Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Bertha Pauli, geborene Schütz, wächst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als Kind einer liberalen, römisch-katholischen Familie auf. Ihr Vater Friedrich Schütz, selbst Journalist, fördert ihre literarischen und künstlerischen Ambitionen. 1899 heiratet sie den Arzt Wolfgang Josef Pauli und wird Mutter von zwei Kindern Wolfgang Pauli dem späteren Nobelpreisträger für Physik und Hertha Pauli der Schauspielerin und Schriftstellerin. 1911 konvertiert sie zur Evangelischen Kirche.
In ihren Essays für die "Neue Freie Presse", die "Arbeiterzeitung" und in verschiedenen Frauenzeitschriften publiziert sie historische und sozialkritische Themen, schreibt Frauenbiographien, Theaterkritiken, tritt für den Pazifismus und gegen rekationäre Strömungen ein und engagiert sich auch in der jungen Sozialdemokratischen Partei Österreichs. Im Fokus stehen immer wieder der Kampf für das Frauenstimmrecht und die Gleichheit der Geschlechter bei Bildung und Erwerbstätigkeit. In den 1920er Jahren ist sie eine der wenigen Journalistinnen, deren Artikel auf der ersten Seite der bürgerlichen Presse erscheinen und so, neben den Frauenzeitungen, ein größeres Publikum erreichen. Einzelne Frauenbiographien wie z.B. über Marie Antoinette, Marie-Louise, Christine von Schweden sind auch heute noch im Brockhaus oder in der Encyclopaedia Britannica nachzulesen.
Sie ist Mitglied in der Pressekommission im Bund Österreichischer Frauenvereine und leitet die literarische Gruppe im Neuen Frauenklub.
Am 15. November 1927 scheidet Bertha Pauli, nach einer Überdosis Veronal, freiwillig aus dem Leben. Nachrufe erscheinen u.a. in der "Arbeiterzeitung", "Neuen Freien Presse" und "Der Frau".
verwendete Literatur und Quellen:
Österreichisches biographisches Lexikon
Seppi: Viennese feuilleton during the early 1920s
Lexikoneinträge
Österreichisches biographisches Lexikon
Schütz Berta, verehel. Pauli, Journalistin. Geb. Wien, 29. 11. 1878; gest. ebenda, 15. 11. 1927 (Selbstmord). Tochter von Bertha und Friedrich S., Gattin von Wolfgang Josef Pauli, Mutter von Wolfgang Ernst und von Hertha Pauli; röm.-kath., ab 1911 evang. AB. S., in einer freisinnigen Familie aufgewachsen und von ihrem Vater stark geprägt, erhielt, bedingt durch die Berufe der Eltern, eine literar.-künstler. Bildung. Die Polarität Kunst - Politik, die das Schaffen ihres Vaters bestimmte, spiegelt sich auch in ihrem eigenen wider. Liberal und emanzipiert, trat die Pazifistin S. insbes. in der "Neuen Freien Presse" als Journalistin einerseits mit theaterkrit. Arbeiten und hist. Essays, etwa zur Französ. Revolution, hervor, andererseits aber auch mit Beitr. zu polit. Fragestellungen, insbes. zur Frauenbewegung, deren Bedeutung sie wiederholt hervorhob. Als Sozialistin setzte sie sich bes. im Wahlkampf 1919 ein und rief in engagierten Artikeln in der "Arbeiterzeitung" die Frauen zur Wahl der sozialdemokrat. Partei auf. Sie war ab 1899 mit dem bekannten Mediziner Wolfgang Josef Pauli (geb. Prag, Böhmen/Praha, Tschechien, 11. 9. 1869; gest. Zürich, Schweiz, 4. 11. 1955), Buchhändlersohn, mos., ab 1899 röm.-kath., ab 1911 evang. AB, verehel. (...) Der Ehe (...) entstammten zwei Kinder: Während der Prof. für theoret. Physik an der Eidgenöss. Techn. Hochschule Zürich Wolfgang Ernst Pauli (...) wie der Vater die naturwiss. Laufbahn einschlug - er wurde u.a. 1945 für die Entdeckung des nach ihm benannten Ausschlußprinzips im Bau der Atome mit dem Nobelpreis ausgez. -, wandte sich Hertha Pauli (geb. Wien, 4. 9. 1906; gest. New York, NY, USA, 9. 2. 1973), verehel. Behr, später Ashton (eigentl. Basch), röm.-kath., ab 1911 evang. AB, als Schriftstellerin und Schauspielerin wie ihre Mutter und Großmutter künstler. Berufen zu. Vor dem Nationalsozialismus über Zürich und Paris in die USA geflüchtet, verf. sie über ihren Weg ins Exil das bewegende autobiograph. Buch "Der Riß der Zeit geht durch mein Herz" (1970).
biografiA
Schütz Berta, verh. Pauli; Journalistin
Geb. Wien, 29. 11. 1878
Gest. Wien, 15. 11. 1927
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Friedrich Schütz († 1908), Schriftsteller und Redakteur der „Neuen Freien Presse“.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1899 Heirat mit Wolfgang Josef Pauli (1869 –1955), Mediziner, habilitierte sich 1898 an der Universität Wien für Innere Medizin, war jedoch später Professor für physikalisch-chemische Biologie. Er gilt in seinen Forschungen und Publikationen (u. a. „Elektrochemie der Kolloide“, gem. mit E. Válo, 1929) als Pionier der Kolloidchemie. Ging 1938 nach Zürich ins Exil; Sohn: Wolfgang Ernst Pauli (1900–1958), Professor für theoretische Physik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Wurde u. a. 1945 für die Entdeckung des nach ihm benannten Ausschlussprinzips im Bau der Atome mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Tochter: Hertha Pauli, verh. Behr (1906 –1973), Schriftstellerin und Schauspielerin. Verfasste über ihren Weg ins Exil das bewegende autobiografische Buch „Der Riß der Zeit geht durch mein Herz“ (1970). Ausbildungen: B. Sch. erhielt, bedingt durch die Berufe ihrer Eltern, eine literarisch-künstlerische Bildung. Sie absolvierte nach der Geburt ihres Sohnes das klassische Gymnasium.
Laufbahn: B. Sch. trat als Journalistin einerseits mit theaterkritischen Arbeiten und historischen Essays (etwa zur Französischen Revolution) hervor, andererseits aber auch mit Beiträgen zu politischen Fragestellungen – als Pazifistin und insbesondere zur Frauenbewegung, deren Bedeutung sie wiederholt hervorhob. Als Sozialistin setzte sie sich im Wahlkampf 1919 ein und rief in engagierten Artikeln in der „Arbeiterzeitung“ die Frauen zur Wahl der sozialdemokratischen Partei auf.
W.: „Werden und Wirken des Bürgerministeriums. Hg. v. F. Schütz“ (1909), „Mädchenerziehung und Kampf ums Dasein“ (1911), „Die Frauen der Revolution. In: Neue Freie Presse, 15. 3. 1914“, „An die bürgerliche Frau. In: Arbeiterzeitung, 2. 2. 1919“, „Ueberläufertum. Ebd., 11. 2. 1919“. Zahlreiche weitere Beiträge in „Neue Freie Presse“, „Arbeiterzeitung“