Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Als Tochter des ersten sozialistischen Bürgermeisters von Wien, Jakob Reumann, kam Anna Grünwald schon früh mit der sozialdemokratischen Partei in Kontakt. Von 1909 bis 1912 arbeitete sie im Sekretariat der niederösterreichischen Landespartei und engagierte sich in der gewerkschaftlichen Organisation der Heimarbeiterinnen. Sie war Mitbegründerin der Hausgehilfinnengewerkschaft Einigkeit.
Mit siebzehn Jahren heiratete sie und bekam mehrere Kinder. In erster Ehe war sie mit dem Schriftsteller und Redakteur Siegmund Kaff - die Scheidung fand 1918 statt und ihr politisches Engagement wurde als Grund dafür in den Medien kolportiert - in zweiter Ehe mit dem Sozialdemokraten Julius Grünwald verheiratet.
In der Ersten Republik war sie ab 1919 im niederösterreichischen Landtag als Abgeordnete für die sozialdemokratische Partei und nach der Trennung von Niederösterreich und Wien von 1927 bis 1931 als Abgeordnete im Gemeinderat der Stadt Wien tätig . Auf ihre Initiative hin kam es zur Einrichtung von Mütterschulen durch die Gemeinde Wien. In Kursen wurde Frauen der Umgang mit Säuglingen vermittelt. Anna Grünwald war als Vertreterin des Wiener Frauenlandeskomitees als Delegierte für die Internationale Sozialistische Frauenkonferenz vorgesehen, als sie nach einem medizinischen Eingriff unerwartet 1931 verstarb.
verwendete Literatur und Quellen:
Anna Grünwald. - In: Arbeiterzeitung, Nr. 176, 27. Juni 1931
Anna Grünwald. - In: Die Unzufriedene, Nr. 27, 11. Juli 1931
Gemeinderätin Anna Grünwald gestorben. - In: Das Kleine Blatt, Nr. 176, 27. Juni 1931
Lexikoneinträge
biografiA
Grünwald Anna; Gewerkschafterin
Geb. Walterskirchen, NÖ, 15. 2. 1880
Gest. Wien, 25. 6. 1931
A. G. wird unter dem Namen Anna Reumann am 15. Februar 1880 in Walterskirchen, einem Ort in Niederösterreich, geboren. Ihr Vater, Jakob Reumann (1853 –1925), übt den Beruf des Drechslers aus und organisiert die Gewerkschaft der Drechsler. Er wird ab 22. Mai 1919, nachdem die SDAP die ersten demokratischen Gemeinderatswahlen vom 4. Mai 1919 in Wien gewonnen hat, der erste sozialdemokratische Bürgermeister von Wien. A. G. tritt bald nach der Schule der sozialdemokratischen Partei bei und wird Mitglied in der Gewerkschaft der Heimarbeiterinnen. In dieser Gewerkschaftsabteilung werden ihr bald wichtige Funktionen übertragen. Im Rahmen dieser Funktionen betreut sie die Heimarbeiterinnen von Wien und Niederösterreich. A. G. ist eine begabte Rednerin und schreibt überdies für die Zeitung der Heimarbeiterinnen zahlreiche Artikel. Von 1909 bis 1912 ist sie im Sekretariat der niederösterreichischen Landespartei tätig. Während des Ersten Weltkrieges arbeitet sie in der Gewerkschaftskommission und lernt dort ihren zweiten Mann, Julius Grünwald, kennen. Von 1919 bis 1927 ist sie für den niederösterreichischen Landtag tätig, ab 1927 ist sie Mitglied des Wiener Gemeinderates und arbeitet dort im Wohlfahrtsausschuss, wo sie sich für die Errichtung von kommunalen Mütterschulen einsetzt. Die politische Aufklärung der Frauen ist A. G. von jeher ein vordringliches Anliegen. Sie schreibt zahlreiche Artikel für die sozialdemokratischen Frauenzeitungen „Die Frau“ und „Die Unzufriedene“. Ab 1929 setzt sie sich für die RentnerInnen ein und hilft mit, für diese eine Organisation auf sozialdemokratischer Basis zu gründen. A. G. stirbt überraschend nach einer Operation am 25. Juni 1931 an Herzversagen in Wien.
Karin Nusko