Meissner, Franziska

Namen und Abkürzungen
Diemer, Franziska (Geburtsname)
Meissner, Fanny
Meißner, Franziska
Meissner-Diemer, Fanny
Meissner-Diemer, Franziska
Meißner-Diemer, Franziska
Geburtsdaten
10.10.1841, Graz
Sterbedaten
16.06.1919, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Publizistin, Vereinsfunktionärin, Sozialarbeiterin

Funktionen und Mitgliedschaften

Frauenerwerbverein, Wien: Vorstandsmitglied
Frauenhilfsverein vom Roten Kreuz, Zweigverein Währing, Hernals, Ottakring: Präsidentin, Gründerin

Lexikoneinträge

Biographien der österreichischen Dichterinnen und Schriftstellerinnen

Meissner Fanny, geb. am 10. October 1841 zu Graz als Tochter des verstorbenen Directors der Wiener Universitätsbibliothek k. k. Regierungsrathes Dr. Josef Diemer, und Gattin des k. k. Regierungsrathes, Hof- und Gerichtsadvokaten und Schriftstellers Dr. Leopold Florian Meissner in Wien. Ihre Bildung erlangte sie in der k. k. Mädchenschule in der oberen Bäckerstraße und durch sorgfältigen häuslichen Unterricht. Außer einer Anzahl von Artikeln politischen und localgeschichtlichen Inhaltes in Wiener Tagesblättern, schrieb sie eingehende Abhandlungen über die "Frauenhand im Kriege", über die "Deutsche Volksschule in Österreich von ihren Anfängen bis zur Kaiserin Maria Theresia". Ihre Arbeiten fanden in Zeitschriften, Kalendern, Jahresbüchern, Jahresberichten gemeinnütziger pädagogischer und patriotischer Vereinen Veröffentlichung. Sie ist zugleich Präsidentin des Zweigvereines der Gerichtsbezirke Währing, Hernals, Ottakring des Frauenhilfsvereines vom rothen Kreuze, ferner Ausschussmitglied des Frauenhilfsvereines selbst, Vorsteherin der Frauen- und Mädchenortsgruppe in Währing, des deutschen Schulvereines und Schriftführerin der Frauenortsgruppe "Innere Stadt Wien" desselben Vereines.

biografiA

Meissner Franziska, geb. Diemer; Schriftstellerin und Sozialarbeiterin
Geb. Graz, Stmk., 10. 10. 1841
Gest. Wien, 16. 6. 1919
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: J. Diemer (1807–1869), Germanist.
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Leopold F. Meissner (1835 –1895), Polizeibeamter,
Advokat und Schriftsteller.
Laufbahn: F. M. widmete sich mit ganzer Kraft dem Roten Kreuz. 1881 gründete sie nach einem gemeinsam mit ihrem Mann verfassten Aufruf den Zweigverein Währing-Hernals-Ottakring des patriotischen Frauenhilfsvereins vom Roten Kreuz. 1897 vertrat sie als Delegierte die patriotischen Hilfsvereine bei der internationalen Konferenz der Vereine vom Roten Kreuz in Wien. Besondere Verdienste erwarb sie sich mit der Beschaffung der finanziellen Mittel für ein Reservespital für 900 Mann durch Organisation der Elite-Bälle vom Roten Kreuz, durch Picknicks, Vorträge etc. 1903 war F. M. Ersatzmitglied in der Bundesleitung der Gesellschaft vom Roten Kreuz und als einzige Bürgerliche von 1911–18 die zweite Vizepräsidentin, als solche wegen ihrer Klugheit und ihres Redetalents geschätzt. F. M. engagierte sich außerdem für die Frauenrechte, sie war als Vorstandsmitglied und Mitbegründerin des Deutschen Schulvereins und als Ausschussmitglied des Wiener Frauen-Erwerb-Vereins tätig. In ihrem Haus wurden die von ihrem Mann verfassten „Weihnachtsspiele“ aufgeführt.
Mitglsch.: Mitglied der deutschen Schriftstellergenossenschaft und der literarischen Gesellschaft
in Wien.
W.: „Die deutsche Volksschule in ihren Anfängen bis zu Maria Theresia und Friedrich dem Großen. In: Sammlung gemeinnütziger Vorträge des Deutschen Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag, Nr. 117“ (1887), „Die Krankenpflege im Kriege und die Hilfsleistung der Frauen von den ältesten Zeiten bis zum Vertrage von Genf. Ebd., Nr. 120“ (1887), „Hg.: L. F. Meissner, Weihnachtsspiele. Bilder aus der deutschen Geschichte“ (1896), „Frauenrecht in Österreich“ (1901). Zahlreiche Artikel politischen und lokalhistorischen Inhalts in Wiener Tagesblättern, einige historische Abhandlungen in deutschen Volksschriften, Kalendern und Jahrbüchern gemeinnütziger, pädagogischer und patriotischer Vereine

