Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Emilie Mataja wird in eine Kaufmannsfamilie hineingeboren. Schon früh widersetzt sie sich der ihr zugedachten traditionellen Frauenrolle und betreibt mit viel Ehrgeiz eine schriftstellerische Laufbahn. Dennoch „versteckt“ sie sich hinter einem männlichen Pseudonym: Emil Marriot – wohl, um am Literaturmarkt leichter zu reüssieren. Sie sucht Kontakt zu geistigen Förderern und beginnt einen intensiven Lehrer-Schülerin-Briefwechsel mit dem von ihr verehrten Leopold von Sacher-Masoch.
Ihr erster größerer Roman wird ein Misserfolg: „Egon Talmors“ kommt 1880 in wenigen Exemplaren heraus und findet in der Presse kaum Beachtung. Allerdings gelingt es ihr, durch diese Erstveröffentlichung Kontakte zum Feuilleton zu knüpfen und eine ständige Mitarbeiterin der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ zu werden – ein Arbeitsverhältnis, das fast drei Jahrzehnte dauern wird. „Die Familie Hartenberg“ erscheint in den 1880er Jahren in Fortsetzungen in dieser Zeitung und ist so erfolgreich, dass der Roman auch in Buchform erscheinen kann. Mataja schreibt in der Folge viele publikumswirksame Romane und Novellen, in denen es in realistischem Stil um die Frauenfrage, die Ehe und die bürgerliche Moral geht.
Sie tritt in ihren Schriften für mehr Frauenbildung ein und schreibt in Frauenzeitschriften, wie "Der Lehrereinnen-Wart" und "Österreichische Frauen-Zeitung". Außerdem ist sie zwischen 1891 und 1900 im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen aktiv, fünf Jahre davon als Vizepräsidentin.
Emilie Mataja ist die Schwester des österreichischen Volkswirtschaftlers und Sozialpolitikers Viktor Mataja und Halbschwester des österreichischen Außenministers zwischen 1924 und 1926 Heinrich Mataja. Eine enge Freundschaft verbindet sie mit der Schriftstellerin Helene Migerka.
Nach dem Ersten Weltkrieg gerät Mataja zunehmend in Vergessenheit.
verwendete Literatur und Quellen:
Hofmann-Weinberger, Bittermann-Wille: Erotik - theoretischer Diskurs und literarische Chiffren in der Frauenliteratur des Fin-de-siècle. - In: Der verbotene Blick, 146-180
Österreichisches biografisches Lexikon
Lexikoneinträge
Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts
MATAJA, Emilie (Pseud.: Emil Marriot)
geb. 20.11.1855 (nicht 1853) in Wien. A.
gest. 5.5.1938 in Wien
Vater Kaufmann Anton Peter Mataja (1827 - 1886)
Österreichisches biographisches Lexikon
Mataja, Emilie, Ps. Emil Marriot, Schriftstellerin. * Wien, 20. 11. 1855; † Wien, 5. 5. 1938. Tochter eines Kaufmannes, Schwester der beiden Folgenden; erhielt neben der Schule Sprach- und Literaturunterricht. 1871 erschien ihre erste Arbeit in einer Wr. Tagesztg. 1872 wurde sie durch Sacher-Masochs Schriften entscheidend beeindruckt. Sie nahm einen bis 1875 dauernden Briefwechsel mit ihm auf, der sie allerdings in ihrer Themenwahl nicht beeinflußte. 1874 verlobte sie sich für kurze Zeit mit Franzos (s. d.). Nach Veröff. ihres ersten Romans (1880) lobte Heyse ihr Talent, kritisierte jedoch ihre Unreife und die Wahl patholog. Stoffe. Ihr nächster Roman brachte den ersten größeren Bucherfolg. Im selben Jahr begann M. die Mitarbeit bei der „Wiener Allgemeinen Zeitung“, der sie als Feuilletonistin 30 Jahre hindurch Beitrr. lieferte. Ein Aufenthalt in St. Johann in Tirol regte sie zur Themenwahl aus dem Priestermilieu an. Ab 1882 verbrachte M. die Wintermonate in Berlin, wo sie Gedankenaustausch mit Harden, J. Wolff und Lindau pflegte. Von nur vorübergehender Wirkung war M.s Annäherung an kath. Kreise (R. v. Kralik, s. d., sowie an kath. Bll.), denen die freie Religiosität M.s nicht entsprechen konnte. 1891 trat sie in die „Iduna“ ein und gleichzeitig in freundschaftliche Beziehung zu Lemmermayer (s. d.), der sie mit dem anthroposoph. Kreis um Steiner bekannt machte. Während des Ersten Weltkriegs war M. caritativ tätig. Die in den Nachkriegsjahren allg. Abkehr von der naturalist. Darstellung ließ sie am weiteren Erfolg ihrer schriftsteller. Arbeit zweifeln. Sie beendete diese lange vor ihrem Tode und starb gänzlich vereinsamt. Mit einer bestimmten Tendenz zum Gewöhnlichen wertete M. bewußt Ideale ab. Zugleich ließ sie ihr an Schopenhauer geschulter Hang zu pessimist. Sicht Gutes verkennen, weil sie anders gerichtete Ansprüche nicht erfüllt sah. M. besaß ursprüngliches Erzähltalent und vereinte in sich die Doppelbegabung zu lebendiger Handlungsführung und reflexivem Denken. Ihre eth. Ansprüche an den Menschen und die Kunst ihrer Charakterzeichnung waren die Hauptgründe ihrer Geltung im Literaturbereich und bei einem breiten Leserpublikum.
Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftstellerlexikon
MATAJA Emilie (Pseud. Emil Marriot), II. Schüttelstrasse 31, geb. Wien, 20. Nov. 1855, verfasste die Romane: "Egon Talmors", "Die Familie Hartenberg", "Der geistliche Tod", "Mit der Tonsur", "Askese", "Hochwürden mein Sohn", "Unser Anton", "Die Unzufriedenen", "Moderne Menschen", "Caritas", "Seine Gottheit", "Junge Ehe", "Auferstehung", ferner viele Novellen, den Thierschutz fördernde Jugendschriften und zahlreiche Feuilletons, insbesondere für das "Neue Wiener Tagblatt".
Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft
Mataja, Emilie, Schriftstellerin, ist als Verfasserin zahlreicher vielgelesener Romane unter dem Pseudonym Emil Marriot bekannt. Sie wurde am 20. November 1855 in Wien geboren und schrieb schon mit zwölf Jahren ihr erstes Gedicht. Ihre literarischen Versuche wurden durch die Schriftsteller Sacher-Masoch, Karl Emil Franzos und Paul Heyse ermutigt, in denen sie Freunde und Förderer ihrer jungen Muse fand. Mit 24 Jahren schrieb E. M. einen Roman "Die Familie Hartenberg", der sie einer größeren Öffentlichkeit bekannt machte. Literarische Geltung eroberte sie sich aber erst mit dem Roman "Der geistliche Tod", der neben ihren Romanen "Seine Gottheit" und "Menschlichkeit" wohl zu ihren besten Werken zählt. Los und Leid der Tiere haben die Schriftstellerin stets beschäftigt und in ihrem Roman "Caritas" und in ihren "Tiergeschichten" wächst Liebe zur Tierwelt zu dichterischer Gestaltung empor. Von ihren weiteren Büchern seien hier noch "Auferstehung", "Der abgesetzte Mann", "Die Unzufriedenen", "Junge Ehe", "Anständige Frauen", "Heinz Henning", "Novellen" und "Sterne" erwähnt. - E. M. ist die Schwester der ehemaligen Minister Dr. Viktor und Dr. Heinrich Mataja und ist unverheiratet. Die Republik ehrte die kluge und feinsinnige Frau vor kurzem durch Verleihung des silbernen Ehrenzeichens. - Wohnung: III., Arenbergg. 1. - Tel. R-24-8-23.
Das geistige Wien
Mataja, Emilie (Pseudonym Emil Marriot), Schriftstellerin, geb. in Wien am 20. November 1855, befasste sich frühzeitig mit der Literatur und trat bereits 1880 mit dem Roman "Egon Talmors" in die Öffentlichkeit. Diesem folgten im Verlage von Freund & Jeckel, Berlin: "Die Familie Hartenberg" (Roman, 1883), "Der geistliche Tod" (Roman, 1884), geistliche Novellen: "Mit der Tonsur" und "Neue Novellen" (1887, 2 Bde. I. Bd.: "Askese", "Hochwürden mein Sohn" und "Unser Anton"; II. Bd.: "Anathema" und "Johannes"), und 1888 "Die Unzufriedenen" (Roman). Ihre Erzählungen schildern fast durchgehends den Wiener Mittelstand und rühmt die Kritik das ungewöhnliche Talent, mit welchem M. die Wirklichkeit zu schildern versteht. M. ist Mitarbeiterin der "Presse", "Deutsche Zeitung", "Neues Wiener Tagblatt", "Wiener Mode", der "Leipziger Illustrierten Zeitung", Schorer''s Familienblatt". III. Bechardgasse 22.
Lexikon deutscher Frauen der Feder
Mataja, Frl. Emilie, Ps. Emil Marriot, Wien II, Schüttelstrasse 31, wurde zu Wien am 20. November 1855 als die Tochter eines Kaufmanns geboren. Schon als 12jähriges Mädchen schrieb sie Gedichte und Tragödien. Sie hat sich frühzeitig philosophischer Lektüre, insbesondere Schopenhauer hingegeben, dessen pessimistische Weltanschauung bedeutenden Einfluss auf ihre schriftstellerischen Arbeiten ausübte.
Gürtler, Schmid-Bortenschlager: Eigensinn und Widerstand
Emil Marriot, Pseudonym für Emilie Mataja, weiteres Pseudonym: Hugo Valentin, geboren 1855, gestorben 1938 in Wien, kaufmännische Ausbildung, arbeitete kurz im Geschäft des Vaters, schrieb seit ihrer Kindheit als Auflehnung gegen die weibliche Rolle; 1875 begann sie eine Korrespondenz mit Leopold von Sacher-Masoch, weitere Briefkontakte mit Emil Franzos und Paul Heyse; ab 1880 regelmäßige Mitarbeit im Feuilleton der "Wiener Allgemeinen Zeitung"; 1883 erster großer Erfolg mit "Familie Hartenberg"; Reisen nach Berlin, wo sie in Naturalisten-Kreisen verkehrte, publizierte Romane und zahlreiche Beiträge in Zeitungen.
Lexikon der Frau
Marriot, Emil, Pseud. für Emilie Mataja, österr. Schriftst., *Wien 20.11.1855, +ebda 5.5.1938. Verfasste schon als 12jähriges Mädchen Gedichte u. Tragödien. Die frühzeitige Beschäftigung mit Schopenhauer brachte sie zu einer pessimistischen Weltanschauung. Behandelte in Romanen u. Novellen mit grossem Realismus Fragen der bürgerl. Moral, der Religion, des Liebeslebens u. der Ehe u. trat darin für die Rechte der Frau ein.