Biografie
Bozena Novotná stammte aus einer kleinbürgerlichen Familie und wurde Schauspielerin. Sie gab ihre Schauspielkarriere auf als sie 1884 Josef Vika, einen Zuckerfabrikanten, heiratete. Mit ihm hatte sie drei Kinder.
Ihre ersten Kurzgeschichten und Essays begann sie in Zeitungen zu publizieren. Sie widmete sich In ihrem literarischen Werk der Rolle der Frau als Mutter und der Familie. Dies war verbunden mit ihrem Engagement für uneheliche Kinder. Außerdem schrieb sie Romane, Reiseberichte, Dramen für das Theater sowie politische Schriften unter dem Pseudonym Ignota. Sie wurde zu einer erfolgreichen Schriftstellerin.
Vor dem Ersten Weltkrieg war Božena Viková-Kunětická eine wichtige Vertreterin der Freisinnigen Nationalpartei (Národni strana svobodomyslná) - der sogenannten Jungtschechen. Sie schrieb auch Artikel für die jungtschechische Tageszeitung „Narodni listy“. Ab 1909 gab es eine Frauensektion der jungteschechischen Partei, an deren Spitze sie stand.
Ihre politischen Sichtweisen veröffentlichte sie 1908 in ihrem Buch „Verim" (Ich glaube). Sie war verankert im tschechischen Nationalismus und unterstützte die Forderung nach einem autonomen tschechischen Staat. Dabei sollten bürgerliche Frauen eine Rolle spielen – als tschechische Frauenbewegung. Vikovás Anliegen war weniger die Frauenemanzipation, sondern die Nationalitätenfrage. Mutterschaft und Nation verknüpfte sie sowohl in ihrem Werk als auch in ihrer Arbeit als Politikerin. Gegenüber agitatorischen Teilen der Frauenbewegung grenzte sie sich ab.
Als erste weibliche Angeordnete wurde sie 1912 für die jungteschechische Partei in den böhmischen Landtag gewählt. Sie kandidierte für die Region Mladá Boleslav. Bei der Wahl trat Karla Máchová von der Tschechischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, als Gegenkandidatin zu Viková-Kunětická an. Die Kandidatur einer Frau führte zu Konflikten, Widerstand, aber auch Unterstützung – wie Velek ausführt. Unter anderem agitierten Prager Frauenwahlrechtsaktivistinnen – wie Františka Plamínková - vor Ort. Franz von Thun-Hohenstein, der Statthalter Böhmens, weigerte sich jedoch Viková-Kunětická die entsprechenden Bescheinigungen auszustellen und anerkannte ihr Mandat nicht. Durch die Wahl wurde sie jedoch in Europa und deren Frauenbewegungen bekannt. Aus dem In- und Ausland wurde sie um Vorträge und Artikel angefragt.
1918 wurde sie Mitglied des Tschechoslowakischen Nationalrats und später Senatorin.
verwendete Literatur und Quellen:
Kreitlová, Hecková: Viková-Kunětická, Božena (1862-1934). - In: A biographical dictionary of women's movements and feminisms, 599-603
Velek: "Der" erste weibliche Abgeordnete der Habsburgermonarchie im Böhmischen Landtag 1912. - In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 26 (2015) 2, 41-69