Österreichisches biographisches Lexikon

Meissner Franziska, geb. Diemer, Schriftstellerin und Sozialarbeiterin. * Graz, 10. 10. 1841; + Wien, 16. 6. 1919. Tochter des Germanisten J. Diemer, Gattin des Polizeibeamten, Advokaten und Schriftstellers Leopold F. M.; widmete sich mit ganzer Kraft dem Roten Kreuz. 1881 gründete sie nach einem gem. mit ihrem Mann verfaßten Aufruf den Zweigver. Währing-Hernals-Ottakring des patriot. Frauenhilfsver. vom Roten Kreuz, 1897 vertrat sie als Delegierte die patriot. Hilfsver. bei der internationalen Konferenz der Ver. vom Roten Kreuz in Wien. Besondere Verdienste erwarb sie sich mit der Beschaffung der finanziellen Mittel für ein Reservespital für 900 Mann durch Organisation der Elite-Bälle vom Roten Kreuz, durch Picknicks, Vorträge etc. 1903 war M. Ersatzmitgl. in der Bundesleitung der Ges. vom Roten Kreuz und - als einzige Bürgerliche - von 1911-18 die zweite Vizepräs., ob ihrer Klugheit und ihres Rednertalentes angesehen und geschätzt. In Wort und Schrift trat sie stets für die Rechte der Frauen ein, so als Vorstandsmitgl. und Mitbegründerin des Dt. Schulver. und als Ausschußmitgl. des Wr. Frauen-Erwerb-Ver. M., in deren gastlichem Haus die von ihrem Mann verfaßten "Weihnachtsspiele" aufgeführt wurden, war Mitgl. der dt. Schriftstellergenossenschaft und der literar. Ges. in Wien, Laibach, Prag und Brünn.

Das geistige Wien

Meissner, Fanny, Schriftstellerin, geb. am 10. Oktober 1841 in Graz, Tochter des bekannten verstorbenen Direktors der Wiener Universitäts-Bibliothek Diemer. Sie veröffentlichte, außer einer großen Anzahl Artikeln politischen und lokalgeschichtlichen Inhaltes in Wiener Tagesblättern, eingehende Abhandlungen über "Die Frauenhand im Kriege" und "die deutsche Volksschule in Österreich von ihren Anfängen bis zur Kaiserin Maria Theresia". Ihre Arbeiten erschienen jedoch nicht nur in Zeitungen und Zeitschriften sondern auch wiederholt in Kalendern, Jahresbüchern und Jahresberichten gemeinnütziger, patriotischer und pädagogischer Vereine. Währing, Hauptstraße 43.

