Jarnević, Dragojla

Namen und Abkürzungen
Jarnevic, Dragojla
Jarnević, Karolina
Geburtsdaten
4.01.1812, Karlovac (heute: Kroatien)
Sterbedaten
12.03.1875, Karlovac (heute: Kroatien)
Berufe und Tätigkeiten
Lehrerin, Schriftstellerin

Biografie

Dragojla Jarnević wurde in Karlovac (Kroatien) in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie geboren. Ihr Vater starb als sie sieben Jahre alt war, woraufhin die Familie mit sechs Kindern und der 35-jährigen Witwe in eine prekäre wirtschaftliche Lage geriet.

In ihrem dreizehnten Lebensjahr musste sie die Schule verlassen – sie hatte bis dahin die deutschsprachige Volkschule in ihrer Heimatstadt besucht – und erfuhr am eigenen Leib Ausbeutung als Frau und Ungerechtigkeit in der Familie, als sie an ihre ältere Schwester als Kindermädchen weitergereicht wurde. Immer wieder unterstützte sie als Erzieherin, Dienstmädchen, Köchin, Schneiderin, Haushälterin ihre Geschwister oder Mutter. Erst nachts las sie - wie sie in ihrem Tagebuch notierte – musste die Bücher aber tagsüber verstecken. Sie kränkelte als Jugendliche, auch depressive Stimmungen beschreibt sie in ihrem Tagebuch.

Als junge Frau wurde sie begehrt und umworben, sie beschloss jedoch nicht zu heiraten: nur als ledige Frau sei geistige und schriftstellerische Freiheit möglich, die Ehe wäre ein Gefängnis. In ihrem Tagebuch berichtete sie ausführlich von ihren sexuellen Erfahrungen und Erleben mit diversen Liebhabern. Dies galt noch lange ins 20. Jahrhundert als Skandal.

1833 begann sie Tagebuch zu schreiben - bis 1841 auf Deutsch, danach bis 1874 in ihrer kroatischen Muttersprache. Den deutschen Teil übertrug sie später ins Kroatische. Abgesehen von der Volksschulbildung war Jarnević Autodidaktin und bildete sich über das Lesen von Abenteuerromanen, später deutschen KlassikerInnen und englischen AutorInnen der Romantikepoche weiter.

Im Zeitraum vom 1839 bis 1840 unternahm Dragojla Jarnević diverse Reisen und lebte eine Zeitlang in Triest, Venedig und Graz. In Graz lernte sie den Dichter Ivan Trnski kennen, der sie zur literarischen Tätigkeit ermutigte. Die Seelenverwandtschaft der beiden und eine Liebesbeziehung, die schließlich nur platonisch blieb, brachten Jarnević zur Illyrischen Bewegung. Sie wird zur weiblichen Stimme dieser Nationalbewegung, die gegen die Vorrangstellung der deutschen und ungarischen Sprache im südslawischen Raum der Habsburger Monarchie kämpfte. Von nun an schrieb sie ausschließlich in Kroatisch und wandte sich intensiv ihrem literarischen Schaffen zu. Ab ihrem 18. Lebensjahr hatte sie Gedichte verfasst, später kamen drei Dramen ("Duvna", "Veronika Desiniceva", "Marija, kraljica ugarsko hrvatska"), Erzählungen und der Roman „Dva pira“, den sie in der Zeitschrift „Domobran“ veröffentliche, hinzu. Immer wieder beklagte sie eine zu geringe oder gar keine Bezahlung. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Lehrerin und gründete 1840 eine Mädchenschule in Karlovac.

Der Feminismus von Jarnević spiegelt sich in kritischen Beobachtungen der gesellschaftlichen geschlechtsspezifischen Rollenverteilungen ihrer Zeit, die Frauen in wirtschaftlicher Abhängigkeit hielten. Gleichzeitig kritisierte sie die mangelnde Solidarität unter Frauen sowie die fehlende Unterstützung junger Frauen durch ihre Familien, welche deren Zugang zu Bildung erschwerten oder gar verhinderten.

