Sacher-Masoch, Wanda von

Namen und Abkürzungen
Dolorès, D. (Pseudonym)
Dunajew, Wanda von (Pseudonym)
Ruemelin, Aurora
Rümelin, Angelica Aurora
Rümelin, Angelika Aurora (Geburtsname)
Rümelin, Angelika Aurora von
Rümelin, Aurora von
Sacher-Masoch, Angelika Aurora
Sacher-Masoch, Angelika Aurora von (Ehename)
Sacher-Masoch, Aurora von
Sacher-Masoch, Wanda
Geburtsdaten
14.03.1845, Graz
Sterbedaten
1917, Paris (ev. Neuilly-sur-Seine)
Berufe und Tätigkeiten
Schriftstellerin, Übersetzerin

Lexikoneinträge

Österreichisches biographisches Lexikon

Sacher-Masoch, Wanda von, eigentlich Angelika (Angelica) Aurora Rümelin, Ps. Wanda von Dunajew, D. Dolorès, Schriftstellerin und Übersetzerin. Geb. Graz (Steiermark), 14. 3. 1845; gest. vermutlich nach 1932; röm.-kath. Aus einem alten Württemberger Geschlecht stammend, Tochter des Militärbeamten und Beamten am Rechnungshof Graz Wilhelm Rümelin; verheiratet mit →Leopold von Sacher-Masoch. – Mit der Trennung ihrer Eltern erlebte S. im Alter von 15 Jahren einen sozialen Abstieg in die Verarmung und verdiente sich nach dem Besuch einer Nähschule ihren Lebensunterhalt mit Stickerei- und Wäschereiarbeit sowie dem Verkauf von Tabak und Soda. 1871 erregte sie mit fingierten Briefen – unter dem Pseudonym Wanda von Dunajew, der Protagonistin aus dem Roman „Venus im Pelz“ von Leopold von Sacher-Masoch – die Aufmerksamkeit des bereits arrivierten Schriftstellers, den sie 1873 in Graz heiratete. Der Ehe entstammten drei Kinder. Die Beziehung war von Anfang an problematisch und von finanziellen Schwierigkeiten sowie häufigen Wohnungswechseln zwischen Wien, Graz, Bruck an der Mur, Budapest und Leipzig geprägt; 1883 erfolgte die Trennung (Scheidung 1886), danach lebte S. u. a. in (La) Neuveville (Schweiz), ab 1884 in Paris. Erste kleine Feuilletons und Novellen hatte ihr Mann an Zeitschriften wie das „Neue Pester Journal“ vermittelt und in seinen „Belletristischen Blättern“ aufgenommen. 1873 erschien der „Roman einer tugendhaften Frau. Ein Gegenstück zur ‚geschiedenen Frau‘ von Sacher-Masoch“. Weitere Publikationen in Analogie zu den Werken ihres Mannes folgten („Echter Hermelin. Geschichten aus der vornehmen Welt“, 1879, „Die Damen im Pelz“, 1881). Ihre Erinnerungen, „Meine Lebensbeichte. Memoiren“ (1906, Neuaufl. 2003), erreichten zahlreiche Auflagen und Übersetzungen in mehrere Sprachen. 1908 erschien ihre Erwiderung auf Carl Felix von Schlichtegrolls vernichtende Kritik an ihren Memoiren unter dem Titel „Masochismus und Masochisten. Nachtrag zur Lebensbeichte“. Für das Werk ihres geschiedenen Ehemannes engagierte sich S. auch nach dessen Tod, indem sie mehrere seiner Kurzgeschichten ins Französische übersetzte („La pantoufle de Sapho et autres contes“, 1907; “La Czarine noire et autres contes sur la flagellation“, 1907; „La jalousie dʼune impératrice“, 1908). Nach 1909 sind keine weiteren Lebensdokumente nachgewiesen.

