Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Emilia Kanya war eine ungarische Publizistin, Schriftstellerin und Übersetzerin und die erste weibliche Herausgeberin der Habsburgermonarchie.
1830 wurde sie in eine gebildete Mittelschichtsfamilie in Pest geboren. Ihr Vater Pál Kanya war Lehrer und später Direktor der örtlichen protestantischen Sekundarschule, sowie Pfarrnotar. 1847 heiratete sie Gottfried Feldinger, den Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes und zog mit ihm nach Temesvár. Das Ehepaar gab ab 1851 das Journal „Euphrosine“ heraus. Da ihr Mann fast blind war, übernahm Emilia Kanya dabei wesentliche Aufgaben. 1857 ging die Ehe in Brüche und Emilia Kanya kehrte nach Pest zurück, wo sie bald darauf den jüdischen Journalisten und Literaten Mór Szegfi heiratete.
Als geschiedene Frau begann sie, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können, 1857 Kurzgeschichten, Übersetzungen und Biographien zu schreiben und zu veröffentlichen. Es dauerte nicht lange, bis sie sich als Schriftstellerin einen Namen gemacht hatte. Ihre Werk „Réges-régi idökröl“ (Aus alten Zeiten : Memoiren einer Schriftstellerin im 19. Jahrhundert) ist eine der wenigen Autobiographien von ungarischen Frauen ihrer Zeit und ein wichtiges Zeitdokument, welches Aufschluss über die Bildung von Frauen im frühen 19. Jahrhundert gibt. Kanya bezeichnet darin Frauenbildung als einen Grundpfeiler für eine Ausweitung der Frauenerwerbsarbeit. 1861 bis 1864 gab sie das "Magyar nök Évkönyve" (Ungarische Frauen-Jahrbuch) heraus, 1867 die Schriftenreihe "Magyar Hölgvek Könyvtára" (Bibliothek für ungarische Frauen); die mit einem ihrer eigenen Romane "Búvirágok" (Blumen der Traurigkeit) eröffnet wurde.
Zwischen 1860 und 1880 gab sie die Zeitschrift „Családi Kör“ (Der Familienkreis) heraus. Diese gilt als erste Zeitschrift der Habsburger-Monarchie, die von einer Frau herausgegeben wurde und war eine wichtige Zeitschrift der ungarischen Frauenbewegung. Themen waren Frauenbildung, Emanzipation und Frauenrechte. Die Zeitschrift wurde zum offiziellen Organ des Pester Frauenwohltätigkeitsvereins (Pesti Jótékony Nőegylet).
Bildung von Frauen und Mädchen war Emilia Kanyas zentrales Anliegen. Ab 1861 war sie Mitglied des Landesvereins der ungarischen hauswirtschaftenden Frauen (Magyar Gazdaasszonyok Országos Egyesülete), welcher sich vor allem auf die formale Bildung von Mädchen aus der Mittelschicht konzentrierte. Sie war auch im Landesverein für Frauenbildung (Országos Nöképzö Egyesület) aktiv, der 1869 die erste höhere Mädchenschule eröffnete. 1872 war sie mitbeteiligt an der Gründung des Vereins Országos Nöipar Egyesület (Landes-Frauenerwerbsverein), welcher eine erste Frauengewerbeschule für Mädchen der unteren Schichten einrichtete. Kanya war als Sekretärin des Vereins tätig.
Aus ihren beiden Ehen gingen 8 Kinder hervor, welche fast alle eine universitäre Ausbildung erhielten. Nach der Trennung von ihrem zweiten Ehemann Mór Szegfi ging Kánya nach Fiume im heutigen Kroatien, wo sie 1905 verstarb.
verwendete Literatur und Quellen:
Bicskei: Kánya, Emilia (1830-1905). - In: A biographical dictionary of women's movements and feminisms, 213-216
Varga: Emilia Kánya. - In: "Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen ...", 214-232
Zimmermann: Frauenbewegungen und Frauenbestrebungen im Königreich Ungarn. - In: Die Habsburgermonarchie 1848-1918 : Bd. VIII, 1359-1491