Mit dem Tagebuch von Jarnević befasste sich die Schriftstellerin Adela Milčinović und veröffentlichte bereits 1907 eine längere Studie darüber. Danach wurde Dragojla Jarnević von der kroatischen Literaturgeschichte lange vernachlässigt. 1958 wurden Teile ihres Tagebuches von Stanko Dvoržak veröffentlicht, der sie wegen der Beschreibungen ihrer sexuellen Erfahrungen in die Nähe von Nymphomanie und ‚psychisch krank‘ rückte. Erst in den 1990er Jahren erfolgte eine neuerliche Rezeption ihrer Werke und Anerkennung ihrer feministischen Vorreiterinnenrolle.

verwendete Literatur und Quellen:

Detoni-Dujmić: Ljepša polovica književnosti
Jarnević: Dnevnik
Lukšić: Dragojla Jarnević - In: Hrvatska književna enciklopedija, Bd. 2

verfasst von: Vesela Tutavac

Lexikoneinträge

Hrvatska enciklopedija

Jarnević, Dragojla (pravo ime Karolina), hrvatska književnica (Karlovac, 4. I. 1812 – Karlovac, 12. III. 1875). Kao odgojiteljica radila na plemićkim dvorovima u Grazu, Trstu i Veneciji. God. 1840. vratila se u Karlovac, gdje je osnovala prvu privatnu djevojačku školu (1840–53), od 1853. živjela je u Pribiću, a od 1866. ponovno u Karlovcu. U Grazu je 1839. upoznala I. Trnskoga, na čiji je nagovor prestala pisati njemačkim jezikom. Pridruživši se ilircima, na hrvatskome je jeziku objavljivala u Danici domoljubne i ljubavne pjesme. Objavila je knjigu pripovijesti Domorodne poviesti (1843), pisanih u duhu hrvatske hajdučko-turske novelistike, a pripovijesti je objavljivala i tijekom 1860-ih u periodici. Romanom Dva pira (objavljenom u nastavcima 1864. u časopisu Domobran) pripada među začetnike hrvatskog romana. Bavila se i pedagoškim radom, pisala je članke o odgoju mladih, a u rukopisu je ostavila tekst Moje učiteljevanje. Posebnu je pozornost privukla svojim intimnim dnevnikom pisanim 1833–47., djelomično objavljenim 1958 (Život jedne žene), a integralno tek 2000 (Dnevnik). U njemu je pokušala oblikovati svoj osobni, ženski identitet unatoč ograničenjima koja su joj nametali ilirski zahtjevi za domoljubnom i poučnom književnošću.

Citiranje:
Jarnević, Dragojla. Hrvatska enciklopedija, mrežno izdanje. Leksikografski zavod Miroslav Krleža, 2021. Pristupljeno 23. 3. 2023

Ausgewählte Publikationen

Jarnević, Dragojla : Dnevnik (Tagebuch) / Prir. Irena Lukšić - Karlovac : Matica Hrvatska Karlovac, 2000
ÖNB 2006227-B.Neu
Jarnević, Dragojla : Domorodne Poviesti (Heimatliche Erzählungen) - Karlstadt: Prettner, 1843
Online Zugriff / ÖNB 78.Bb.238 Alt Prunk
Jarnević, Dragojla : Izabrana djela / Prir. Dunja Detoni-Dujmić - Zagreb: Matica Hrvatska, 2003
ÖNB 2006243-B.Neu
Jarnević, Karolina: Ruzové poupe (Die Rosenknospe : Novelle) / Übers. Vilém Španhel - Prag, 1883
ÖNB 13345-A.Neu.65-66
Život jedne žene : odabrane strane dnevnika (Das Leben einer Frau, ausgewählte Seiten) / Dragolja Jarnević. Prired. Stanko Dvoržak - Zagreb: Znanje, 1958

Quellen und Sekundärliteratur

Links