biografiA

Sacher-Masoch Wanda von, geb. Angelika Aurora Rümelin, Ps.: Wanda von Dunajew; D. Dolorès [als Übersetzerin]; Schriftstellerin, Übersetzerin
Geb. Graz, Stmk., 14. 3. 1845
Gest. vermutl. Paris, Frankreich, vermutl. Frühjahr 1933 (Auskunft 2008 von Mechthild Saternus, Enkelin Leopold von Sacher-Masochs)
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Wilhelm Rümelin, aus württembergischem Geschlecht, Militärbeamter und Beamter am Rechnungshof Graz; Mutter: Marie Rümelin, geb. Schuber, aus Böhmen stammend. Aus den frühen Lebensjahren W. v. S.-M.s sind, abgesehen von spärlichen Hinweisen in ihrem Memoirenwerk „Meine Lebensbeichte“ (1906) und in Carl Felix von Schlichtegrolls Entgegnung (1906), keine Zeugnisse bekannt. Die Trennung ihrer Eltern bedeutete für die Fünfzehnjährige den Abstieg in die Verarmung; nach dem Besuch einer Nähschule sorgte sie mit Wäscherei- und Näharbeiten und dem Verkauf von Tabak und Soda für ihren Lebensunterhalt.
LebenspartnerInnen, Kinder: Ein Briefwechsel mit dem angesehenen Schriftsteller Leopold
von Sacher-Masoch, den sie 1871 unter dem Pseudonym Wanda von Dunajew begann, dem Namen der Heldin in dessen Roman „Venus im Pelz“, änderte ihr Leben von Grund auf. 1873 heiratete sie Sacher-Masoch in Graz. Finanziell waren die Verhältnisse angespannt, häufige Wohnortwechsel (Wien, Graz, Bruck a. d. Mur, Budapest, Leipzig) verstärkten die Schwierigkeiten der ohnehin heiklen Ehebeziehung. 1883 trennten sich die Sacher-Masochs, 1886 wurden sie auf Helgoland geschieden.
Laufbahn: W. v. S.-M. lebte in den folgenden Jahren in La Neuveville (Schweiz) und bis 1909 an verschiedenen Adressen in Paris. Danach verlieren sich ihre Spuren; ein Nachlass wurde bisher nicht entdeckt. Dem Werk ihres Ex-Ehemannes blieb W. v. S.-M. auch nach dessen Tod 1895 verbunden: einerseits ging es ihr um die Rechte daran, die sie zugunsten des einzigen überlebenden gemeinsamen Sohnes Demetrius gesichert sehen wollte, andererseits schätzte sie den literarischen Wert seiner Geschichten, von denen sie zweiundzwanzig auswählte und 1907 und 1908 in eigener französischer Übersetzung veröffentlichte.
Bio-bibliographische Desiderata sind: Spuren nach 1909, insbesondere Datum und Ort des Todes; Korrespondenzen mit ihren Verlagen und mit den Autoren, die sie zu übersetzen gedachte (vgl. Stahl 2012), sowie private; Manuskripte, z. B. die zweier Kurzgeschichten, die sie 1885 Max Nordau schickte und die dieser vehement ablehnte (vgl. Stahl 2010), sowie die zweier Übersetzungen ins Französische (Jules Claretie, Guy de Maupassant).
W.: „Der Roman einer tugendhaften Frau. Ein Gegenstück zur ‚geschiedenen Frau‘ von Sacher-Masoch“ (1873), „Echter Hermelin. Geschichten aus der vornehmen Welt“ (1879, zwölf Kurzgeschichten), „Die Damen im Pelz. Geschichten“ (1881, zwanzig Kurzgeschichten; mehrere Auflagen und Ausgaben), „Meine Lebensbeichte. Memoiren“ (1906, mehrere Auflagen; übersetzt ins Bulgarische, Englische, Französische, Italienische, Spanische, Russische), „Masochismus und Masochisten. Nachtrag zur Lebensbeichte“ (1908, mehrere Auflagen). Weitere Veröffentlichungen: drei Kurzgeschichten (1872, 1873, 1874), die nur im „Neuen Pester Journal“ erschienen, sowie ein Artikel (1882) in „Auf der Höhe. International Revue“. Von den insgesamt 35 Kurzgeschichten waren 14 in Zeitschriften erschienen, davon acht in Blättern Leopold von Sacher-Masochs.
Übersetzungen: Aus dem Französischen: Georges Ohnet. „Das Recht des Kindes“. Roman in zwei Bänden (1894). Ins Französische: Leopold von Sacher-Masoch: „L’Amour cruel à travers les ages. La czarine noire et autres contes sur la flagellation“ (1907, neun Kurzgeschichten); ders.: „L’Amour cruel à travers les ages. La pantoufle de Sapho et autres contes“ (1907, neun Kurzgeschichten); ders.: „La jalousie d’une impératrice“ (1908, vier Novellen)

Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts

SACHER-MASOCH, geb. Rümelin, Angelika Aurora (oder Wanda) (Pseud.: Wanda v. Dunajew)
geb. 14.3.1845 (nicht 1847 oder 1854) in Graz
gest. nach 1906
Vater Major und Hof-Fourier Wilhelm Rümelin. Geh. 1873 als 1. Frau den Schriftsteller Leopold v. Sacher-Masoch (1836 - 1895), gesch. 1886.

