Biografie
Ann Tizia Leitich wurde am 25. Jänner 1891 geboren. Auf Wunsch ihrer Eltern Emilie Schmidt und Schriftsteller Albert Leitich absolvierte sie die Ausbildung zur Lehrerin, ohne den Beruf später auszuüben. Nach einem Nervenzusammenbruch emigrierte sie 1921 in die USA. Hier nutzte Sie das größere Entwicklungspotential, das in den 1920er Jahren insbesondere Frauen neue Möglichkeiten eröffnete, und wurde von Gouvernante und Schreibkraft zur Journalistin. Parallel dazu studierte sie Kunst- und Kulturgeschichte in Des Moines (Iwoa).
Ab 1923 gab sie als Auslandskorrespondentin der "Neuen Freien Presse" den LeserInnen Einblicke in den US-amerikanischen Alltag und kulturelle Unterschiede, sie schrieb auch für den "Berliner Lokalanzeiger" oder die "Deutsche Allgemeine Zeitung". Ihr pointierter Stil und feiner Humor wurde hochgeschätzt, unter anderem vom Schriftsteller Stefan Zweig.
Explizit widmete sich Ann Tizia Leitich in ihrer journalistischen Arbeit dem sich verändernden Geschlechterverhältnis, und stellte dem Typus der 'Neuen Frau', der sich in der Zwischenkriegszeit in den USA ausformte, die Stellung der Frau in der Gesellschaft im ‚alten‘ Europa gegenüber: in ihren Feuilletons forderte die Feministin gleiche Rechte für Frauen insbesondere hinsichtlich Bildung und Beruf ein, ohne jedoch eine prinzipielle Gegensätzlichkeit der Geschlechter grundsätzlich in Frage zu stellen.
Bereits in den USA verfasste Ann Tizia Leitich einige teils autobiographische Romane. Nach ihrer Rückkehr nach Wien Anfang der 1930er Jahre gemeinsam mit Erich Kroningen, den sie 1928 geheiratet hat, legt sie den Schwerpunkt auf Kulturgeschichte. Ingesamt publiziert sie über 25 Romane, Biographien und umfangreich recherchierte, reich bebilderte Abhandlungen zu Wien. Darunter das populäre Werk „Verklungenes Wien“ aus dem Jahr 1942 über die Kultur- und Alltagsgeschichte Wiens im 19. Jahrhundert, das jüdische Kulturleistungen ausspart und tendenziell antisemitische Passagen enthält, die in der Auflage nach 1945 korrigiert wurden. Wie ihr journalistisches Schaffen ist auch ihr schriftstellerisches Werk geprägt vom Stil der 'Neuen Sachlichkeit'. Offizielle Würdigung erfährt sie durch die Silberne Ehrenmedaille der Stadt Wien oder das Verdienstkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Im „Österreichischen Frauenkalender 1947. Eine Huldigung den Frauen“ setzte sie u.a. Bertha von Suttner, Ida Pfeiffer, Betty Paoli oder Grete Wiesenthal ein Denkmal, aber auch „Der Österreicherin als anonyme Arbeiterin“, auch in ihrem Werk „Die Wienerin“ rückte sie neben Porträts berühmter Frauen auch anonyme Frauenfiguren in den Vordergrund.
Trotz hoher Popularität zu Lebzeiten ist wenig zu ihrem Leben und Schaffen bekannt. Ann Tizial Leitich starb am 3. September 1976 in Wien.
verwendete Literatur und Quellen:
Klaus, Wischermann: Journalistinnen
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- WBR, Teilnachlass Ann Tizia Leitich ZPH 432 (+ 591)