Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Elsa Grailich ist eine Preßburger Journalistin und Lyrikerin mit burgenländischen Wurzeln, die sich in der Kultur- und Frauenpolitik engagiert. Sie verbringt ihre Kindheit in Albrechtsfeld im Burgenland und in Preßburg. Dort besucht sie auch von 1893 bis 1896 die Ungarische Höhere Töchterschule. Ab 1905 wird Preßburg zu ihrem ständigen Lebensmittelpunkt. Schon bald schreibt sie regelmäßig Artikel für den "Grenzboten", die "Westungarische Volksstimme" die "Preßburger Presse" und "Preßburger Zeitung". Sie gilt als schlagfertig und scharfsinnig. Durch den Einfluß ihres Vaters Alexander Grailich, der eher eine bürgerliche (Ehe-)Laufbahn für sie vorgesehen hatte, konnte sie sich nicht zu einer fixen Anstellung in den Zeitungsredaktionen entschliessen - was ihr eine gewisse Unabhängigkeit, aber später immer wieder finanzielle Probleme bringen wird.
Einflußreiche Persönlichkeiten wie August Bebel und Adelheid Popp bringen sie zur sozialdemokratischen Bewegung, in der sie sich vor allem für Bildung und Frauenfragen einsetzt. 1909 gründet sie zusammen mit Maria Pocisk die Frauensektion des Arbeiterbildungsvereins "Vorwärts". Dort hält sie Vorträge zu verschiedenen Themen: Gesundheit, Kindererziehung, Astronomie etc. 1910 richtet sie eine sogenanntes "Kinderlesezimmer" ein, das sie mit Büchern und Zeitschriften versorgt. Sie steht in Briefkontakt mit der Wiener Lehrerin und Frauenrechtlerin Auguste Fickert. Bis 1921 bleibt sie politisch aktiv, dann zieht sie sich zunehmend aus dem politischen Leben zurück.
Als Journalistin deckt sie ein vielfältiges Spektrum ab: sozialkritische Artikel, Reise- und Kulturberichte, Rezensionen, Skizzen. Ihre Lyrik - mehr als 400 Gedichte - und Prosa bleiben vielfach unveröffentlicht. Weitere Verbreitung finden ihre autobiografischen Aufzeichnungen, z.B. "Preßburger Interieurs" 1929, in denen sie in Skizzen und Kurzerzählungen einen Streifzug durch Preßburgs Straßen und Häuser unternimmt. In ihrer letzten autobiographischen Erzählung "Die Dämmerstunde" beschreibt sie ihre eigene Wohnung mitsamt den Einrichtungsgegenständen, die eine Geschichte zu erzählen haben. 1930 wird "Das Märchen vom ewigen Frieden" veröffentlicht. Im Jahr 1936 werden endlich ihre Gedichte bei einem Leseabend mit viel Beifall aufgenommen. Zu guter Letzt wird ihr poetisches Schaffen doch anerkannt. Drei wohlgeordnete Gedichtsammlungen finden sich zum Druck bereit im Nachlass.
Die Jahre der deutschen Besatzung in der Tschechoslowakei verbringt sie in innerer Emigration und hält sich mit Englischunterricht über Wasser. Noch im hohen Alter studiert Elsa Grailich an der Komenský-Universität in Preßburg Anglistik und Germanistik. Im Alter von 72 Jahren wird ihr 1960 das Universitätsdiplom überreicht. Ihr weiterer Lebensabend ist von Krankheit und Einsamkeit geprägt.
verwendete Literatur und Quellen:
Glosiková: Handbuch der deutschsprachigen Schriftsteller aus dem Gebiet der Slowakei
Magaziner: Elsa Grailich. - In: Die Bahnbrecher - aus der Geschichte der Arbeiterbewegung
Lexikoneinträge
Karpatendeutsches biographisches Lexikon
Elsa Grailich (* [[ ]] in ; † [[ ]] in [[ ]]), (Albrechtsfeld/Bgld. 30. 7. 1880 - 4. 5. 1969 Preßburg), Schriftstellerin, Lyrikerin. Ihr Vater Alexander, Gutsverwalter bei Erzhzg. Friedrich, u. ihre Mutter Luise, geb. Fuchs, entstammten Preßburger Professorenfamilien. Daheim im Geist der dt. Klassik u. Romantik erzogen, besuchte sie 1893/96 di^ madj. Höheretöchterschule in Preßburg. Heimgekehrt mußte sie den Haushalt übernehmen, da ihre Mutter wegen einer Geisteskrankheit in einer Heilanstalt untergebracht werden mußte. 1905 übersiedelte sie nach Preßburg, wo sie sich bald mit den kulturellen u. sozialen Problemen der dt. Arbeiterschaft befaßte. 1906/21 arbeitete sie innerhalb der So z.-de m. Pa rte i in der F rauensektion des Arbeiterbildungs ver . "Vorwärts", wo sie aktuelle Vorträge hie lt u. darüber hinau s A rtikel für d en "West-u ng. G renzboten" u. die "We stun g. V olks stimme" sc hrieb . Danach zog si e sich von der polit. Tä tig keit zurück u. wan dt e si ch de r T agess chrift stelle rei zu . I hr e Artikel erschienen im "Grenzboten", in der "Preßburger Ztg." u. in der "Preßburger Presse". 1926/39 Redaktionsmgl. des "Grenzboten". St: Anglistik u. Germanistik an der Komensky-Univ. Preßburg; erlangte mit 72 Jahren in beiden Fächern das Diplom. Ihr Lebensabend war von Sorgen u. Krankheiten überschattet. - E. Gr. war eine schlagfertige u. scharfsinnige Journalistin. In ihren Artikeln berührte sie die Themenkreise: Frauenemanzipation, Kindererziehung, Schule, soziale Fürsorge, Politik, Wirtschaft, Kunst u. Politik. Während des I. Weltkrieges setzte sie sich für den Frieden ein. Eine zweite Gruppe bilden Reisebeschreibungen (1926/36 etwa 36 Berichte). Weniger umfangreich, aber kulturgesch. wichtig ist ihre literar. Schaffen. Sie schrieb nur Kurzerzählungen u. seit frühester Jugend lyr. Gedichte. Ww: "Preßburger Interieurs", 1929; "Das Märchen vom ewigen Frieden", 1930. Das lyr. Werk blieb bis auf wenige, in der Tagespresse veröffentlichte Gedichte ungedruckt. Ihr literar. Nachlaß, der vom slk. Germanisten E. Terray betreut wird, umfaßt Prosatexte: Bilder aus dem Alltag, Erzählungen von Altpreßburg, Seelenmärchen u. Märchen für Kinder. Ihre 416 Gedichte faßte sie noch selbst in drei Sammlungen zusammen. Deren wichtigste ist die 3.: "Die große Zeit", entstanden nach dem II. Weltkrieg; in ihr kommt ihre antifaschist. u. Antikriegsüberzeugung klar zum Ausdruck (R) Mtlg. Univ.-Prof. E. Terray, Preßburg. * Rainer Rudolf, Eduard Ulreich: Karpatendeutsches biographisches Lexikon. 1. Auflage. Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen aus der Slowakei, Stuttgart 1988, ISBN 3-927096-00-8 (368 Seiten).
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- Briefe und Karte von Elsa Grailich an Auguste Fickert - In: WBR/HS, Nachlass Auguste Fickert