Kaffka, Margit

Geburtsdaten
10.06.1880, Nagykároly (Carei, heute: Rumänien)
Sterbedaten
1.12.1918, Budapest
Berufe und Tätigkeiten
Schriftstellerin, Lehrerin

Biografie

Als Margit Kaffka sechs Jahre alt ist, verstirbt ihr Vater und hinterlässt eine mittellose Familie. Sie besucht die Klosterschule von Szatmár und lebt im Internat. Aus dieser Zeit nimmt sie Erinnerungen mit, die später in ihren literarischen Werken Niederschlag finden. 1899 erhält sie ein Stipendium, um in Budapest die Erszébet-Frauenbildungsanstalt zu besuchen. 1902 beginnt sie als Lehrerin zu arbeiten. Drei Jahre später heiratet Kaffka den Forstingenieur Bruno Fröhlich. 1906 kommt Sohn László auf die Welt. Die Ehe mit Fröhlich geht bald darauf in die Brüche. 1914 heiratet Kaffka den Arzt Ervin Bauer, der bald nach der Hochzeit zum Kriegsdienst einberufen wird.

Kaffka unterrichtet und nutzt jeden freien Augenblick, um Kurzgeschichten und Gedichte zu verfassen, die in den Zeitschriften „Hét“ und „Magyar Geniusz“ veröffentlicht werden. Bald bewegt sie sich in literarischen und intellektuellen Kreisen und nimmt an Treffen in bürgerlichen Salons teil, am „Sonntagskreis“ etwa, dessen Mittelpunkt Georg Lukács darstellt. Ihre Arbeiten werden auch in „Nyugat“ (Der Westen) veröffentlicht. Ihr Ruf als Autorin wächst mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans "Színek és évek" (Farben und Jahre) weiter. Der darauffolgende Roman „Mária évei“ (Die Jahre Marias) untersucht die Psychologie der „neuen Frau“, die eine berufliche Karriere dem traditionellen Pfad als Hausfrau vorzieht. Unverkennbar verarbeitet Kaffka in dem Werk auch autobiographische Elemente. Die Rolle der Frau in einer Zeit rapider sozialer Veränderungen ist eines der beiden Hauptthemen Kaffkas. Sie ist eine der Intellektuellen, die sich kritisch zu Otto Weiningers „Geschlecht und Charakter“ äußern, das eine breite Rezeptionswelle in Österreich-Ungarn auslöst. Ebenfalls aus dem eigenen Lebenslauf motiviert, bilden die Verarmung des Landadels und die tristen Verhältnisse in der Provinz den zweiten Schwerpunkt ihres Werks. Ihr letzter Roman „Hangyaboly“ (Ameisenhaufen) setzt sich mit dem Umgang mit Sexualität anhand der Erfahrungen Kaffkas in ihrer Klosterschulzeit auseinander.

Kaffka teilt die allseits aufkommende Euphorie dem Krieg gegenüber nicht. Ihre Einstellung ist getragen von sozialistischen Idealen. Sie gelangt zur Überzeugung, dass nur eine Revolution eine Gesellschaftsordnung herbeiführen könne, in der die Unterwerfung der Frau nicht mehr zentrales Element ist. Nach Ende des Ersten Weltkriegs unterschreibt Kaffka einen Appell, der die Vereinigung der ehemaligen Monarchienationen als Föderation autonomer Staaten fordert, wie es auch Woodrow Wilson in seinem 14-Punkte-Programm vorschlägt. Der Appell erscheint am dritten November 1918 in der ungarischen Tageszeitung „Világ“ (Die Welt).

Im Dezember 1918 sterben Margit Kaffka und ihr Sohn an der spanischen Grippe. Gemeinsam werden die beiden am Farkasréti-Friedhof in Budapest beigesetzt. Die Bildhauerin Elza Kövesházi-Kalmár fertigt ihren Grabstein.

Margit Kaffka gilt als „erste“ bedeutende Schriftstellerin Ungarns. Ihr Werk erfreut sich bis in die Gegenwart großer Beliebtheit.

verwendete Literatur und Quellen:

Women in World History, 410-413
Margit Kaffka und Zoltán Szász in Diskussion. - In: Mehr oder Weininger, 54-62

verfasst von: Nina Buchgraber

Ausgewählte Publikationen

Hullamzo elet : cikkek, tanulmanyok (Wogendes Leben : Aufsätze und Studien) / hg. von György Bodnar - Budapest: Szepirod, 1959
ÖNB 952023-B.Neu
Kaffka, Margit: Állomások (Stationen : Roman) - Budapest: Franklin-Társula, 1922
ÖNB 687877-B.Neu
Kaffka, Margit: Alom : Kaffka Margit kiadatlan elbeszelesei (Der Wurf : Unveröffentlichte Erzählung von Margit Kafka) / Vorr. von Aladar Schöpflin - Budapest: Franklin-Társula, 1941
ÖNB 737630-B.Neu
Kaffka, Margit: Also sprach die Frau - In: Mehr oder Weininger : eine Textoffensive aus Österreich, Ungarn - Wien: Braumüller, 2005, 150-158
ÖNB 1780681-B.Neu
Kaffka, Margit: Ameisenhaufen - Budapest ; Wien: Kortina, 2008
ÖNB 1889059-B.Neu
Kaffka, Margit: Az élet útján : versek cikkek, naplojegyz (Auf dem Lebensweg : Gedichte, Artikel, Tagebucheinträge) / hg. von György Bodnar - Budapest: Szepirod, 1972
ÖNB 1090102-B.Neu
Kaffka, Margit: Csendes válságok (Stille Krisen : Novellen) - Budapest: Pallas r.t., 1922
ÖNB 686429-B.Neu
Kaffka, Margit: Kaffka Margit összes versei (Sämtliche Gedichte von Margit Kaffka) - Budapest: Magyar Helikon, 1961
ÖNB 950373-B.Neu-Per.9
Kaffka, Margit: Neurasthenie - In: Mehr oder Weininger : eine Textoffensive aus Österreich, Ungarn - Wien: Braumüller, 2005, 209-211
ÖNB 1780681-B.Neu

Quellen und Sekundärliteratur

Links