Kestranek, Clara

Namen und Abkürzungen
Clarissa (Pseudonym)
Forstenheim, Clara (Pseudonym)
Hirschler, Clara (Geburtsname)
Kestřanek, Clara (Ehename)
Geburtsdaten
20.05.1865, Wien
Sterbedaten
2.08.1925, Mauer-Öhling
Berufe und Tätigkeiten
Lehrerin, Schriftstellerin

Funktionen und Mitgliedschaften

Biografie

Clara Hirschler ist die Tochter der Schriftstellerin Anna Hirschler. In jungen Jahren wird sie zu Hause unterrichtet. Anschließend ist sie Schülerin des Instituts Hanausek. Sie ist schon früh dichterisch tätig und wird bei wöchentlichen Abenden im Elternhaus in literarische Kreise eingeführt. Sie besucht die Lehrerinnenbildungsanstalt, welche sie 1889 abschließt - im selben Jahr stirbt ihre Mutter mit nur 43 Jahren. Clara unterrichtet nun selbst im Institut Hanausek als Lehrerin und schreibt neben pädagogischen Beiträgen auch Gedichte, Novellen und Feuilletons für mehrere Zeitschriften. Sie schreibt unter dem selben Pseudonym wie ihre Mutter: Forstenheim.

1892 heiratet sie den Militär Paul Kestranek, Sohn der Schriftstellerin Margarete Halm, und folgt ihm nach Raab in Ungarn. Sie wechseln oft den Wohnort und Clara hat dabei Gelegenheit, Einblicke in Frauenleben in den jeweiligen Gebieten zu erhalten. Sie übersiedelt mit ihrem Mann, der zum Major avanciert, 1895 nach Temesvár und veröffentlicht historische Feuilletons in militärischen Fachzeitschriften, die das Militär im Verhältnis zum weiblichen Geschlecht charakterisieren.

Sie verstirbt 1925 in der Psychiatrischen Anstalt Mauer-Öhling. Über ihr späteres Leben ist wenig bekannt. Auch ihre Bücher sind in den Bibliotheken kaum aufzufinden.

verwendete Literatur und Quellen:

biografiA
Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder

verfasst von: Helga Hofmann-Weinberger

Lexikoneinträge

Lexikon deutscher Frauen der Feder

Kestřanek, Frau Clara, Ps. Clara Forstenheim, Majorsgattin, Temesvar, Ungarn, Stabsgebäude, wurde am 20. Mai 1868 in Wien als die Tochter der Schriftstellerin Frau Anna Forstenheim geboren. Als sie ein kleines Mädchen war, begann ihre Mutter mit grossem Erfolge zu Schriftstellern. In dem Kinde regte sich der Nachahmungstrieb, gepaart mit angeborenem Talente, und sie dichtete ihre erste Poesie »Das Waisenkind« im Alter von sechs Jahren, da sie noch nicht lesen und schreiben konnte. Ihren ersten Unterricht erhielt sie von ihrer hochbegabten Mutter in den formalen, vom Vater, einem angesehenen Kaufmann und philosophischgebildetem Geiste, in den realen Gegenständen. Erst nach dem zehnten Lebensjahre besuchte sie die öffentliche Schule. Gleichzeitig erhielt sie Privatunterricht von vorzüglichen Lehrkräften in den Gymnasialstudien, behufs einstiger Erwerbung des Doktorhutes der Philosophie. Schon jetzt veröffentlichte sie ihre ersten Gedichte in der »Österreichischen Jugendzeitung«. Der Schulpflicht enthoben, besuchte sie zur Fortbildung das Institut Hanausek in Wien. Kaum den Kinderschuhen entwachsen, führte sie die Mutter in die Schriftstellerkreise Wiens ein. Allwöchentlich versammelten sich im Elternhause eine Reihe geistig hochstrebender Männer und Frauen. Dieser Verkehr brachte der jungen Dichterin vielfache[422] Anregung. Der Besuch des Burgtheaters rief in ihr spontan den Wunsch wach, sich dem Schauspiel zu widmen, wozu sie sich durch ihr kräftiges Organ und die Leidenschaftlichkeit in der Auffassung dramatischer Charaktere berufen fühlte. Schauspieler ersten Ranges sprachen ihr Talent zu – doch sagte ihr die Bühnenkarriere aus sittlichen Gründen nicht zu. Das ernste Rollenstudium war aber ihren litterarischen Bestrebungen förderlich. Sie verfasste eine Reihe kleiner dramatischer Arbeiten. Eine Anzahl derselben erschien im »Famos!« und im »Dilettantentheater«, Verlag von Levy & Müller, Stuttgart. Nun wandte sie sich neuerdings ihrer alten Liebe, der »Wissenschaft zu. Um ein Staatszeugnis zu erlangen, besuchte sie die höheren Jahrgänge der K. K. Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien; welche sie – trotzdem ein nervöses Kopfleiden sie längere Zeit quälte – mit Erfolg absolvierte. Im selben Jahre – 1889 – starb ihre Mutter nach dreimonatlichem Krankenlager. Clara Forstenheim suchte und fand in diesem herbsten Schmerze Trost in der Poesie. Sie wurde Lehrerin im Institute Hanausek in Wien; zugleich Mitarbeiterin von »Schule und Haus« der einzigen freisinnigen Elternzeitung Österreichs. Sie verfasste für dieselbe einen Aufsatz »Häusliche Nachhilfe«, »Nur?« eine Erzählung, die das Leben einer pflichttreuen Lehrerin schildert und zehn »Psychologische Briefe«, die für junge Mütter die Elemente der Seelenlehre enthalten. Ausserdem veröffentlichte sie zahlreiche Gedichte, sowie Novelletten und Feuilletons in verschiedenen Zeitschriften. 1892 erschien ihr erster Band »Gedichte«. 1. Mädchenlieder, 2. Augenblicksbilder, 3. Gleichnisse. Im selben Jahre schloss sie einen Herzensbund mit dem K. K. Hauptmann Paul Kestřanek, dem ältesten Sohne der Schriftstellerin Margarete Halm, dem sie am 8. September 1892 zum Altare folgte, worauf sich das junge Paar nach Raab in Ungarn in die Garnison des Gatten begab. Ihre Liebe war ihr ein Born neuer Lieder. Ihr Gatte – selbst auf militärischem Gebiete litterarisch thätig – förderte ihre litterarischen Bestrebungen nach jeder Richtung, so machte er mit ihr interessante Reisen, welche der Dichterin die Kenntnis fast aller Gauen des Vaterlandes und dessen Frauenleben vermittelten. Auf einer Reise durch Deutschland, welche ihr die Stätten klassischer Dichtung erschloss, und die persönliche Bekanntschaft der Leiterin des Vossischen Verlages – Frau Rosalie Stricker ermöglichte – erkrankte Clara Forstenheim lebensgefährlich, nachdem sie in Raab ihr erstgeborenes Söhnchen begraben musste. Gedichte und Märchen, die sie unter dem Titel »Seelenblüten« als Blumenstrauss nun vereinte, durfte sie der Gemahlin des Korpskommandanten ihres Gatten, Sr. K. K. Hoheit Erzherzog Friedrich, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Isabella widmen. Sie bestanden aus: 1. Immortellen vom Grabe meiner Mutter, 2. Myrthen aus meinem Brautkranz, 3. Vergissmeinnicht vom Grabe meines Kindes, 4. Feldblumen von Ungarns Fluren, 5. Blaue Blumen der Romantik. Das Buch erschien im Vossischen Verlage, ebenso das nächstfolgende: »Amor in Uniform« Margarethe Halm zugeeignet. 9 Novelletten, die sie in den Garnisonen, – sie war mittlerweile nach Temesvár übersiedelt, wo ihr Gatte zum Major und Kommandanten der K. K. Infanteriekadettenschule ernannt worden war – zum Teil mit erlebt hatte; es darf daher nicht Wunder nehmen, dass die militärischen Fachblätter dieselben als wahrheitsgetreue Schilderungen des österreich-ungarischen Offizierslebens lobend besprachen, eine Auszeichnung, die nur wenig Frauen zuteil wird. Gleichzeitig veröffentlichte sie historische Feuilletons in einer militärischen Fachzeitung »Die Reichswehr«, die das Militär im Verhältnis zum weiblichen Geschlecht charakterisieren, und ehestens gesammelt und ergänzt als »Spindel und Schwert« erscheinen dürften. Anlässlich des Regierungs-Jubiläums Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I. verfasste Clara Forstenheim eine Studie »Genesis der österreichisch-ungarischen Frauenbewegung« (Bilder aus dem Frauenleben 1848/49) – Grossmama zugeeignet, welche zugleich mit »Ungarns Frauen« (einer Denkschrift anlässlich des Milleniums Ungarns) die Vorläufer zu ihrem Hauptwerke einer »Allgemeinen Geschichte des weiblichen Geschlechtes« bildet. Ausserdem harrt ein der Praxis entnommenes Werk: »An der Wiege«, Vademecum für junge Mütter – welches sie an der Wiege zweier Söhne verfasste und ein Band Novellen »Frauenseelen« Geschichten aus Österreich (Vossischer Verlag 1898) Louise Fastenrath gewidmet, der Veröffentlichung. Ein dritter Band Gedichte »Tagfalter und Nachtschmetterlinge«, neue Dichtungen, liegt ebenfalls bereits im Manuskript vor.

