Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Wilhelmine Moik wurde in eine kinderreiche Ottakringer Arbeiterfamilie hineingeboren. Ihr Vater war Werkzeugmacher, ihre Mutter Weißnäherin. Sie wurde ebenfalls Näherin und arbeitete in der Heimwerkstatt ihrer Mutter. Mit 18 Jahren tritt sie der Gewerkschaft der Heimarbeiter bei und wird Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs. 1916 bis 1921 ist sie Gewerkschaftsangestellte des Verbandes der Hausgehilfinnen- und Heimarbeiterinnen und ab 1921 Mitarbeiterin Anna Boscheks in der Gewerkschaftskommission. Gemeinsam mit Anna Boschek verfasste Wilhelmine Moik das Drehbuch zum Schwarz-weiß-Stummfilm "Frauenleben - Frauenlos. Ein Film vom Leben arbeitender Frauen" (1931).
Von 1932 bis 1934 ist sie sozialdemokratisches Mitglied des Wiener Landtages und des Gemeinderates. Mit Käthe Leichter, der Leiterin des Frauenreferates der Arbeiterkammer, arbeitete sie eng zusammen. Mehrfache wird sie im Austrofaschismus und Nationalsozialismus in den Jahren von 1934 bis 1939 verhaftet. Nach ihrer Freilassung 1941 bis 1945 arbeitet sie als Stenotypistin in einer Versicherung.
1945 bis 1963 war sie Mitglied des Nationalrats der Republik Österreich und 1946 bis 1962 stellvertretende Vorsitzende der SPÖ-Bezirksorganisation Ottakring. Zahlreiche Auszeichnungen wurden ihr verliehen wie das Große Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich, die Johann-Böhm-Plakette des ÖGB und mehr.
verwendete Literatur und Quellen:
Die Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat 1918 - 1975 und die Mitglieder des österreichischen Bundesrates 1920 - 1975
Broessler: Wilhelmine Moik
das rote wien
Lexikoneinträge
biografiA
Moik Wilhelmine, Deckname: Lichtenegger, Licht; Parteifunktionärin, Nationalrätin und
Näherin
Geb. Wien, 26. 9. 1894
Gest. Bad Vöslau, NÖ, 21. 1. 1970
Herkunft, Verwandtschaften: W. M. wird als viertes von insgesamt neun Kindern am 26. September 1894 in Wien geboren. Der Vater arbeitet als Metallarbeiter, die Mutter führt eine Heimwerkstatt, in der sie mit Hilfe ihrer Töchter Wäsche näht.
Ausbildungen: Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule, erlernt auch W. M. den Beruf einer Näherin.
Laufbahn: Von 1916 –1921 wirkt sie als Funktionärin in der Gewerkschaft der Heim- und Hausarbeiterinnen, ab 1921 ist sie im Bund der Freien Gewerkschaften tätig. 1932–1934 ist sie Gemeinderats- und Landtagsmitglied in Wien. In dieser Funktion arbeitet sie eng mit Käthe Leichter, der Frauenreferentin der Wiener Arbeiterkammer, zusammen. Nach 1934 übernimmt sie, zusammen mit Frieda Nödl, die Leitung der Sozialistischen Arbeiterhilfe (SAH). 1934 und 1937 muss sie Zuchthausstrafen wegen ihres, zur Zeit des Austrofaschismus illegalen, politischen Engagements verbüßen. Als Folge der Gefängnisaufenthalte wird sie lungenkrank. Sie wird bereits 1938, zu Beginn des nationalsozialistischen Regimes in Österreich, verhaftet und ist eine der Angeklagten im ersten Prozess des Volksgerichtshofes gegen die FunktionärInnen der Revolutionären Sozialisten und der SAH am 9. Juni 1939 in Wien. Weitere
Haftstrafen verbüßt sie von 1938 bis 1941 und 1944. Nach 1945 engagiert sie sich am Wiederaufbau der Gewerkschaften. Von Dezember 1945 bis Dezember 1962 ist sie Abgeordnete zum Nationalrat. Ab 1945 stellt sie sich als Obfrau der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter zur Verfügung, 1957 wird sie zu deren Vorsitzenden gewählt. W. M. setzt sich in ihrer politischen Arbeit vor allem für die Rechte der berufstätigen Frauen ein; ihr Spezialgebiet ist die Sozialpolitik. Sie hat wesentlichen Anteil an der Gestaltung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes und an der Gesetzgebung zur Ausweitung des Mutterschutzes, wie der Einführung einer Karenzzeit nach Geburt eines Kindes. Am 21. Jänner 1970 stirbt sie in Bad Vöslau.
W.: „Die Frau in der Gewerkschaftsbewegung. In: Handbuch der Frauenarbeit. Hg. von der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien“ (1930). Artikel in „Arbeit und Wirtschaft“ 1927/28