FunktionärInnen und Mitglieder
Historischer Überblick
Im Anschluss an die Weltausstellung 1873 in Wien entstanden Bemühungen eine Kunsstickereischule zu gründen, da die Spitzenherstellung in Österreich im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig war. 1879 wurde schließlich der Wiener k. k. Zentralspitzenkurs eingerichtet.
Der sechs- bis zehnmonatige Lehrgang vermittelte Fertigkeiten im Spitzennähen, Spitzenklöppeln und ab 1901 auch in der Häkelspitzenherstellung. Ziel des Lehrganges war es, neue Muster zu entwerfen und neue Techniken zu entwickeln sowie Lehrerinnen für Fachschulen auszubilden. Über die Monarchie verteilt entstanden Filialschulen - die eigentlichen Produktionsstätten. Die Produktion der Schülerinnen wurde gemeinschaftlich in Wien in den Handel gebracht. Josef Storck ein ausgebildeter Textilindustriezeichner übernahm 1882 die Gesamtleitung, Franziska Pleyer Lehrerin für Spitzennähen die Fachleitung, Adelheid Richter den Unterreicht in Spitzenklöppeln.
Auf der Pariser Weltausstellung 1900 hatte die österreichische Spitze großen Erfolg und zwar die hochwertige Kunstspitze die nach Entwürfen von Mathilde und Johann Hrdlicka und Franziska Hofmanninger aus dem Spitzenzeichenatelier des Kunstgewerbemuseums in Wien im Zentralspitzenkurs angefertigt wurden. Spitzenzeichenatelier und Zentralspitzenkurs arbeiteten eng zusammen. Aufgrund der großen Nachfrage in den Folgejahren wurde eine Marketingabteilung am Zentralspitzenkurs eingerichtet, welche sich der weiteren Hebung der technischen Qualität und der internationalen wirtschaftlichen Verwertbarkeit der sehr erfolgreichen heimischen Spitzenhausindustrie widmete.
Die Internatsleitung für die Lehrgangsteilnehmerinnen übernahm Ende 1904 Margarete Geyling. Auch eine Erwerbschule wurde eingerichtet, während der Zentralspitzenkurs sich zur Lehrerinnenbildungsanstalt wandelte. 1908 kam es zur Umbenennung des Zentralspitzenkurs in die Anstalt für Frauenhausindustrie. Zu dieser Zeit wurden 8.000 Schülerinnen von 78 Lehrkräften unterrichtet. Die Spitzenproduktion wurde auf Ausstellungen gezeigt, von Modehäusern beauftragt und in der ausländischen Presse besprochen.
Mit dem Ersten Weltkrieg kam die Spitzenproduktion in Bedrängnis. Die Anstalt für Frauenhausindustrie versuchte - wenig erfolgreich - über die Vergabe von Militärwäscheerzeugungsaufträgen Ewerbsmöglichkeiten für die Spitzenarbeiterinnen aufrecht zu erhalten.
verwendete Literatur und Quellen:
Cronbach: Die österreichische Spitzenhausindustrie
Framke: Der k.k. Zentral-Spitzenkurs in Wien. - In: Središnji čipkarski tečaj u Beću, 9-35
Friedrich: "Ein Paradies ist uns verschlossen ..."