Biografie
Oda Olberg wird 1872 in Berlin in eine bürgerliche Familie geboren. Durch ihren ersten Beruf als Krankenschwester lernt sie das Elend der Arbeiter und Arbeiterinnen kennen und findet so zum Sozialismus und Journalismus. Durch ihre Heirat mit dem italienischen Sozialisten Giovanni Lerda lebt und arbeitet sie mit Unterbrechungen bis 1927 in Italien.
Sie leitet die Auslandsredaktion des sozialdemokratischen Parteiorgans „Avanti“ und ist bereits Korrespondentin der "Arbeiter-Zeitung" bevor sie Ende der 1920er Jahre nach Wien zieht, wo sie ihre rege, allseits beachtete journalistische Laufbahn fortsetzt. Immer mit dem Fokus, dass sich Frauen frei nach ihrer Persönlichkeit entfalten sollten und nicht nur in ihrer Rolle als Mutter und Ehefrau anerkannt werden. Dem Frauenfeind Paul Julius Möbius mit seiner Streitschrift „Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes“ kontert die vierfache Mutter 1902 mit der Schrift „Das Weib und der Intellectualismus“. In der österreichischen Frauenpresse, wie „Dokumente der Frauen“ „Die Frau“ und „Die Unzufriedene“ ist sie ebenso präsent.
Ihr ganzes Leben kämpft sie gegen den aufkeimenden Faschismus – sowohl in Italien, Deutschland, wie auch Österreich. Nicht ganz ins Bild einer Antifaschistin passen dabei ihre Ansichten zur Rassenhygiene. Denn mit ihrer umstrittenen Schrift: „Über die Entartung in ihrer Kulturbedingtheit", 1932 erschienen, trägt sie zur Verbreitung eugenischen Gedankengutes bei – wie viele andere auch aus dem bürgerlichen und sozialdemokratischen Lager der damaligen Zwischenkriegszeit.
Bereits zur Jahreswende 1933/34 entscheidet sie sich ins Exil nach Argentinien zu gehen, wo bereits einer ihrer Söhne lebt. Bis ins hohe Alter bleibt sie, trotz widriger Lebensumstände, journalistisch tätig und schickt auch immer wieder ihre Artikel nach Wien. Im Nachruf der „Arbeiter-Zeitung“ vom 22. April 1955 wird sie als „die beste sozialistische Journalistin ihrer Zeit“ bezeichnet.
verwendete Literatur und Quellen:
biografiA
Friedrich: Publizistinnen und Publizisten aus Österreich im argentinischen Exil. - In: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst 44 (1989) 3, 7-17
Lexikoneinträge
biografiA
Olberg-Lerda Oda; Journalistin
Geb. Bremerhaven, Deutsches Reich, 2. 10. 1872
Gest. Buenos Aires, Argentinien, 11. 4. 1955
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: deutscher Marineoffizier.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1896 Heirat mit Giovanni Lerda, italienischer Sozialist; zwei Kinder.
Ausbildungen: Wollte ursprünglich Medizin studieren, was ihr aus finanziellen Gründen nicht möglich war. Ausbildung zur Krankenpflegerin.
Laufbahn: Schon in jungen Jahren in der sozialdemokratischen Bewegung tätig. War in der Redaktion der sozialistischen Zeitschrift „Avanti!“ eine Kollegin des jungen Mussolini und wirkte bereits vor dem Ersten Weltkrieg als Korrespondentin für die „Arbeiter-Zeitung“ sowie für verschiedene deutsche Blätter. Ihre Beiträge erschienen auch in den „Dokumenten der Frau“, in „Die Frau“ und „Die Unzufriedene“. Nach dem Machtantritt des Faschismus in Italien Repressalien ausgesetzt, emigrierte O. O. zunächst nach Südamerika, kehrte allerdings 1929 nach Europa zurück und war bis 1933 als Redakteurin der „Arbeiter-Zeitung“ in Wien tätig. 1934 kehrte sie wegen der politischen Situation in Österreich nicht mehr von einem Besuch bei ihrem Sohn aus Argentinien zurück. Mitarbeiterin von „Argentinisches Tagblatt“, „Das andere Deutschland“ und „Deutsche Blätter“. O. O. war – obwohl viele Jahre lang schwer krank – bis kurz vor ihrem Tod publizistisch tätig. Im Nachruf der „Arbeiter-Zeitung“ vom 22. April 1955 wird sie als „die beste sozialistische Journalistin ihrer Zeit“ bezeichnet.
W. u. a.: „Das Elend in der Hausindustrie der Konfektion“ (1896), „Das Weib und der Intellectualismus“ (1902), „Der Faschismus in Italien“ (1923), „Nationalsozialismus“ (1932), „Die Entartung in ihrer Kulturbedingtheit. Bemerkungen und Anregungen“ (1926), „Frauenarbeit und Gesellschaftsentwicklung. In: Handbuch der Frauenarbeit in Österreich. Hg. von der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien“ (1930), „Wera Figner. In: Frauentag 1930“, „Die Arbeiterinnen von Molinella. In: Frauentag 1931“, „Weltfrieden und Diktatur. In: Frauentag 1932“