Jaksche, Ilse

Namen und Abkürzungen
I. J. (Abkürzung)
Knapitsch-Jaksche, Ilse (Ehename)
Geburtsdaten
3.04.1899, Ljubljana
Sterbedaten
30.01.1979, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Juristin, Rechtsanwältin

Funktionen und Mitgliedschaften

Biografie

Ilse Jaksche studiert in Graz Jus - sie gehört zu den ersten Frauen, die in Österreich ein Jusstudium absolvieren - und wird als erste Rechtsanwältin 1931 in die Steirische Anwaltskammer eingetragen. Im Oktober desselben Jahres übersiedelt sie im Zuge ihrer Eheschließung nach Wien. Sie heiratet den Rechtsanwalt und Schriftsteller Sigfried Knapitsch. Mit ihm gemeinsam hat sie eine Rechtsanwaltskanzlei in Wien.

In der Nachkriegszeit ist Ilse Knapitsch-Jaksche gemeinsam mit der Physikerin Berta Karlik und der Medizinerin Lore Antoine an der Neugründung des Verbandes der Akademikerinnen Österreichs beteiligt.

Nach dem Tod ihres Ehemannes 1962 führt sie die Kanzlei weiter und verstirbt 1979 in Wien.

verwendete Literatur und Quellen:

Koffmahn: Die ersten Frauen an den rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultäten und die gegenwärtige Situation. - In: Frauenstudium und akademische Frauenarbeit in Österreich, 29-36
Reiter-Zatloukal, Sauer: Die Pionierinnen der österreichischen Rechtsanwaltschaft. - In: Österreichisches Anwaltsblatt 3 (2013), 109-112

verfasst von: Lydia Jammernegg

Lexikoneinträge

biografiA

Knapitsch Ilse, geb. Jaksche, Knapitsch-Jaksche; Rechtsanwältin
Geb. Laibach, Krain (Ljubljana, Slowenien), 3. 4. 1899
Gest. Wien, 30. 1. 1979 Wien
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Hofrat Hans Jaksche (geb. 22. 6. 1869 Laibach, Krain/Ljubljana, Slowenien), Mutter: Anna Maria, geb. Riedl (geb. 12. 1. 1877 Graz). Die Eltern lebten noch Anfang der 1940er-Jahre in Graz. Ehemann: Dr. Siegfrid Knapitsch (20. 10. 1883 Laibach, Krain/Ljubljana/Slowenien – 16. 5. 1962 Wien) Rechtsanwalt, Landwirt, Schriftsteller;
Eheschließung: 2. 9. 1931 Wien, Stieftochter Edith, verehelichte Beck.
Ausbildungen: Jus-Studium an der Universität Graz; I. J. promovierte als erste Frau an der Juridischen Fakultät der Universität Graz.
Laufbahn: In den Jahren 1926 und 1927 fungierte I. J. in Graz als Schriftleiterin der „Akademischen Frauenblätter“, dem Organ des „Deutschen Verbandes Akademischer Frauenvereine“, der 1914 aus dem Zusammenschluss gleich gesinnter Studentinnenvereine in Deutschland hervorgegangen war. Er vertrat eine völkische, deutschnationale Gesinnung und schloss jüdische Studentinnen von der Mitgliedschaft aus. Im März 1931 wurde I. J. als erste Frau in die Rechtsanwaltsliste der Steiermärkischen Kammer eingetragen und war damit auch die erste österreichische Rechtsanwältin außerhalb Wiens. Im Zusammenhang mit ihrer Eheschließung übersiedelte sie jedoch schon im Oktober desselben Jahres nach Wien, wo sie mit ihrem Ehemann Dr. Siegfried Knapitsch, ebenfalls aus Ljubljana gebürtig und Rechtsanwalt, fortan an der Adresse Wien 1, Stubenring 24, wo das Ehepaar auch wohnte, eine gemeinsame Kanzlei betrieb. 1935 erschien ihr Buch „Die Absatzschwankungen im Einzelhandel“. 1938 wurden sowohl I. als auch Siegfried Knapitsch auf Grund der „Dritten Verordnung über Angelegenheiten der Rechtsanwälte, Rechtsanwaltsanwärter und Verteidiger in Strafsachen in Österreich“ aus der Anwaltsliste gelöscht, wobei diese Verordnungnicht nur die Löschung der „Mischlinge“, sondern auch politischer Gegner des Nationalsozialismus vorsah. Am 27. Februar 1939 erfolgte jedoch der Widerruf der Löschung I. K.-J.s durch das Reichsjustizministerium, wohingegen die Löschung ihres Ehemannes während der gesamten NS-Zeit aufrecht blieb. Siegfried Knapitsch, der an der Errichtung der „Ostmark-Siedlung“ (heute: Küniglberg-Siedlung) beteiligt gewesen war, ein Musterweingut in Sooss ob Vöslau besaß und bereits seit 1916 schriftstellerisch tätig war, konnte allerdings weiterhin publizieren, so wurde beispielsweise sein Theaterstück „Ferdinand Waldmüller“ am 3. Dezember 1942 in Linz uraufgeführt. Seine Wiedereintragung in die Wiener Rechtanwaltsliste erfolgte jedoch erst am 16. Mai 1947. I. K.-J. gehörte – wie auch Marianne Beth – dem Wiener Soroptimist Club an, einer in den 1920er-Jahren gegründeten internationalen Vereinigung berufstätiger Frauen, dessen Auflösung im August 1938 erfolgte, nachdem behördlicherseits bereits überprüft wurde, „ob es sich bei dem Club um eine homosexuelle Angelegenheit handelt“, weil die „Mitglieder nur Frauen sind“, und der Club sich u. a. laut Statut zum Ziel setzte, „schwesterliches Empfinden zu verbreiten“. Zahlreiche Clubmitglieder mussten flüchten, die Mathematikerin Dr. Hedwig Wahle hingegen lebte mit ihrem Mann als rassisch Verfolgte drei Jahre in Wien im Untergrund, wobei sie u.a. von I. K.-J. unterstützt wurde. Diese beantragte im Oktober 1945 auch die Reaktivierung des Clubs und meldete Forderungen an das Deutsche Reich auf Rückerstattung des Vereinsvermögens an. In der Nachkriegszeit war I. K.-J. gemeinsam mit der Physikerin Berta Karlik und der Medizinerin Lore Antoine auch an der Neugründung des Verbandes der Akademikerinnen Österreichs beteiligt. Nach dem Tod ihres Ehemannes 1962 führte I. K.-J. die Kanzlei noch zwei Jahre weiter.
W.: „Akademische Frauenblätter (1926–1927)“, „Die Absatzschwankungen im Einzelhandel“ (1935)

