Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Clotilde Benedikt war die Tochter des Neurologen Moritz Benedikt (1835–1920), der zu den Gründern der Deutschen Volkspartei gehörte und der zum Judentum konvertierten Aloysia Lea Grimm aus Weimar. 1895 war sie ein Jahr mit dem Arzt Abraham Adolf Kronfeld verheiratet. Die Ehe wurde geschieden.
Clotilde Benedikt war führend in jüdischen Frauenwohltätigkeitsvereinen, dem Frauenhort im 9. Bezirk sowie im Verband Weibliche Fürsorge tätig. Ihre Artikel im „Neuen Frauenleben” belegen ihre Nähe zur bürgerlichen Frauenbewegung. In einem Aufsatz in „Hickls Wiener jüdischem Volkskalender“ von 1916/1917 äußerte Benedikt sich nicht nur zum Dilemma der Unsichtbarkeit jüdischer Frauen in der Mehrheitsgesellschaft als Jüdinnen, sondern sie ging auch auf die Frage der separaten oder gemeinsamen Arbeit jüdischer Frauen mit Nicht-Jüdinnen ein. Diese Diskussion war in der jüdischen Gemeinde sofort nach Ausbruch des Krieges geführt worden, als Benedikt vorschlug, die Kultusgemeinde möge dem Bürgermeister offiziell Frauen für die Frauenorganisationen in jedem Bezirk bekannt geben. Ihr Vorschlag, der auf eine enge Zusammenarbeit mit nichtjüdischen Frauen hinauslief, fand laut Benedikt keine Berücksichtigung. Sie setzte sich auch für das Frauenwahlrecht bei den Wahlen des Vorstands der Israelitischen Kultusgemeinde ein, schloss sich jedoch nie den Zionisten an, für die diese Forderung ein wichtiges Anliegen war. Benedikt hielt sich zu den Lagerbildungen innerhalb der jüdischen Gemeinde auf Distanz.
Regelmäßig schrieb sie für die liberalen jüdischen Zeitschriften „Dr. Bloch’s Österreichische Wochenschrift“ und „Die Wahrheit“ sowie für die allgemeine Tageszeitung „Neues Wiener Journal“ und die Frauenpresse. Sie veröffentlichte Erzählungen, Rezensionen, Nachrufe und autobiographische Texte. Währen des Ersten Weltkriegs schrieb sie in "Dr. Bloch’s Wochenschrift" über die Fürsorgearbeit jüdischer Frauen - unter anderem über Anitta Müller-Cohen und deren „Suppenanstalt“. Politische Aussagen tätigte sie keine in ihren Artikeln. Ob sie von ihren Veröffentlichungen leben konnte ist ungewiss. 1939 starb sie im jüdischen Altersheim in Wien.
verwendete Literatur und Quellen:
Adunka: Über die Wiener jüdische Journalistin Clotilde Benedikt (geb. 1868). - In: Religion und Politik in der europäisch-jüdischen Presse vor der Shoah, 29-39
Malleier: Die Verschränkung jüdischer frauenbewegter und nationaler Identitäten. - In: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst 56 (2001) 4, 10-17