biografiA

Kestranek Clara, geb. Hirschler, Ps. Clara Forstenheim, Clarissa; Schriftstellerin, Lyrikerin und Feuilletonistin
Geb. Wien, 20. 5. 1868
Gest. Mauer-Öhling, NÖ, 1925
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Anna Forstenheim (eigentl. Anna Hirschler, Schriftstellerin 1846 Agram – 1889 Bad Vöslau, Niederösterreich).
LebenspartnerInnen, Kinder: Am 8. September 1892 heiratete sie Paul Kestranek (Sohn der
Schriftstellerin Margarete Halm, k. k. Hauptmann).
Laufbahn: Als sie ein kleines Kind war, begann ihre Mutter sich erfolgreich schriftstellerisch zu betätigen. Im Alter von sechs Jahren dichtete sie ihre erste Poesie „Das Waisenkind“. Von ihren Eltern erhielt sie ihren ersten Unterricht. Erst mit zehn Jahren besuchte sie die öffentliche Schule, zusätzlich erhielt sie jedoch Privatunterricht von angesehenen Gymnasiallehrern. Ihre ersten Gedichte veröffentlichte sie in der „Österreichischen Jugendzeitung“. Nach Schulabschluss besuchte sie das Institut Hanausek in Wien. Von ihrer inzwischen berühmt gewordenen Mutter wurde sie in die Schriftstellerkreise Wiens eingeführt. In ihrem Elternhaus wurde allwöchentlich ein literarischer Kreis abgehalten, der die junge Schriftstellerin inspirierte. (Ihre Mutter war 1885 Mitbegründerin des „Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien“ und bemühte sich um Gleichberechtigung und um die Hebung des Bildungsgrades der Frauen.) Als C. K. einmal das Burgtheater besuchte, begann sie sich spontan für die Schauspielerei zu interessieren. Obwohl ihr großes Talent bescheinigt wurde, wandte sie sich aus sittlichen Gründen wieder von der Bühne ab. In der Folge verfasste sie jedoch eine Reihe kleinere dramatische Arbeiten, wovon einige in „Famos“ und im „Dilettantentheater“, erschienen im Verlag Levy & Müller, abgedruckt wurden. Zugleich besuchte sie die oberen Jahrgänge der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien, das sie 1889 absolvierte. Im selben Jahr starb ihre Mutter und Trost suchend begann sie wieder zu dichten. Zugleich war sie als Lehrerin im Institut Hanausek in Wien tätig und schrieb Beiträge für die freisinnige Elternzeitung „Schule und Haus“. Unter anderem verfasste sie dafür den Aufsatz „Häusliche Nachhilfe“ und „Nur?“, eine Erzählung, in der das Leben einer pflichttreuen Lehrerin geschildert wird. Außerdem wurden zehn „Psychologische Briefe“ von ihr abgedruckt. In dieser Zeit veröffentlichte sie auch zahlreiche Gedichte, Noveletten und Feuilletons in mehreren Zeitschriften. Nach ihrer Heirat folgte sie ihrem Gatten, der sie literarisch förderte und auch selbst auf militärischem Gebiet schriftstellerisch tätig war, nach Raab in Ungarn. Zusammen unternahmen die beiden zahlreiche Reisen, wobei C. K. die Gelegenheit hatte, einen umfassenden Überblick über das Frauenleben in ihrem Land zu erhalten. Auf einer Reise durch Deutschland machte sie mit der Leiterin des Vossischen Verlages, Rosalie Stricker, Bekanntschaft. In der Folge erschienen ihre Gedichtbände im Vossischen Verlag. Inzwischen ihrem Mann nach Temesvár gefolgt, begann sie auch für militärische Fachzeitschriften zu schreiben. Unter anderem erschienen in „Die Reichswehr“ historische Feuilletons.
W.: „Gedichte. 1. Mädchenlieder, 2. Augenblicksbilder, 3. Gleichnisse“ (1892), „Seelenblüten. Gedichte und Märchen. 1. Immortellen vom Grabe meiner Mutter, 2. Myrthen aus meinem Brautkranz, 3. Vergißmeinnicht vom Grabe meines Kindes, 4. Feldblumen von Ungarns Fluren, 5. Blaue Blumen der Romantik“ (1895, der Gemahlin des Korpskommandanten ihres Gatten, Erzherzog Friedrich, gewidmet), „Amor in Uniform. Noveletten aus Österreich- Ungarns Garnisonen“ (1897, Margarete Halm gewidmet), „Frauenseelen. Novellen“ (1898, Louise Fastenrath gewidmet)

Susanne Blumesberger

Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts

KESTRANEK, geb. Hirschler, Clara (Pseud.: Clara Forstenheim, Clarissa)
geb. 20.5.1865 (nicht 1868) in Wien
gest. 2.8.1925 in Mauer-Öhling (NÖ)
Vater Kaufmann; Mutter Anna Hirschler (Pseud.: Anna Forstenheim). Geh. 1892 Hauptmann Paul Kestranek, Sohn der Schriftstellerin Margarete Halm. Sie war Lehrerin.

Ausgewählte Publikationen

Forstenheim, Clara: Amor in Uniform : Noveletten aus Österreich-Ungarns Garnisonen - Berlin: Vossische Buchhandlung, 1897
Forstenheim, Clara: Seelenblüten : Gedichte und Märchen - Berlin: Vossische Buchhandlung, 1895

Quellen und Sekundärliteratur

Links