Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Karoline von Pasqualati wurde 1806 oder 1808 – je nach Quelle – als Tochter eines wohlhabenden Besitzers von Obst- und Gemüseplantagen in Wien geboren. 1832 heiratete sie Christian von Perin-Gradenstein, mit dem sie drei Kinder hatte. Nach dem Tod ihres Mannes lernte sie etwa 1845 den Juristen und Musikkritiker Alfred Julius Becher kennen und wurde seine Lebensgefährtin. Diese Liebesbeziehung erregte Anstoß.
Becher war ab Juni 1848 Redakteur der Wiener Zeitschrift "Der Radikale" und hatte während der Revolution 1848 eine führende Rolle in Wien. Auch Perin-Gradenstein war in der 1848er Revolution politisch engagiert. Nach der Niederschlagung der Arbeiterinnendemonstration in Wien am 23. August 1848, war sie an der Gründung des Wiener demokratischen Frauenvereins, des ersten politischen Frauenvereins Österreichs, beteiligt.
Karoline Perin-Gradenstein hatte nicht nur die Standes- sondern ebenso die Geschlechtergrenzen überschritten. Sie vertrat Grundsätze der Frauenemanzipation. In den freien Monaten im Jahr 1848 wurde ihr öffentliches Engagement diskutiert und sie bekannt. Ihre Familie distanzierte sich von ihr. Sie ist die einzige Frau aus der Wiener 1848er Bewegung über die mehr als ihr Name bekannt ist. In Opposition zum dominierenden bürgerlichen Diskurs konterkarierten die frauenbewegten 1848erinnen die Teilung in eine öffentlich-männlich-politische und eine weiblich-private-häusliche Sphäre. Damit zogen sie auch Kritik und Spott auf sich - in Form von Gedichten, Pamphleten, mit Verboten und schlussendlich Gewalt. Nach einer vom Wiener demokratischen Frauenverein initiierten Demonstration von 300 Frauen vor dem Wiener Reichstag am 17. Oktober 1848 musste sich Perin-Gradenstein von der Presse als "schmutzige Amazone" und "politische Marktschreierin" beschimpfen lassen.
Perin-Gradenstein wurde nach der Kapitulation des revolutionären Wien polizeilich verfolgt und am 4. November 1848 verhaftet, ebenso Alfred J. Becher. Misshandlungen in der Haft und die Erschießung ihres Lebensgefährten waren Gründe, dass sie psychisch krank wurde und daraufhin am 23. November aus der Haft entlassen wurde. Im April des folgenden Jahres konnte sie nach München emigrieren. Ihr wurde das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen und ihr Vermögen konfisziert. In ihren „Erinnerungen“ distanzierte sie sich von ihrem Engagement in der Wiener Revolution, wiederrief ihre politischen Aussagen und erhielt dadurch 1849 die Erlaubnis nach Wien zurückzukehren.
Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil lebte sie in Wien wahrscheinlich als Inhaberin eines Stellenvermittlungsbüros. Vermutlich war sie aufgrund ihrer politischen Tätigkeit 1848 auch nach der Niederschlagung der Wiener Revolution im Visier des neoabsolutistischen Spitzelwesens. Beatrice Weiss schreibt, dass Perin-Gradenstein in späteren Jahren ab 1855 als Fotografin ihren Unterhalt verdiente. Sie dürfte zwei fotografische Ateliers in Salzburg und Ischl geführt haben. Sie war nach der Revolution eine der ersten Frauen, die in der von Männern dominierten fotografischen Szene einen Platz einnahm.
Bis zu ihrem Tod 1888 trat sie nicht mehr politisch in Erscheinung.
verwendete Literatur und Quellen:
Hauch: Frauen-Räume in der Männerrevolution 1848. - In: Europa 1848, 841-900
Hauch: Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau von (1806-1888). - In: A biographical dictionary of women's movements and feminisms, 424-426
Weiss: Demokratische Frauenvereine im Revolutionsjahr 1848
Lexikoneinträge
Köhler-Lutterbeck, Siedentopf: Lexikon der 1000 Frauen
Perin-Gradenstein, Karoline von, geb. v. Pasqualati
Frauenrechtlerin
1808 (Wien) - 10.12.1888 (Neu-Isenburg)
P., eine der Pionierinnen der österreichischen Frauenbewegung, stammte aus einer wohlhabenden Familie. Nach dem Tod ihres Mannes, den sie 1832 geheiratet und mit dem sie drei Kinder hatte, lernte sie etwa 1845 den Musikkritiker A. J. Becher kennen, einen der Führer der Wiener Radikalen während der Revolution von 1848, und wurde seine Geliebte. Als Reaktion auf die gewaltsame Niederschlagung der Wiener Demonstration der Arbeiterinnen am 23.8.1848 gründete sie den "Wiener demokratischen Frauenverein", den ersten politischen Frauenverein Österreichs. Nach der Erstürmung Wiens wurden auch P. und Becher gefangen genommen. Während Becher erschossen wurde, durfte P. im April 1849 nach München emigrieren, aber sie verlor das Sorgerecht für ihre Kinder und ihr Vermögen wurde konfisziert, was zu einer schweren psychischen Erkrankung führte. Um wieder nach Wien zurückkehren zu dürfen, wiederrief P. ihre politischen Aussagen. Sie eröffnete ein Stellenvermittlungsbüro, das ihr ein bescheidenes Auskommen ermöglichte.