Lexikon deutscher Frauen der Feder

Meissner, Frau Fanny, Wien XVIII, Währing, Weinhauserstrasse 47, geboren am 10. Oktober 1841 in Graz, in Stiermark, als Tochter des Skriptors an der dortigen Johanneumbibliothek, übersiedelte sie im 2. Lebensjahre mit ihren Eltern nach Wien, wo ihr Vater, der durch die Auffindung und Herausgabe der "Deutschen Gedichte des 11. und 12. Jahrhunderts" bekannt gewordene Germanist Dr. Josef Diemer bald zur Leitung der k. k. Wiener Universitätsbibliothek berufen wurde, und als Regierungsrat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften 1869 starb. Im Gebäude der Universitätsbibliothek, mitten unter Büchern aufgewachsen, entwickelte sich bei F. M. bald eine grosse Lernlust und früh versuchte sie sich mit kleinen schriftstellerischen Arbeiten, Recensionen etc., die in periodischen Druckschriften erschienen. Ihr Talent wurde von ihrem Vater, dem sie ab und zu bei seinen gelehrten Arbeiten helfen durfte, durch sorgfältig gewählte Lehrer und Lektüre gepflegt. Am 19. September 1863 vermählte sie sich mit Dr. Leopold Florian Meissner, Polizeikommissär, späteren Hof- und Gerichtsadvokaten, welcher im Jahre 1895 als Regierungsrat starb. Diese Ehe war eine äusserst glückliche, blieb aber ohne Kindersegen. Was der Vater zur Ausbildung der Tochter begonnen, setzte der Gatte fort, letzterer war selbst Schriftsteller. Dabei war er aber neben seinem Berufe im öffentlichen Leben, als langjähriger Bürgermeister Stellvertreter des bedeutenden ehemaligen Wiener Vorortes Währing unermüdlich thütig. Infolge dieser Stellung des Mannes musste die Gattin dem Vereinsleben der Reichshauptstadt ihr Interesse zuwenden. Sie gründete im Jahre 1882 den Zweigverein Währing vom roten Kreuze, zu dessen Präsidentin sie gewählt wurde, die Frauenortsgruppe des deutschen Schulvereines in Währing, half die der innern Stadt errichten. Aber auch andere Pflichten hatte sie zu erfüllen. Im Jahre 1889 erkrankte ihr Gatte an einem unheilbaren Rückenmarkleiden, erblindete und erlahmte. Seine Gattin pflegte ihn und wurde seine geistige Mitarbeiterin, da er ihr in diesem Zustande seine Erinnerungen, die gesammelt bei Reclam, unter dem Titel "Aus den Papieren eines Polizeikommissärs"*) erschienen sind, in die Feder diktierte. Nach dem am 29. April 1895 erfolgten Tode ihres Gatten gab sie dessen in Wien so bekannten "Weihnachtsspiele"**) heraus und widmete sich mit doppeltem Eifer dem Vereinsleben. Angeregt durch die Bewegung der Frauen im Deutschen Reiche, gelegentlich der Debatten im Reichtage über das neue deutsche bürgerliche Gesetzbuch wandte sie ihr Auge auf die Rechtsverhältnisse der Frauen Österreichs und verfasste den Vortrag: "Frauenrecht in Österreich", welchen sie in Berlin anlässlich des I. Internationalen Frauenkongresses am 25. September 1896 gehalten hat. Vorher schon hatte sie zu Gunsten der Vereine vom roten Kreuze und des Deutschen Schulvereines Vorträge gehalten, welche der "Deutsche Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse" in Prag veröffentlichte. Sie führen den Titel: Krankenpflege im Kriege und die Hilfeleistung der Frauen, und: Die deutsche Volksschule in ihren Anfängen bis zu Maria Theresia und Friedrich dem Grossen. Ausser diesen Arbeiten erschienen teils politische, teils historische Aufsätze aus ihrer Feder in verschiedenen Tages- und Wochenblättern Wiens. Seit 1896 ist sie auch in den Ausschuss des Wiener Frauenerwerbvereins getreten. Ihre schriftstellerischen Arbeiten sind durch historische Treue, Gründlichkeit und lebhafte Darstellungsweise ausgezeichnet. Sie lebt als Witwe in ihrem kleinen Hause und Garten in Währing.

Ausgewählte Publikationen

Quellen und Sekundärliteratur