Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
1855 in Güns in eine vom Judentum zum Katholizismus konvertierte Arztfamilie geboren, widmet sich Marie Herzfeld in den 1880er Jahren der skandinavischen Literatur und bringt sie in Übersetzungen und Abhandlungen dem Lesepublikum näher. Sie beherrscht mehrere Sprachen und gibt die erste Gesamtausgabe des dänischen Schriftstellers Jens Peter Jacobsen heraus. Nach der Jahrhundertwende konzentriert sie sich auf die italienische Renaissance und veröffentlicht ein Buch über Leonardo da Vinci. Sie steht in regem Kontakt mit SchriftstellerkollegInnen, wie Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Marie Franzos, Ricarda Huch u.a. Auch als Literaturkritikerin macht sie sich einen Namen.
Sie beteiligt sich auch am Diskurs zur Frauenfrage und verfasst dazu Essays. Im Gegensatz zum Gleichheitsdiskurs der damaligen Frauenbewegung, stellt sie die Differenz der Geschlechter ins Zentrum ihrer Überlegungen. Die Neuordnung der Geschlechterverhältnisse sieht sie - so Baumgartner - als Aufgabe des Mannes.
Als alleinstehende Frau lebt sie zunächst bei den Eltern und dann bei verschiedenen Geschwistern, und bezeichnet sich in den im Jahre 1890 an den Verleger Michael Georg Conrad gerichteten Briefen als „Krankenpflegerin“ und „Haushälterin.“ Dennoch ist ihr in dem selben Briefwechsel bewusst, dass sie ihr Ziel als „Schriftstellerin“ erreicht hat.
Herzfeld ist ab 1895 im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen aktiv, zunächst im Ausschuss, dann siebzehn Jahre als Vizepräsidentin und schließlich als Präsidentin. Über ihre Freundschaften im Verein und letzten Lebensjahre ist wenig bekannt.
verwendete Literatur und Quellen:
Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien
Gallagher, Karen: Marie Herzfeld (1855-1940) and european modernism
Lexikoneinträge
Lexikon deutscher Frauen der Feder
Herzfeld, Frl. Marie, Ps. H. M. Lyhne, Marianne Niederweelen, Wien III, Bechardgasse 24, geboren in Güns am 20. März 1855, ist sie als Übersetzerin aus dem Englischen, Französischen, Dänischen, Schwedischen und Norwegischen und als Essayistin thätig.
biografiA
Herzfeld Marie (Anna), Ps. H. M. Lyhne, Marianne Niederweelen, Niederweeren, Niederweeven, Niederweiden; Fachschriftstellerin, Erzählerin und Übersetzerin
Geb. Güns/Köszeg, Ungarn, 20. 3. 1855
Gest. Mining/Braunau, OÖ, 22. 9. 1940
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Sebastian Herzfeld; Mutter: Barbara Herzfeld; Bruder: Karl August Herzfeld (1861–1926), Gynäkologe.
Laufbahn: In Wien sesshaft geworden, widmete sie sich in den achtziger Jahren, der vom Norden ausgehenden naturalistischen „Moderne“ folgend, dem Studium der jungskandinavischen Literatur und brachte diese durch kritische Essays und Übersetzungen dem/r deutschen LeserIn nahe. Von ihr stammt die erste deutsche Gesamtausgabe J. P. Jacobsens. Um 1900 wandte sie sich unter dem Einfluss des damaligen Enthusiasmus für die italienische Renaissance und im besonderen über Anregung A. Barbis der Erschließung dieses Kulturabschnitts für das deutsche Publikum zu, was von da an zu ihrer Lebensaufgabe wurde. Ab 1904 erschien ihr Werk über Leonardo da Vinci in mehreren Auflagen. Ab 1910 gab sie unter Mitarbeit namhafter Autoren (H. Hefele, P. Heyse, M. Mell, J. Schnitzer u. a.) eine Reihe ausgewählter Quellen zur Geschichte der Renaissance in deutscher Sprache heraus. M. H. war 1901–1919 im Vorstand des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen und trug damit zu dessen bedeutender Stellung im Wiener Geistesleben bei. Sie übersetzte aus dem Englischen, Französischen, Dänischen, Schwedischen und Norwegischen, u. a. von Arne Gaborg, Jonas Lie, Knut Hamsun, Ola Hansson in der „Nordischen Bibliothek“ 1889ff und in anderen Serien. Veröffentlichungen in Zeitschriften: „Die Gesellschaft“, München, 1885 ff.; „Moderne Rundschau“, Brünn 1890/91; „Die Zeit“, Wien, um 1900; „Wiener Mode“ (Belletrist. Beilage der neunziger Jahre); „Wiener Literaturzeitung“; „Neue Freie Presse“; „Corona“, 1931 ff. Die begleitende Monographie zu ihrem Werk über Leonardo da Vinci (Aufl. 1–3) wird heute noch zu den besten Darstellungen Leonardos gezählt. Einen wichtigen Beitrag zum Quellenbestand österreichischer Geschichte nach 1848 lieferte sie durch die Übersetzung der Memoiren H. B. Frh. v. Dahlerups aus dem Dänischen.
Ausz., Mitglsch.: 1904 Bauernfeldpreis; Ehrenmitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen; gleichzeitig mit M. H. waren im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien u. v. a. aktiv: Olga Wisinger-Florian, Emilie Mataja, Helene Migerka, Gisela von Berger, Amalie Falke-Lilienstein, Marie Arnsburg. Bedeutender Briefwechsel mit H. von Hofmannsthal.