biografiA
Perin-Gradenstein Karoline von, geb. Freifrau von Pasqualti; Frauenrechtsaktivistin
Geb. Wien, 12. 2. 1806
Gest. Wien, 10. 12. 1888
Herkunft, Verwandtschaften: Stammte aus einer wohlhabenden adeligen Familie. Vater: Freiherr von Pasqualti, Besitzer großer Obst- und Blumenplantagen.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1830 standesgemäße Heirat mit dem Freiherrn Perin-Gradenstein, drei Kinder. Nach dessen Tod Lebensgemeinschaft mit Alfred Julius Becher (1803–1848), Professor für Theorie und Ästhetik, Musikkritiker und Journalist. Becher spielte eine führende Rolle in der demokratischen 1848er Bewegung und war Herausgeber der Zeitung „Der Radikale“. Er wurde nach dem Niederschlagen der Revolution standrechtlich erschossen.
Laufbahn: K. P.-G. brach mit ihrer konservativen, adeligen Herkunft und schloss sich der demokratischen Bewegung an. Weil sie politisch aktiv war und in einer außerehelichen Beziehung lebte, war sie der gesellschaftlichen Häme und Verachtung ausgesetzt. Als Reaktion auf die gewaltsame Niederschlagung der Wiener Demonstration der Arbeiterinnen am 23. 8. 1848 gründete sie den „Wiener demokratischen Frauenverein“, den ersten politischen Frauenverein Österreichs. Nach dem erfolglosen Verlauf einer von diesem Verein initiierten Demonstration von 300 Frauen vor dem Wiener Reichstag (17. 10. 1848) musste sich K. P.-G. von der Presse als „schmutzige Amazone“, „politische Marktschreierin“ und „unweibliche Geliebte eines Demagogen“ beschimpfen lassen. Als nach dem Zusammenbruch der demokratischen Bewegung in den letzten Oktobertagen die polizeiliche Verfolgung der führenden Demokraten einsetzte, wurde K. P.-G.s Versteck verraten und sie wurde am 4. 11. 1848 verhaftet. In der Haft war sie körperlichen Mißhandlungen ausgesetzt. Ihr Vermögen wurde konfisziert, das Sorgerecht für die Kinder wurde ihr entzogen. Die meisten ihrer Freundinnen waren in den Kämpfen gefallen, wurden hingerichtet – so auch ihr Lebensgefährte – oder waren in verschiedenste Länder emigriert. Nach 23 Tagen Haft wurde sie als psychisch krank bezeichnet. Um wieder nach Wien zurückkehren zu dürfen, dementierte sie schließlich die Behauptung, dass sie aktiv am Revolutionsgeschehen teilgenommen habe, und reduzierte auch ihre Ansprüche der Frauenemanzipation auf den rein geistigen Bereich. In Wien betrieb K. P.-G. ein Stellenvermittlungsbüro. Sie starb einsam und völlig verarmt.
Weiland: Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland und Österreich
Karoline von Perin, geb. von Pasqualati
* 1808; + 10. Dezember 1888 Wien
Karoline von Perin entstammte eineer wohlhabenden adeligen Familie. Der Vater, Freiherr von Pasqualati, besaß große Obstplantagen in Wien. Im Alter von 24 Jahren heiratete Karoline standesgemäß den Freihernn von Perin-Gradenstein, mit dem sie drei Kinder hatte. Entscheidend wurde für sie die Beziehung zu dem Musikkritiker und engagierten Demokraten Alfred Julius Becher (1803-1848), der ab Juni 1848 als Redakteur der Wiener Zeitschrift "Der Radikale" tätig war. Aus Betroffenheit über die grausame Niederschlagung der "Wiener Demonstration der Arbeiterinnen" am 23. August 1848 gründete Karoline von Perin schon fünf Tage später den ersten "Wiener demokratischen Frauenverein", der indessen nur zwei Monate existieren konnte. Nach dem erfolglosen Verlauf einer von diesem Verein initiierten Demonstration von 300 Frauen vor dem Wiener Reichstag (17. Oktober 1848) mußte sich Karoline von der Presse als "schmutzige Amazone", "politische Marktschreierin" und "unweibliche Geliebte eines Demagogen" beschimpfen lassen.
Als nach dem Zusammenbruch der demokratischen Bewegung in den letzten Oktobertagen die polizeiliche Verfolgung der führenden Demokraten einsetzte, wurde Karoline von Perin verraten und am 4. November 1848 verhaftet. Im April des folgenden Jahres durfte sie zwar nach München emigrieren, verzweifelte aber wegen des Verlusts von A. J. Becher, der während seiner Haft erschossen worden war, und wegen deer Trennung von ihren Kindern, für die man ihr das Sorgerecht entzogen hatte.
Nach langer psychischer Krankheit schrieb sie endlich ihre Erlebnisse der letzten Oktobertage nieder. Wohl um wieder nach Wien zurückkehren zu dürfen, dementierte sie schließlich die Behauptung, daß sie aktiv am Revolutionsgeschehen teilgenommen habe, und reduzierte auch ihren programmatischen Aussagen die Ansprüche der Frauenemanzipation auf den rein geistigen Bereich. Als sie nach Wien zurückkehren durfte, betrieb Karoline von Perin, deren Vermögen konfisziert worden war, ein Stellenvermittlungsbüro. Sie starb einsam und völlig verarmt.