Biografie
Camilla Lucerna wird als Tochter eines höheren Militärbeamten und einer Kärntnerin aus einer Adelsfamilie geboren. Sie besucht die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt, wird Lehrerin der deutschen und französischen Sprache und unterrichtet an verschiedenen Orten Kroatiens. Sie lebt über 30 Jahre mit Jagoda Truhelka in einem gemeinsamen Haushalt.
Von 1895 bis ins Jahr 1919 ist sie Lehrerin am Mädchenlyceum in Zagreb. Um die Jahrhundertwende sind Marija Jambrisak, Camilla Lucerna, Jagoda Truhelka und Natalija Wickerhauser Arbeitskolleginnen an diesem neu gegründeten fortschrittlichen Mädchenlyzeum und engagieren sich für den Zugang von Frauen zum Universitätsstudium. Sie zählten zur ersten Generation von Lehrerinnen am Zagreber Frauenlyzeum. Als Lehrerinnen des Lyceums werden sie als außerordentliche Hörerinnen an die Zagreber Universität zugelassen. Ab 1889 studiert Lucerna Germanistik und Slawistik in Wien und Zagreb. 1907 schließt sie das Studium mit der Lehramtsprüfung für Deutsch und Kroatisch in Wien ab.
Neben ihrem Beruf als Lehrerin, schreibt Lucerna auch im Feuilleton deutschsprachiger Zeitungen in Zagreb zu Fragen der Mädchenerziehung und -bildung, zur Frauenfrage und Mutterschaft. Bereits während ihrer Lehrerinnentätigkeit forscht sie als Philologin und ist schriftstellerisch sowohl in deutscher als auch kroatischer Sprache tätig. Sie wirkt nach ihrem Ruhestand als Privatgelehrte, Übersetzerin und Schriftstellerin. Die Zweisprachigkeit prägt Camilla Lucerna. Als Übersetzerin aus dem Kroatischen erwirbt sie sich große Verdienste als Vermittlerin zwischen südslawischer und deutscher Kultur und Literatur.
verwendete Literatur und Quellen:
Vidulić: Was bleibt. - In: Porträts und Konstellationen, 85-108
Vittorelli: Frauenbewegung um 1900
Lexikoneinträge
Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte
Lucerna Camilla, die Tochter eines Militärauditors, mütterlichseits aus einem alten Kärntner Geschlechte, geb. 1868 zu Riva, als Lehrerin der deutschen und französischen Sprache an verschiedenen Orten Kroatiens tätig, gesellte sich zu den Vorkämpferinnen der Frauenbewegung in Kroatien - M. Fabkovic, Marie Jambrisak, K. Svetisic und Natalie Wickerhauser, die sich durch Studien im Ausland Bildung und Selbständigkeit erwarben. Als die kroatische Unterrichtsverwaltung unter dem fortschrittlich gesinnten Krsnjavi dem Verlangen nach erweitertet Frauenbildung Rechnung trug, erhielt sie eine Lehrstelle an der Agramer Mädchenmittelschule, deren Lehrerinnenkurs damals eine Reformmittelschule angegliedert wurde. Im Verkehr mit dem Dichter Bude Budisavljevic hatte sie sich die Feinheiten des Serbokratischen derart angeeignet, daß sie auch in dieser Sprache eine reiche schriftstellerische Wirksamkeit entfalten und sich als Vermittlerin zwischen südslawischer und deutscher Kultur und Literatur mit Erfolg betätigen konnte. Unter ihren zahlreichen Übersetzungen seien "Die Hochzeit des Maxim Grnojevic" (1911), die wertvolle Sammlung "Aus südslawischen Dichtungen" (1918) sowie die Wiedergabe zweier Novellen von Diko Simunovic (1928) hervorgehoben. In ihrem eigenen dichterischen Schaffen überwiegen die problematischen intellektuellen Elemente. Die Reflexion ist stärker als die Stimmung. Ihre Lieblingsgestalten beseelt aber wie sie selbst der Drang nach einem sittlich, geistig und künstlerisch geläuterten Menschentum. Gediegene wissenschaftliche Forschungen legte sie in den Untersuchungen über die Volksballade von Asan Agas Gattin (1905), die Naturphilosophie in Goethes "Märchen" (1910), die letzte Kaiserin von Trapezunt in der südslawischen Dichtung (1912) und das Ballademdrama der Südlawen (1923) vor.