Lexikon deutscher Frauen der Feder

Sacher-Masoch, Frau Aurora v., geb. Rümelin, Ps. Wanda v. Dunajew, Paris 10 rue Gustave Courbet, wurde am 14. März 1845 in Graz geboren und vermählte sich am 12. Oktober 1873 mit dem bekannten Schriftsteller Leopold Ritter von Sacher-Masoch und lebt jetzt in Paris.

Gürtler, Schmid-Bortenschlager: Eigensinn und Widerstand

Wanda von Sacher-Masoch (geb. Angelika Aurora Rümelin), weiteres Pseudonym: Wanda von Dunajew, geboren 1845 in Graz, gestorben um 1906 in der Schweiz (?), nahm als Sechsundzwanzigjährige Briefkontakt mit Leopold von Sacher-Masoch auf, Heirat 1873, Übersiedlung nach Wien, Bruck an der Mur, Budapest, Leipzig; mimte sowohl in ihrer Ehe als auch in ihrer Literatur die Rolle der Grausamen Wanda von Dunajew, der Protagonistin der Novelle "Venus im Pelz" von Leopold von Sacher-Masoch; wurde von diesem schuldig geschieden, nachdem sie mit ihrem Geliebten Armand Saint-Cére nach Paris gegangen war; schrieb Erzählungen, Novellen, Romane, Lebenserinnerungen.

Ausgewählte Publikationen

Dunajew, Wanda von: Echter Hermelin : Geschichten aus der vornehmen Welt - Bern [u.a.]: Frobeen, 1879
Online Zugriff / ÖNB 52001-B.Neu
Sacher-Masoch, Aurora von: Meine Lebensbeichte : Memoiren - Berlin: Borngräber [u.a.], 1906
ÖNB 523593-B.Neu
Sacher-Masoch, Wanda von: Begin : eine Novelle - In: Sonne, Jg. 1 (1926), Nr. 1
ÖNB 562199-C.Neu
Sacher-Masoch, Wanda von: Die Damen im Pelz : Geschichten und Novellen - Leipzig [u.a.]: Bibliogr. Anst., Schumann, [ca. 1881]
Online Zugriff / ÖNB 422586-B.Neu
Sacher-Masoch, Wanda von: Korona Hegedus - In: La France : supplément littéraire illustré, Jg. 3 (1894), Nr. 107, 3
ÖNB FIB 118
Sacher-Masoch, Wanda von: Lebensbeichte : mit einem Dossier / hrsg. von Lisbeth Exner u. Michael Farin - München: Belleville, 2003
ÖNB 1709029-B.Neu
Sacher-Masoch, Wanda von: The confessions of Wanda von Sacher-Masoch / transl. by Marian Phillips - San Francisco, Calif.: Re/Search Publ., 1990
ÖNB 1348646-C.Neu

Quellen und Sekundärliteratur

Gerstenberger, Katharina: Her (Per)version : "The confessions" of Wanda von Sacher-Masoch - In: Women in German yearbook, Jg. 13 (1997), 81-99
ÖNB 1502638-B.Neu-Per
Hyams, Barbara: The whip and the lamp : Leopold von Sacher-Masoch, the woman question, and the Jewish question - In: Women in German yearbook, Jg. 13 (1997), 67-79
ÖNB 1502638-B.Neu-Per
Miesbacher, Harald: Narrische Leit' : Leopold und Wanda von Sacher-Masoch in Bruck a. d. Mur in den Jahren 1873 bis 1877 - In: Blätter für Heimatkunde, Jg. 78 (2004), 21-35
ÖNB 608101-C.Neu-Per
Wilke, Sabine: The sexual woman and her struggle for subjectivity : cruel women in Sade, Sacher-Masoch, and Treut - In: Women in German yearbook, Jg. 14 (1998), 245-260
ÖNB 1502638-B.Neu-Per

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