W. u. a.: „Menschen und Bücher. Literarische Studien. Erzählung“ (1893), „Die skandinavische Literatur und ihre Tendenzen, nebst anderen Essays“ (1898), „Das Zeitalter der Renaissance. Ausgew. Quellen zur Geschichte der italienischen Kultur. 14 Bde.“ (1910 –1926), „Leonardo da Vinci. Traktat über die Malerei“ (1904), „H. B. Freiherr v. Dahlerup: In österr. Diensten. Aus dem dänischen Manuskript übertragen (mit Einleitung und Nachwort). 2 Bde.“ (1911–1912). Übersetzungen: „Lie, Jonas: Der Lotse und sein Weib. Übersetzung aus dem Norwegischen“ (1889), „Jacobson, Jens Peter: Novellen. Übersetzung aus dem Dänischen“ (1890), „Hansson, Ola: Parias. Übersetzung aus dem Schwedischen“ (1890), „Gaborg, Arne: Bei Mama. Übersetzung aus dem Norwegischen“ (1891), „Lie, Jonas: Drauf los! Übersetzung aus dem Norwegischen“ (1893)
Österreichisches biographisches Lexikon
Herzfeld Marie, Schriftstellerin. * Güns (Köszeg, Ungarn), 20. 3. 1855; + Mining, Bez. Braunau (O.Ö.), 22. 9. 1940. Schwester des Gynäkologen Karl August Herzfeld. In Wien seßhaft geworden, widmete sie sich in den achtziger Jahren, der vom Norden ausgehenden naturalist. "Moderne" folgend, dem Stud. der jungskandinav. Literaturen und brachte diese durch krit. Essays und Übersetzungen, die sich durch eigenartig getreue Interpretation des inneren Wesens der Dichtung auszeichnen, dem dt. Leser nahe. Von ihr stammt die erste dt. Gesamtausgabe J. P. Jacobsens. Um 1900 wandte sie sich unter dem Einfluß des damaligen Enthusiasmus für die italien. Renaissance und im besonderen über Anregung A. Barbis der Erschließung dieses Kulturzeitalters für das dt. Publikum zu, was nun zu ihrer Lebensarbeit wurde. Ab 1904 erschien ihr Leonardo-Werk in mehreren Aufl. Die begleitende Monographie (Aufl. 1-3) wird heute noch zu den besten Darstellungen Leonardos gezählt. 1904 erhielt sie den Bauernfeld-Preis. Ab 1910 gab sie unter Mitarbeit namhafter Autoren (H. Hefele, P. Heyse, M. Mell, J. Schnitzer u.a.) eine ansehnliche Reihe ausgewählter Quellen zur Geschichte der Renaissance in dt. Sprache heraus. Einen wichtigen Beitrag zum Quellenbestand österr. Geschichte nach 1848 lieferte sie durch die Übersetzung der Memoiren H. B. Frh. v. Dahlerups aus dem Dän. In führender Funktion (1901-19) und als Ehrenmitgl. des Ver. der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen trug sie Wesentliches zu dessen bedeutender Stellung im Wr. Geistesleben bei.
Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon
HERZFELD Marie (Anna), II. Lichtenauergasse 5, geb. Güns, 20. März 1855, übersetzt aus den skandinavischen Sprachen, aus dem Italienischen, Französischen und Englischen, beschäftigt sich vornehmlich mit Literatur und Kunststudien, schreibt für die "Zeit", "Neue Freie Presse", "Frankfurter Zeitung", verfasste: "Menschen und Bücher", "Die skandinavische Literatur und ihre Tendenzen"; übersetzte: "Capitän Mansana" (von C. Björnson), "Der Lootse und sein Weib", "D''rauf los" und "Grossvater" (von J. Lie), "Novellen" und "Gesammt-Ausgabe" (von J. P. Jacobsen), "Parias" (von O. Hansson), "Bei Mama", "Müde Seelen" und "Frieden" (von A. Garborg), "An des Reiches Pforten" (von K. Hamsun), "Frau Gouverneurin von Paris" (von M. Malling), "Aebolö" (von Sophus Michaelis).
Das geistige Wien
Herzfeld, Marie, Schriftstellerin, geb. in Güns am 20. März 1855, hat als Übersetzerin folgende Bücher herausgegeben: "Capitän Mansana" von Björnstjerne Björnson (Otto Hendel, Halle a. d. Saale), "Der Lootse und sein Weib" von Jonas Lie (J. Engelhorn, Stuttgart), "Novellen" von J. P. Jacobsen (S. Fischer, Berlin), "Parias" von Ola Hansson (im Vereine mit L. Marholm, bei A. Zoberbier, Berlin), "Bei Mama" und "Müde Seelen" von Arne Garborg (S. Fischer, Berlin). Ausserdem schreibt H. Skizzen und literarische Essais für die "Frankfurter Zeitung", die "Wiener Literaturzeitung" etc. und hat einen Band Essays "Menschen und Bücher" (Leopold Weiss, Wien) herausgegeben. I. Rotenturmstrasse 22.
Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts
HERZFELD, Marie Anna (Pseud.: H. M. Lyhne. Marianne Niederweelen)
geb. 20.3.1855 in Güns (Ungarn)
gest. 22.9.1940 in Mining bei Braunau (OÖ)
Sie übersetzte aus den nordischen Sprachen.