biografiA
Lucerna Camilla, Ps. Camilla Leonhart(d), Camilla Milović; Lehrerin, Schriftstellerin und Übersetzerin
Geb. Riva del Garda (Italien), 24. 6. 1868
Gest.1963 (wahrscheinl. Graz), Stmk.
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Hans Lucerna, Militärbeamter; Bruder: Eduard.
Ausbildungen: Privatunterricht, 1889 Reifeprüfung in Klagenfurt.
Laufbahn: Ab 1892 Lehrerin für Deutsch und Französisch am privaten Sprach- und Erziehungsinstitut in Agram/Kroatien, ab 1894 an der höheren Mädchenschule in Gospić. 1895 –1919 Lehrerin für deutsche Sprache am Mädchenlyceum in Agram. C. L. forschte bereits während ihrer Lehrerinnentätigkeit als Philologin und war schriftstellerisch sowohl in der deutschen als auch serbokroatischen Sprache tätig. Nach ihrem Ruhestand 1919 wirkte sie als Privatgelehrte, Übersetzerin und Schriftstellerin. C. L. erwarb sich große Verdienste als Vermittlerin zwischen südslawischer und deutscher Kultur und Literatur.
Ausz.: 1911: Verdienst-Medaille von König Nikola I. von Montenegro, 1925: Verdienst-Medaille der Deutschen Akademie, 1955: Goethe-Medaille des Goethe-Instituts.
W.: „Gedichte“ (1893), „Zlatorog. Lyrisches Drama in 3 Acten. Musik von Eduard Lucerna“ (1900), „Die südslawische Ballade von Asan Agas Gattin und ihre Nachbildung durch Goethe“ (1905), „Studienblätter zur kroatischen und serbischen Literatur“ (1909), „Das Märchen. Goethes Naturphilosophie als Kunstwerk. Deutungsarbeit“ (1910), „Die letzte Kaiserin von Trapezunt in der südslawischen Dichtung“ (1912), „Asseneth“ (1921), „Das Balladendrama der Südslaven“ (1923), „Balladen der ‚Unbekannten‘. Studienblättchen zur kroat. Volkspoesie“ (1943). Übersetzungen u. a.: „Aus südslawischen Dichtungen. Übersetzung aus dem Kroatischen“ (1918)
Hrvatska Enciklopedija
Lucerna, Kamila (Camilla), hrvatska književnica i prevoditeljica (Riva, Tirol, Italija, 24. VI. 1868 – Zagreb, 15. VI. 1963). Završila preparandiju u Klagenfurtu (1894) te studij germanistike i slavistike u Beču (1907). Radila je kao učiteljica u Gospiću te predavala na ženskome liceju u Zagrebu. Pisala je na njemačkom i hrvatskom jeziku. U zagrebačkome HNK-u uprizorene su joj drame Na ruševinama (1898) i Jedinac (1904). Na njemačkome i hrvatskom jeziku objavila je obradbu starozavjetnog apokrifa o Aseneti (Aseneta, 1922). Pisala je slavističko-germanističke komparativne studije u duhu formalističke estetike F. Markovića, eseje, glazbene, kazališne i književne kritike te pjesme. Osobito se bavila djelom J. W. Goethea, a na njemački je prevodila djela hrvatskih pisaca (M. Marulića, P. Hektorovića, P. Preradovića, A. Šenoe, I. Mažuranića, I. Vojnovića, J. Leskovara i dr.).