Wallisch, Paula

Namen und Abkürzungen
Wallisch, Paulina
Pinter, Paula (Geburtsname)
Glas, Lily (Pseudonym)
Fuhrmann, Paula (Namensänderung)
Geburtsdaten
7.06.1893, St. Johann am Pressen
Sterbedaten
19.07.1986, Graz
Berufe und Tätigkeiten
Angestellte, Erzieherin, Politikerin, Parteifunktionärin, Widerstandskämpferin

Biografie

Paula Wallisch, 1893 in Kärnten geboren, engagierte sich früh in der sozialdemokratischen Partei und war in der Frauen- sowie der Kinderfreunde-Bewegung aktiv. In Szeged arbeitete sie als Erzieherin und lernte dort ihren späteren Ehemann Koloman Wallisch kennen. Gemeinsam war das Paar in Ungarn politisch aktiv. Nach dem Sturz der Ungarischen Räterepublik flohen sie zunächst nach Jugoslawien und ließen sich 1920 in der Steiermark nieder, wo beide in der sozialdemokratischen Parteiarbeit tätig waren.

Während der Februarkämpfe 1934 organisierte Paula Wallisch in Bruck an der Mur gemeinsam mit Maria Fertner die Versorgung der Kämpfenden des Schutzbundes. Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde Koloman Wallisch, zentrale Figur der Arbeiter*innenbewegung in der Steiermark, hingerichtet, die beiden Frauen wegen Hochverrats zu einem Jahr schwerem Kerker verurteilt. Aufgrund ihres Gesundheitszustands musste Paula Wallisch die Strafe nicht antreten; sie floh über Jugoslawien in die Tschechoslowakei.

Im Exil verfasste sie 1935 das Buch "Ein Held stirbt", in dem sie das Leben ihres Mannes schilderte und ihm ein bleibendes Denkmal setzte. Zugleich dokumentierte sie darin ihre eigenen politischen Erfahrungen und ihr Engagement für die sozialistische Bewegung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Paula Wallisch von 1945 bis 1956 Abgeordnete zum Nationalrat, wo sie sich besonders für die Belange von Frauen, Kindern und sozial Benachteiligten einsetzte.

verwendete Literatur und Quellen:

biografiA

Polaschek: Die verschwundenen Frauen des 12. Februar 1935

Velebit: Wir waren sofort Wanderbereit

verfasst von: Andrea Gruber

Lexikoneinträge

biografiA

Wallisch Paula, Paulina, geb. Pinter, Ps. Lily Glas, Namensänderung: Paula Fuhrmann; Widerstandskämpferin und Nationalrätin
Geb. St. Johann am Pressen, Kärnten, 7.6.1893
Gest. Graz, Stmk., 19.7.1986
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Paula, geb. Buchbauer (1868-1942); Vater: Georg Pinter (1865-1937), Maschinist und Sozialdemokrat; Geschwister: Sofie, Georg, Margarete.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1915 Heirat mit Koloman Wallisch (1889-1934), sozialdemokratischer Politiker. 1934 verurteilt und hingerichtet. eine Tochter.
Ausbildungen: Volks- und Bürgerschule, Kindergärtnerinnenkurs.
Laufbahn: Jugend in Marburg, Anstellung als Kindergärtnerin in Szeged, wo sie ihren späteren Mann kennen lernte. Mitglied der SDAP. Das Paar Wallisch spielte eine bedeutende Rolle in der ungarischen Revolution. 1919 nach dem Sturz der ungarischen Räteregierung steckbrieflich gesucht, Flucht nach Österreich; ab 1920 Parteiarbeit in der Steiermark, ab Februar 1921 in Bruck a. d. Mur tätig, aktiv in der Frauenbewegung und Kinderfreunde-Bewegung. Nach dem Tod ihres Mannes und der Verbüßung einer Haftstrafe Rückkehr zu den Eltern nach Marburg, Herbst 1934 auf Einladung des Auslandsbüros der österreichischen Sozialisten (ALÖS) in die CSR, im ALÖS Flüchtlingsbetreuung. März 1939 im Besitz eines Nansen-Passes zur Emigration nach Norwegen, wurde jedoch vom deutschen Einmarsch in die CSR überrascht; darauf Rückkehr nach Österreich, aktiv in der Widerstandsbewegung, Verhaftung durch die Gestapo, bis Oktober 1939 in Haft; anschließend unter dem Namen Paula Fuhrmann Tätigkeit in der Verwaltung des Landeskrankenhauses Graz. Nach Kriegsende gehörte sie von 1945 bis 1956 dem Nationalrat an, ab 1947 Mitglied des Frauenzentralkomitees.
Ausz.: 1972 Goldenes Abzeichen sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, 1978 Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs.
Qu.: Renner-Institut, Bibliothek, SP-Parteiarchiv; IfZ München; DB NS-Lit. Graz, Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Ein Held stirbt“ (1935), „Der Weg weiter. Erinnerungen“ (1963)
L.: BLÖF, Parlamentarierinnen, Röder/Strauss 1980-1983, Bd. I., Buttinger 1972, Leichter 1968, Mang 1988, Sporrer 1983, Weinzierl 1975, Wikipedia, AZ 23.7.1986, Die Frau 24, 1983

Ausgewählte Publikationen

Wallisch, Paula: Der Weg weiter : aus den Erinnerungen - Graz: SPÖ, [1974]
ÖNB 1385981-B.Neu
Wallisch, Paula: Ein Held stirbt : die Helden von Bruck an der Mur - In: Zeitgeschichten : Autobiographien zur Alltags- und Sozialgeschichte Österreichs 1914-1938 - Graz: Leykam, 1992, 246-247
ÖNB 1302267-C.Neu.2
Wallisch, Paula: Ein Held stirbt - [Graz]: Verl. d. Sozialistischen Partei, Landesleitung Steiermark, 1946 [u.a.]
ÖNB 744609-B.Neu
Wallisch, Paula: Ein Held stirbt : Organisationsausgabe - Prag: DSAP, 1935
ÖNB 297105-B.Neu

Quellen und Sekundärliteratur

Duma, Veronika, Lichtenberger, Hanna: Frauen im Widerstand : an den Februarkämpfen 1934 in Österreich waren zahlreiche Frauen beteiligt ; eine Spurensuche - In: Analyse & Kritik, Jg. 47 (2017), Nr. 624, 35
AK Wien D30030

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