915 i. R.; Reg.Rat. Er gründete die Gemeinnützige Arbeitsgenossenschaft geistiger Arbeiter Oesterr., die später mit dem Zentralrat der geistigen Arbeiter verschmolz, und setzte sich für soziale Belange ein.
Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft
Stockert-Meynert, Dora (von) Schriftstellerin, wurde 1926 mit dem Ebner-Eschenbach-Preis ausgezeichnet und erhielt seinerzeit für ihr Drama "Die Blinde" den niederösterreichischen Lands-Autorenpreis. Sie ist eine gebürtige Wienerin (Geburtstag: 5. Mai). Ihr Vater war der berühmte Psychiater Theodor M., ihr Großvater der Schriftsteller Dr. Hermann M. Schon frühzeitig entwickelte sich bei Dora M. künstlerisches Formgefühl, und im Jahre 1901 trat sie zum ersten Male mit dem Roman "Grenzen der Kraft" in die Öffentlichkeit. Sie hat einige Romane "Sabine", "Und sie gingen in ihr Königreich", Erzählungen, wie "Herr Palejuk", einen Einakter "Jour bei Maraspin" und ihr preisgekröntes Drama "Die Blinde" geschrieben. In der letzten Zeit war D. St.-M. hauptsächlich novellistisch und feuilletonistisch tätig. Ihre Novelle "Euphorion" ist in Reclams Universalbibliothek erschienen. - D. St.-M. gehört der "Concordia" und dem P.E.N.-Klub als Mitglied an, ist Präsidentin des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Österreichs und Gründerin des Verbandes künstlerischer Frauenorganisationen "Panthea". - Sie ist verheiratet mit Reg.-Rat Leopold (Ritter von) Stockert (Hochzeitstag: 28. September). Das Ehepaar hat vier Kinder, und zwar drei Töchter: Emmi, verehl. Liharcik, Dorit, verehl. Hadank, Margarethe, verehl. Liebscher, und einen Sohn Dr. Franz Günther St. - Wohnung: VI., Mariahilfer Straße 5. - Tel. B-25-702.
Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts
STOCKERT, geb. Meynert, Dora v.
geb. 5. (nicht 6.) 5.1870 in Wien
gest. 24.2.1947 (nicht 3.1.1949) in Wien. A.
Vater Psychiater und Lyriker Theodor Meynert (Dresden 1833 - Klosterneuburg 1892). Geh. 1889 Ministerialrat Leopold Ritter v. Stockert.
Lexikon der Frau
Stockert-Meynert, Dora von, österr. Schriftst., *Wien 5.5.1870, +ebda 24.2.1947. verh. 1889 mit Leopold v. S. Tochter des Wiener Psychiaters u. Lyrikers Theodor Meynert. Hat mit ihrem Memoirenwerk "Theodor Meynert u. seine Zeit" (1930) ein für die österr. Geistesgesch. bedeutsames Werk hinterlassen. In einigen ihrer Romane tritt sie ein für das Recht der Frau auf ihre weibl. Besonderheit als Vertreterin reiner Menschlichkeit. Für ihr Drama "Die Blinde" (1908) erhielt sie den niederösterr. Landespreis.