Barbara Sauer

Ausgewählte Publikationen

Akademische Frauenblätter / Schriftleitung, Verwaltung, Verlag, Herausgeber und Eigentümer: Ilse Jaksche - Graz: Leykam, 1926-1927
Online Zugriff / ÖNB 609079-B.Neu
I. J.: Die deutsche Frau - In: Die Frau und ihre Interessen, Nr. 22, 1929
Online Zugriff / ÖNB 609159-C.Neu-Per
I. J.: Die österreichische Tagung zur Abrüstungsfrage - In: Die Österreicherin, Jg. 5 (1932), Nr. 2
Online Zugriff / ÖNB 609120-C.Neu-Per
I. J.: Die Sendung der Frau - In: Die Österreicherin, Jg. 4 (1931), Nr. 7
Online Zugriff / ÖNB 609120-C.Neu-Per
I. J.: Kommt das Mutterrecht ...? - In: Die Österreicherin, Jg. 5 (1932), Nr. 4, 4
Online Zugriff / ÖNB 609120-C.Neu-Per
I. J.: Reform des Familienrechtes : in Frankreich soll sie durchgeführt werden ; wie steht es damit in Österreich? - In: Die Österreicherin, Jg. 5 (1932), Nr. 10, 4
Online Zugriff / ÖNB 609120-C.Neu-Per
I. J.: Zum Problem der Staatsbürgerschaft der Ehefrau - In: Die Österreicherin, Jg. 3 (1930), Nr. 4, 9
Online Zugriff / ÖNB 609120-C.Neu-Per
Jaksche, Ilse: Dispensehen ohne genügende Sicherung der Frau - In: Die Österreicherin, Jg. 2 (1929), Nr. 9, 5
Online Zugriff / ÖNB 609120-C.Neu-Per

Quellen und Sekundärliteratur

Zu unserem Titelbild : Dr. Ilse Knapitsch-Jaksche - In: Frauen-Rundschau, Jg. 3 (1952), Nr. 3, 4
ÖNB 801053-D.Neu